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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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der Suche nach Blutbahnen, die er verseuchen konnte.
    Die Menge reagierte mit einem lauten, aufgeregten Geschnatter, das sofort verstummte, als der zweite Schuss über den Platz hallte. Der Knall erreichte ihre Ohren jedoch erst einen Sekundenbruchteil nachdem die Kugel den Tank des weißen Lieferwagens fein säuberlich durchbohrt hatte. Die Explosion nahm alle Spuren mit, die vielleicht im Wagen zu finden gewesen wären. Ein tosender Feuerball verschlang das weiße Blech. Orangefarbene Flammen loderten auf, als wollten sie das brennende Kokain anfeuern.
    Wie versteinert starrte Begley auf das Flammenmeer, den Mund immer noch sperrangelweit geöffnet, aber Narey war hellwach. Sie hatte gesehen, wie die Kugel in die Kanister eingeschlagen war. Sie hatte gesehen, wie die Kanister, als sie getroffen wurden, in ihre Richtung gekippt waren.
    » Er ist im Nordosten, hinter den City Chambers«, erklärte sie dem Inspector. » Von da hinten sind die Schüsse gekommen. Schicken Sie Ihre Männer rüber.«
    Begley sah sie an, als hätte er ihr am liebsten die Meinung gegeigt. Doch er begnügte sich damit, sich auf dem Absatz umzudrehen und den nächstbesten Kollegen Anweisungen zuzubellen.
    Unterdessen hatte eine Hupe aus Richtung der North Frederick Street Nareys Aufmerksamkeit erregt. Jetzt entdeckte sie auch den dazugehörigen Wagen, der sich wie ein Bulldozer durch den stehenden Verkehr und die Menschenmenge schob. Es grenzte an ein Wunder, dass dabei niemand unter die Räder geriet, denn die Schaulustigen starrten ausnahmslos auf das Spektakel auf dem George Square. Als die Türen aufgingen und die ersten Leute ausstiegen, schüttelte Narey schnaubend den Kopf: Tony, Addison, Colin Monteith und Iain Williamson, allesamt mit ungläubigem Gesicht, doch Tony griff bereits in die Tasche über seiner Schulter und zog eine Kamera heraus. Scheiße, dachte sie, das ist genau sein Fall, und es war ja auch ein unglaublicher Anblick. Schade, dass sie kein Auge für diese Art von Schönheit hatte.
    So hatte man den George Square noch nie gesehen. Es schneite wie an Weihnachten, und es brannte und loderte wie ein Freudenfeuer am Guy-Fawkes-Tag. Dicker Rauch und ein beißender Geruch hingen in der Luft: der typische Benzingestank, den jeder kannte, gemischt mit einem süßen, gummiartigen Aroma, das Narey an Karamell denken ließ.
    Die Cops hielten den Mob so gut wie möglich in Schach, aber gegen die Luft konnten sie nichts ausrichten. Die Leute in der Innenstadt hatten Glück– auch wenn manch einer eher von Pech gesprochen hätte–, denn der Stoff zog nicht mal annähernd so stark rein, wie wenn er geschnupft oder geraucht worden wäre. Hinterher ließ Narey sich von einem Forensiker erklären, dass verbranntes Kokainpulver etwa die Hälfte seiner Wirkung einbüßte. Es loderte und qualmte zwar ganz schön, war aber nicht mehr besonders effizient. Trotzdem, eine halbe Stunde lang sorgte es für das ein oder andere Lächeln. Einige Einheimische hielten ihre bebende Nase in die Luft wie ein Kaninchen auf der Flucht vor dem Fuchs, um möglichst viel von der Gratisdosis abzubekommen.
    Narey sah, wie Tony durch die Menge watete und jeden ablichtete, der ihm vor die Linse kam. Natürlich glaubten ein paar Vollidioten, er wollte sie wegen Drogenkonsum drankriegen. Ein paar von ihnen hielten sich die Hände vors Gesicht, andere boten sich mit unmissverständlichen Gesten an, sein Gesicht umzugestalten. Aber Narey wusste, dass Tony noch ganz andere Risiken eingegangen wäre.
    Sie beobachtete, wie er zwei Teenager knipste, die sich wie blöd angrinsten und die Zunge rausstrecken, als würden sie Schneeflocken auffangen. Wahrscheinlich hatten sie bisher höchstens mal eine Flasche Buckfast oder White Lightning getrunken, sodass sie an diesem Donnerstagnachmittag, an dem sie eigentlich eine Doppelstunde Mathe hätten absitzen müssen, quasi in die nächste Liga aufgestiegen waren.
    Eine schmächtige Greisin mit fahlblauen Strähnen im Haar hatte offenbar in ihrem ganzen Leben nichts Lustigeres gesehen. Kichernd deutete sie auf das irre Schauspiel, ganz egal, ob sie von irgendwem beachtet wurde oder nicht. Vielleicht war ihr die weiße Pracht zu Kopfe gestiegen, vielleicht lag es am Sherry zum Mittagessen, vielleicht war sie einfach ein bisschen verrückt. Auf jeden Fall kriegte sie sich kaum noch ein. Tony fotografierte ihr wettergegerbtes Gesicht, die verkniffenen Augen, den johlenden Mund.
    Ein rotgesichtiger Kerl mit weiß gesprenkeltem

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