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Snapshot

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Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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Dean Martin auf, und dann ruft mich der kleine Timmy von den Fünf Freunden an und fragt mir einen Haufen Löcher in den Bauch! Woher soll ich das alles wissen, Tony? Hä? Warum fragst du mich solche Sachen?«
    Weil du immer mehr weißt, als du zugibst, dachte Winter. Aber er sprach es nicht aus, sondern wagte einen weiteren Schuss ins Blaue. » Vielleicht Alex Kirkwood? Denkst du, Kirky zieht die Fäden? Ich weiß, er sitzt im Knast, aber Typen wie er können so was doch auch von der Zelle aus regeln. Vielleicht will er jetzt schon seinen Claim abstecken, für später, wenn er wieder rauskommt.«
    Danny ging endgültig an die Decke. » Verdammte Scheiße, Tony! Das nächste Mal rufst du lieber wieder zu Weihnachten an. Du müsstest eh längst im Bett sein. Also gute Nacht.«
    Damit legte er auf. Als Winter das stumme Telefon betrachtete, musste er lachen. Sollte es den lieben Gott tatsächlich geben, hatte er einen besonders schlechten Tag erwischt, als er Danny erschaffen hatte. Er warf das Handy aufs Bett und krabbelte hinterher, drehte sich auf den Rücken und starrte gedankenverloren an die Zimmerdecke. Caldwell und Quinn. Quinn und Caldwell. Kugeln und Blut. Der ganze Dreck wirbelte in seinem Kopf umher und tanzte hinter seinen Lidern, als er einen Moment die Augen zumachte. Nur ganz kurz. Quinwell und Cald. Caldquinn und Well. Blut, Blut, noch mehr Blut. Nach und nach driftete er in einen Zustand seltsamer Beklemmung ab, irgendwo zwischen Wachen und Träumen, bis ihm irgendwann ein Stück kaltes Fleisch auf die Pelle rückte.
    Rachel war ins Bett geschlüpft– die halb erfrorene, hellwache und todmüde Rachel, die sich trotz seiner gemurmelten Widerworte immer fester an ihn klammerte. Wie konnte eine dermaßen heiße Frau dermaßen kalt sein? Genauso gut hätte sie ihm einen Eimer Eiswasser ins Gesicht kippen können.
    » Danke«, nuschelte sie in seine Schulter.
    » Wofür?«
    » Dafür, dass du da bist. Und dass du warm bist.«
    » Keine Ursache. Auch wenn du nicht gerade warm bist. Willst du drüber reden?«
    » Gleich. Muss mich erst ein bisschen aufwärmen.«
    Sie schmiegte sich noch enger an ihn. Der Frost des nächtlichen Glasgow kroch in seinen Körper und stahl ihm seine Wärme. Langes braunes Haar kitzelte sein Gesicht, eisige Strähnen, die den Geruch der Kälte verströmten, die Rachel eingeschleppt hatte. Winter wusste, was in ihrem Kopf vorging: Sie überlegte, was sie sagen sollte, wie viel sie preisgeben durfte. Hoffentlich alles, dachte er. Er wollte alles wissen, was es über den Mord an Malky Quinn zu wissen gab. Wer, was, wo, wann, warum. Egal ob Fakten oder wilde Theorien, er war sich für nichts zu schade. Onkel Danny hatte seinen Hunger nicht stillen können. Er war sich sicher, dass Rachel ihm am liebsten ihr ganzes Herz ausgeschüttet hätte, aber das Problem waren immer die Vorschriften. Er fragte sich, wie ihr Kompromiss diesmal aussehen würde.
    » Es war der pure Wahnsinn«, sagte sie nach einer Weile und vergrub den Kopf noch tiefer in seinem Nacken, bis sie schließlich doch Luft holen musste. » Die Kollegen sind rumgelaufen wie die aufgescheuchten Hühner. Ein paar von ihnen haben jetzt schon die Hosen voll. Aber ist ja auch kein Wunder. Was für eine beschissene Nacht.«
    In solchen Momenten war es am besten, den Mund zu halten und Rachel reden zu lassen. Das wusste Winter aus Erfahrung. Neugierige Fragen würden ihr nur auf die Nerven gehen oder ihre polizeiliche Schweigepflicht aktivieren. Er arbeitete zwar für die Bullen, war aber selber keiner, und er würde sich nur ins eigene Fleisch schneiden, wenn er sie mit einer dummen Bemerkung daran erinnerte.
    » Als ich gekommen bin, war Shirley schon da. Ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn sie den Boss mitten in der Nacht aus dem Bett holen.«
    Alex Shirley, der Chief Superintendent, beim Fußvolk auch als Shirley Temple bekannt. Aus Rachels und Addisons Erzählungen hatte Winter sich zusammengereimt, dass er im Allgemeinen respektiert, ja sogar gemocht wurde. Eine beachtliche Leistung, fand er, denn Häuptling Shirley gebot über einen Stamm aus zynischen, dauerangepissten Glasgower Klugscheißern.
    » Shirley hat direkt verängstigt gewirkt. So hab ich ihn noch nie gesehen. Aber wer will’s ihm verdenken? Gestern erwischt es Cairns Caldwell, heute den nächsten Obermacker, und der eine Mord gleicht dem anderen aufs Haar. Das hätte jeden aus dem Konzept gebracht. Und wenn du dann auch noch dafür zuständig bist, die

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