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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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Telefon und wartete auf das geknurrte » Hallo?«.
    » Hi, Onkel Danny. Ich bin’s, Tony.«
    » Tony?«, erwiderte die Reibeisenstimme. » Ist schon wieder Weihnachten?«
    » Aye, ich weiß. Tut mir leid, dass ich mich so lang nicht gemeldet habe.«
    » Aye, das sagst du jedes Mal. Aber mach dir mal keine Gedanken, Junge. Wie geht’s denn so? Fotografierst du immer noch Typen, die sich nicht mehr dagegen wehren können?«
    » Ja. Die anderen wollen einfach nicht stillhalten.«
    » Freut mich. Okay, genug gequatscht. Was willst du von mir?«
    Ein nervöses Lachen. » Ich bin wohl kein besonders guter Schauspieler.«
    » Hör mal, Junge, es ist kurz nach zwei Uhr nachts, du hast wochenlang nichts von dir hören lassen und du klingst, als wär dir Jinky Johnstone im Rangers-Trikot erschienen. Du bist ein beschissener Schauspieler.«
    Danny Neilson war Exbulle. Dreißig Jahre bei der Truppe, von der Jugend bis zum besten Alter, und irgendwie war er immer noch dabei. Obwohl er mindestens doppelt so schlau war wie die meisten seiner Vorgesetzten, hatte er es bloß zum Detective Sergeant gebracht. Er hatte einen Ganoven nach dem anderen eingelocht, und die meiste Zeit war er damit zufrieden gewesen, auch wenn ihm Tante Janette ständig im Nacken gesessen hatte, er solle sich endlich um eine Beförderung bemühen. Als sie ihn dann schließlich überredet hatte, war er zu alt gewesen. Pech für Janette, Glück für ihn, denn er hielt sich sowieso für einen geborenen Sergeant, und als solcher, hatte er immer gesagt, wollte er auch sterben.
    Jetzt, mit bald fünfundsechzig Jahren, ging er immer noch arbeiten. Nicht dass er es nötig gehabt hätte, seine Pension war höher als ein anständiges Angestelltengehalt, aber Danny konnte oder wollte einfach nicht faul rumhocken und die Rente genießen. Deshalb hatte er sich einen Job als Aufseher am Taxistand an der Central Station gesucht. Er achtete darauf, dass die wartenden Suffköpfe sich nicht vordrängelten oder sich sonst wie den Schädel einschlugen. Winter fragte ihn schon lange nicht mehr, warum er sich das antat– jeden Tag in aller Frühe raus, um sich im strömenden Regen mit irgendwelchen Arschlöchern herumzustreiten. Er sei zu jung, um Coronation Street zu gucken und Milch zu trinken, hatte er früher immer geantwortet. Aber sie wussten beide, dass das nicht die ganze Wahrheit war.
    » Okay, du hast gewonnen, Dan. Ich wollte dich was fragen. Hast du schon von der Sache im East End gehört? Von Malky Quinn.«
    Eine kaum merkliche Pause und eine trockene Antwort. » Ja.«
    » In den Nachrichten ist es noch nicht gekommen, jedenfalls haben sie den Namen nicht erwähnt… Also woher weißt du…«
    » Junge, was fragst du denn so blöd? Wenn du wissen willst, was in den Nachrichten kommt, schalt den gottverdammten Fernseher ein.«
    » Okay, okay…«
    » Frag mich, was du mich fragen willst, und erspar mir das Drumherum. Ich bin müde, und ich hab echt keine Zeit für dein Getue. Das weißt du ganz genau.«
    Auf Small Talk und Förmlichkeiten hatte Big Danny Neilson noch nie Wert gelegt.
    » Okay«, sagte Winter. » Was hast du noch gehört? War es einer von Caldwells Jungs? Als Rache für den Boss?«
    Aus dem Hörer drang ein gedehntes Seufzen. » Nicht dass ich wüsste«, knurrte Onkel Danny. » Aber wär natürlich denkbar. Bei den Wichsern würde ich gar nichts ausschließen. Im Moment sieht’s aber nicht danach aus.«
    » Und warum nicht? Wäre doch am naheliegendsten.«
    » Ganz genau, Anthony. Wie oft hab ich dir erklärt, dass die naheliegendste Erklärung nicht zwangsläufig die richtige ist?«
    » Ziemlich oft. Aber wenn nicht Caldwell, wer dann?«
    » Ein Kumpel von mir meint, die Morde gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Und das macht die Kollegen grad ganz kirre. Caldwells Jungs hätten ihren Boss auf hundert, ach was, auf tausend Arten rächen können. Warum sollten sie praktisch dieselbe Nummer durchziehen?«
    » Also dieselbe Waffe? Und damit derselbe Täter?«
    » Scheiße, Tony, das mit den voreiligen Schlüssen hatten wir doch gerade erst!«
    Winter ließ sich nicht beirren. » Okay, was steckt dann dahinter? Will da irgendwer expandieren? Hat irgendwer die beiden aus dem Weg geräumt, um ihr Gebiet zu übernehmen?«
    » Verdammt, Junge! Hast du eine Ahnung, wie lang ich heute im Regen gestanden habe? Hast du eine Ahnung, wie scheißmüde ich bin? Da komm ich endlich nach Hause, schenk mir ein schönes Gläschen Jura ein und leg den guten alten

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