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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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Bart, Typ Manager in prall gefülltem Mantel, war von all dem restlos entsetzt und schien zugleich panische Angst davor zu haben, auch nur das kleinste Kokslüftchen einzuatmen. Er hielt sich ein weißes Taschentuch vor den Mund, als wäre er einem Tränengasbombardement ausgesetzt. Abgesehen von Nikotin und kanisterweise Whisky hatte er vermutlich noch nie Drogen konsumiert, und jetzt wollte er offenbar nicht damit anfangen.
    Andere Tagediebe hießen den süßen Wind im wahrsten Sinne des Wortes mit offenen Armen willkommen– sie wedelten sich den Duft in die Nase, als hätten sie sich schon lange nicht mehr so sehr für irgendetwas begeistern können. Scheiß auf die Bullen, scheiß auf Überwachungskameras, immer schön einatmen, Mann, das ist pure Magie. Sie prügelten sich regelrecht um ihre gerechte Portion, sie rammten sich gegenseitig mit den Ellenbogen beiseite, um eine größere Nasevoll einzusaugen. Diese Idioten gerieten schon beim kleinsten Anlass völlig aus der Spur, und das hier war einfach zu viel für sie.
    Mittlerweile waren Addison und Monteith neben Narey aufgetaucht, doch im Moment konnten auch sie nur zuschauen und rätseln, was das Ganze zu bedeuten hatte, eine Situation, die ihnen allen vertraut war. Alle drei starrten gebannt auf den wirbelnden Schneesturm. Der George Square sah aus, als hätte man die Stadt auf den Kopf gedreht und einmal fest geschüttelt.
    » Gut so«, brummte Monteith. » Das Dreckszeug soll brennen. So richtet es wenigstens kein Unheil mehr an.«
    Addison musterte den DS leicht amüsiert. » Auf einmal so moralisch, Colin? Ist denn schon Sonntag?«
    Monteiths Blick verdüsterte sich, blieb aber an der kostenlosen Zirkusvorstellung auf dem George Square hängen. » Ich finde das gar nicht witzig, Sir. Ich hab einfach keine Lust mehr, ständig die Scheiße aufzusammeln, die das Zeug hinterlässt.«
    » Man muss auch mal lachen können, Col. Sonst frisst es einen irgendwann auf.«
    » Danke für den Ratschlag, Sir.«
    » Gern geschehen, Sergeant. Aye, was haben wir denn da?«
    Ein stämmiger Constable in greller Neonweste steuerte auf sie zu, eine Pranke am Oberarm eines jungen, völlig verängstigten Typen. » DI Addison, das ist Douglas Charlton. Er behauptet, er hätte den Wagen auf den Platz gefahren.«
    Douglas Charlton, Mitte zwanzig und allem Anschein nach kurz davor, sich in die Hose zu machen, trug eine ausgeblichene Jeans und eine blaue Barbour-Jacke und zitterte wie Espenlaub. Der Typ hatte nie und nimmer die Nerven gehabt, den Abzug eines Scharfschützengewehrs zu drücken, und so wie er jetzt herumzappelte, hätte er nicht mal ein Scheunentor getroffen. Er brabbelte wirr vor sich hin, während Addison versuchte, ihn so weit zu beruhigen, dass man ihn halbwegs verstand.
    » Ich hatte keine Wahl«, stammelte er. » Ich musste es tun.« Seine Augen huschten von rechts nach links, er hüpfte von einem Fuß auf den anderen, und seine Arschbacken bibberten wahrscheinlich wie Wackelpudding. » Ich hatte keine Wahl.«
    » Aye, das haben wir schon verstanden«, erwiderte Addison diplomatisch wie immer. » Sie hatten keine Wahl, was zu tun?«
    » Den Wagen zu fahren, den Wagen auf den Platz zu fahren. Sonst erschießt er mich, hat er gesagt. Ich musste die Einbahnstraße verkehrt herum runterfahren. Sonst bringt er mich um, hat er gesagt.«
    » Okay, okay. Jetzt beruhigen Sie sich erst mal. Erzählen Sie uns alles von Anfang an. Wo war er? Wie ist das alles abgelaufen?«
    » Ich war im Livingstone Tower. Kennen Sie den? Gehört zur Strathclyde-Uni.« Er deutete die George Street hinauf, auf die Ecke eines Hochhauses, das in einiger Entfernung gerade so zu erkennen war.
    » Moment. Da haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
    » Ja. Er hat gesagt, er beobachtet mich von da oben aus. Er behält mich im Auge.«
    » Inspector Begley!«, brüllte Addison über das Chaos hinweg. » Zum Livingstone Tower! Sie und alle Ihre Leute! Und du gehst mit, Rachel, du passt auf, dass die Kollegen keine Scheiße bauen.« Das bescherte ihm einen scharfen Blick von Rachel– die nun erst recht entschlossen war, ihm nichts von ihrer Unterhaltung im Criterion zu erzählen– und von Begley, was Addison jedoch nicht im Geringsten juckte. » Okay, Mr. Charlton, und jetzt noch mal von vorne. Lassen Sie sich Zeit, aber bitte nicht zu viel.«
    » Er hat gesagt, er hat die ganze Straße im Blick. Er sieht es, wenn ich anhalte. Er hat gesagt, er kann alles zwischen da drüben und dem George Square

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