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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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stand auf dem roten Asphalt, die Türen weit geöffnet. Die Statuen rings um den George Square kehrten ihm allesamt den Rücken zu, als wollten sie ihn mit Missachtung strafen.
    Neben den Kanistern lag ein Haufen weißer Klötze, die auf den ersten Blick als Kokainziegel zu erkennen waren– etwa zwei Dutzend in Papier eingewickelte Kokainziegel, zu vier unordentlichen Türmen gestapelt. Wären keine Cops vor Ort gewesen, wären die Ziegel nach spätestens zwei Sekunden verschwunden gewesen.
    » Hat einer von Ihren Leuten versucht, sich dem Wagen zu nähern?«, fragte sie den Inspector.
    Ein knappes Nicken. » Ja, zweimal, aber jedes Mal wurde auf die Kollegen gefeuert. Beim ersten Mal ziemlich weit daneben, vielleicht einen guten Meter, aber nah genug. Einer von uns hat sich ’ne kugelsichere Weste angelegt und ist noch mal los. Diesmal hat ihn der Schuss nur um Zentimeter verfehlt. Danach haben wir’s gelassen.«
    » Okay. Woher kamen die Schüsse?«
    Er schüttelte den Kopf. » Wir sind uns nicht sicher. Vielleicht von der Ostseite des Platzes her, etwa von den City Chambers, aber in dem verdammten Chaos hier kann man es einfach nicht wissen. Alles ging so schnell, hier hat sich ehrlich gesagt keiner mehr ausgekannt. Natürlich könnten wir’s rausfinden, indem wir noch einen losschicken. Aber das kann ich nicht verantworten.«
    » Verstehe.« Inzwischen musste sie schreien, um den wachsenden Lärm zu übertönen. » Aber haben Sie irgendwelche anderen Maßnahmen ergriffen, um den Schützen zu finden? Er muss doch irgendwo ziemlich weit oben sein?«
    Der Inspector bedachte sie mit einem vielsagenden Blick, bevor er die Augen nach oben und rund um den Platz wandern ließ. Und er hatte recht: Rings um den George Square standen turmhohe Gebäude, in denen sich Hunderte Scharfschützen verbergen konnten.
    » In welche Richtung ist der Fahrer weggerannt, Sir? Haben wir eine Beschreibung?«
    Der Inspector– Begley, dachte sie, so hieß er– wollte antworten, als sich hinter ihm ein großes Getöse erhob. Er wirbelte herum, und auch Narey sah zum Bahnhof Queen Street, wo die Menge heftig in Bewegung geraten war. Die Leute rempelten sich an, die ersten Fäuste flogen.
    Sie blickte sich um. Die Menschenmassen waren stark angeschwollen, die Cops konnten sie kaum noch im Zaum halten. Der George Square lag mitten im Zentrum der Innenstadt. Hier liefen zu jeder Tageszeit Hunderte und Tausende Menschen herum. Da die Polizei die vier Straßen abgesperrt hatte, die den Platz einrahmten, war sofort ein Stau entstanden, der noch mehr Leute anzog. Von Minute zu Minute gesellten sich weitere Gaffer zu dem neugierigen Mob, der schon jetzt an sämtlichen Zugängen drohte, über den menschlichen Damm zu schwappen.
    Doch der Aufruhr am Bahnhof schien von einem anderen Gerangel auf derselben Straße herzurühren, etwa hundert Meter weiter. Dort war es einem Sky-Nachrichtenteam irgendwie gelungen, sich von der North Frederick Street aus durch die Menge zu drängeln und sich in der Nähe des Millennium-Hotels zu postieren, ohne sich dabei um die Leute zu scheren, die schon länger dort gestanden hatten. Zwei Beamte waren bereits zur Stelle. Während sie sich mit dem Reporter stritten, hielten Kameramann und Tonmensch eifrig auf den weißen Lieferwagen drauf.
    Sehr viel später fragte Narey sich, ob der Scharfschütze vielleicht genau darauf gewartet hatte. Doch als es geschah, hatte sie keine Zeit für größere Überlegungen. In diesem Moment konnte sie nur den Kopf einziehen. Wie alle anderen auch.
    Ein Schuss zerfetzte die Luft. Noch bevor irgendwer kapiert hatte, was da geschah, schlug die Kugel mit einem Ploppen in die Benzinkanister ein und trat auf der anderen Seite wieder aus. Zuerst erfasste Narey nur die unmittelbaren Folgen: Mit einem gewaltigen Brüllen, das Polizisten und Schaulustige instinktiv zurückweichen ließ, ging das Benzin in fauchende Flammen auf, die kurz darauf auch auf die Kokainziegel übergriffen. Binnen Sekunden fing das Rauschgift Feuer.
    Narey sah, wie Begleys Kiefer herunterklappte, und sie konnte es ihm kaum verdenken. Von jetzt auf gleich wurde ein Feuerwerk der Extraklasse abgefackelt. Zunächst schoss nur das Benzin in dunklen, wütenden, unbarmherzigen Flammen in die Höhe, doch als diese nachließen, waren auch die schwelenden, bröckelnden Ziegel zu erkennen, die einen dünnen, cremigen Rauch verströmten. Der Kokaindunst schlängelte sich über den Platz und weiter in die Straßen der Stadt, auf

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