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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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bei lebendigem Leib von einer dreckigen Ratte aufgefressen.
    Mit einem weiteren Schrei warf er sich komplett auf die Seite. Die Ratte klatschte auf den Boden, während er mit den Beinen austrat und sich wie wild hin und her wälzte. Wenn er verhindern wollte, dass die scharfen Beißerchen abermals in seiner Haut versanken, durfte er keine Sekunde stillhalten. Auf der Seite war er noch wehrloser, doch das hektische Zucken war seine Rettung. Die Kabelbinder um seine Füße lockerten sich zunehmend, und mit jedem Tritt wuchs seine Hoffnung, dass er sich tatsächlich befreien konnte. Währenddessen umkreiste ihn die Ratte und setzte immer wieder zum Sprung an, aber jetzt hätte sie genauso gut versuchen können, auf ein panisches Rodeopferd aufzusitzen. Solange er in dem Stil weitermachte, war er in Sicherheit, aber sobald ihm die Kraft ausging, war er geliefert. Deshalb konnte er die Kabelbinder gar nicht schnell genug loswerden.
    Er spürte, wie die Fesseln Millimeter für Millimeter nachgaben. Bei jedem Anlauf konnte er die Füße etwas weiter bewegen, und schließlich schüttelte er die Kabelbinder mit einem letzten Aufbäumen ab. Er war frei. Sofort rollte er sich herum und rappelte sich auf, bis er auf wackeligen Beinen stand. Plötzlich wurde es der Ratte ungemütlich, und sie floh Hals über Kopf durch den Türspalt. Winters wütender Tritt ging ins Leere.
    Als er einen Blick auf sein blutiges Knie warf, stellte er fest, dass es nicht purpurrot war, sondern ein schmutziges, ungesundes Rot angenommen hatte. Sollte er hier jemals rauskommen, musste er als Erstes zum Arzt. Doch die Tür war nach wie vor abgesperrt, und als er an den Fesseln um seine Hände zerrte und diese kein Stück nachgaben, wurde ihm klar, dass er im Moment ganz andere Sorgen hatte als ein infiziertes Knie.
    Er ging auf und ab und versuchte noch einmal, die Fesseln an den Händen abzuschütteln. Keine Chance.
    Etwas später hockte er an der Wand, in sich zusammengesunken und möglichst weit weg von McKendrick. Er konnte nur warten, vor sich hin starren und nachdenken. Doch kaum hatte er damit angefangen, hörte er etwas. Am Anfang nur ganz leise, dann lauter und lauter. Und immer näher. Schritte. Er freute sich über die Gesellschaft, obwohl sie nichts Gutes verhieß. Da er eine Ewigkeit bloß tröpfelndes Wasser und Rattenquieken gehört hatte, kamen ihm die Schritte ohrenbetäubend laut vor, bis sie vor der Tür aufstampften und verstummten. Im dämmrigen Licht der einen verbliebenen Lampe sah Winter den langen Schatten menschlicher Beine.

48
    Langsam drehte sich der Schlüssel im Schloss. Hundert Jahre Rost knirschten, als ein störrischer Riegel zurückgeschoben wurde. Dann schwang die Tür nach innen. Monteith kam herein, das Gewehr in der Hand. Er machte ein ernstes, beinahe besorgtes Gesicht. Als er bemerkte, dass Winter sich aufgesetzt hatte, zuckte er sichtlich zusammen. Er sah zu Winters Füßen, die offensichtlich nicht mehr gefesselt waren. Sofort legte er das Gewehr an und zielte au f W inters Brust.
    » Umdrehen. Ich will deine Hände sehen. Sofort.«
    » Wie war’s bei der Arbeit, Schatz?«, fragte Winter. Dafür fing er sich einen kräftigen Tritt auf den rechten Knöchel ein.
    » Umdrehen, hab ich gesagt. Mach schon.«
    Gehorsam schob Winter die Hüfte zur Seite, um Monteith zu zeigen, dass seine Hände immer noch am Rücken verschnürt waren.
    Monteith nickte zufrieden. Im selben Moment schlug ihm offenbar McKendricks Gestank entgegen, denn er wandte sich hastig ab und presste die linke Hand auf Mund und Nase.
    » Man gewöhnt sich dran«, sagte Winter.
    Monteith blickte auf die abgedeckte Leiche und schüttelte langsam den Kopf.
    » Wie ist er gestorben?«, versuchte Winter es noch einmal.
    » Zum letzten Mal, Winter. Es war ein Unfall.«
    » Ein Unfall, bei dem er sich blöderweise das Genick gebrochen hat? Bei dem du ihm das Genick gebrochen hast?«
    » Er ist auf mich losgegangen. Obwohl er die Waffe im Gesicht hatte, der Typ ist völlig ausgerastet. Dabei wollte ich ihn gar nicht töten, ich hätte nicht auf ihn geschossen. Vielleicht hätte ich…«
    » Vielleicht hättest du ihn sogar weitermachen lassen?«
    » Nein. Oder doch, vielleicht. Ich weiß es nicht. Das hat sich dann ja erledigt. Er hat das Gewehr zu fassen bekommen, und auf einmal war die Frage: er oder ich? Er stand vor mir, das Gewehr quer vorm Hals, wir hatten es beide gepackt. Er wollte es haben, ich wollte es haben. Ich hab versucht, ihm das Ding auf

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