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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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erwischt. Er hat die ganze Zeit auf Malkys Kopf gestarrt, auf das Blut, das sich auf dem Gehsteig gesammelt hat. Wie hypnotisiert.«
    Eine erneute Pause. Winter sagte nichts. Er ließ ihr Zeit.
    » Für die Presse ist das natürlich ein gefundenes Fressen. Wir waren noch nicht mal eine halbe Stunde da, da sind die Zeitungen und die Fernsehdeppen aufgetaucht. Wie die Heuschrecken. Überall haben sie sich rumgedrückt und ihre bescheuerten Vermutungen gebrüllt. › Revierkampf? Revierkampf?‹ Als würden wir auf so was eingehen. Wie ich diese Wichser hasse.«
    Als Rachel die Ermittlungen in der Cutter-Mordserie geleitet hatte, hatten die Medien ihr das Leben zur Hölle gemacht. Schon davor war sie nicht gerade die beste Freundin der Presse gewesen, doch seitdem sie öffentlich durch den Dreck gezogen worden war, während ein Serienmörder sechs zufällig ausgewählte Menschen umgebracht hatte, hatte sich ihre Abneigung zu leidenschaftlichem Hass gesteigert. Kaum hatte sie damals das Kommando übernommen, waren die Zeitungen über sie hergefallen: Wie konnte es angehen, dass ein einfacher Detective Sergeant eine so wichtige Rolle innehatte? Warum hatte sie den Typen nicht längst gefasst? Schließlich hatten sie bekommen, was sie wollten: Rachel war von ihren Chefs abgesägt worden. Heute weigerte sie sich, darüber zu sprechen, aber Winter wusste, dass sie die Niederlage noch lange nicht verwunden hatte.
    » Denken diese Vollidioten wirklich, ich hätte nichts Besseres zu tun, als ihre hirnrissigen Fragen zu beantworten? Nee, so blöd können nicht mal die sein. Meinetwegen können sie den lieben langen Tag mit der Pressestelle quatschen, aber von mir bekommen sie einen feuchten Dreck. Das Ganze ist schon schlimm genug, da kann mir das Pack wirklich gestohlen bleiben. Kennst du diese Tussi vom Express, Lindsay Richardson? Addy hat ihr gesagt, sie soll sich verpissen. Er hat’s ihr einfach so ins Gesicht gesagt, weil sie ihn irgendwas von wegen Blutrache gefragt hatte, wer als Nächster dran sei und so weiter. Manchmal kann ich deinen Kumpel nur bewundern. Er wirkte ziemlich unglücklich am Tatort.«
    » Wieso unglücklich?«
    » Was für eine Frage. Na ja, ich hab da meine eigene Theorie. Aber das fragst du ihn besser selber.«
    Winter hob die Augenbrauen, doch sie wollte nicht näher darauf eingehen. Da war nichts zu holen. Ihre Beziehung basierte seit jeher darauf, dass sie zur Polizei gehörte und er nicht. Zwischen ihnen verlief eine Linie aus blau-weißem Absperrband, und sollte er jemals versuchen, diese Linie zu überqueren, würde sie ihn ohne Zögern verhaften.
    » Aber was soll’s«, meinte sie. » Wer interessiert sich schon für tote Gangster? Hauptsache, ich bin wieder im Bett. Die Kollegen von der Spurensicherung dürfen noch die ganze Nacht lang Schädelbrocken und Gewebefetzen von der Kinnear Road aufsammeln.«
    » Wer war heute an der Kamera?«
    Ein müdes Kopfschütteln. » Mulgrew und Burke.«
    » Scheiß Forensiker!«, keifte er. Und damit hatte er sich natürlich im Ton vergriffen.
    » Mann, hört das denn nie auf? Die beiden haben nur ihre Arbeit gemacht, und das übrigens ziemlich gut. Das war ein Tatort, keine Kunstausstellung. Ein Toter, ein Einschussloch, haufenweise Blut und Hirn auf dem Asphalt. Mehr nicht. So was will sich kein Mensch rahmen und irgendwo an die Wand hängen.«
    » Aye. Schon gut.«
    » Sorry, aber manchmal geht mir das echt auf den Geist.«
    » Aye. Hab’s kapiert.«
    Ihre Gesichtszüge entspannten sich. » Tut mir leid. War eine lange Nacht, eine sehr lange Nacht. Und um neun muss ich schon wieder rein. Ist ja schön, dass du eine völlig andere Perspektive auf das Ganze hast. Ich seh da nur tote Arschlöcher. Aber heute ist mir das einfach zu viel. Okay?«
    » Klar. Tut mir leid«, murmelte er. » Du hast recht, war ziemlich daneben. Komm her. Du musst endlich ein bisschen schlafen.«
    Mit einem Kuss kuschelte sie sich an ihn, und zwei Minuten später war sie weg.
    Was die Kollegen von der Spurensicherung anging, hatte sie recht. Ansonsten hatte sie so was von unrecht.
    Ein Bild flutete seine Gedanken: Malky Quinn, wie er sich allmählich auf dem Gehsteig verteilte. Eine dunkle Pfütze, ein warmes, schimmerndes Leuchten. Der Schein der Straßenlaternen glitzerte auf einem weinroten Meer, sammelte sich in Lichtpunkten, die seine Canon EOS -1D wunderbar einfangen könnte. Der Preis der Sünde schwappte über den Asphalt, färbte ihn in allen Variationen eines satten

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