Snapshot
Auge.
» Thomas Breslin«, fing Narey noch mal von vorne an. » Ich habe einen Durchsuchungsbefehl für Ihre Wohnung, aber wie wäre es, wenn Sie sich erst mal was anziehen? Die Kollegen werden Sie begleiten.«
» Ihr habt kein Recht, hier einfach so reinzuplatzen!«, rief er. » Scheiße, was wollt ihr von mir?«
» Lassen Sie mich überlegen«, erwiderte Narey, » Drogenbesitz mit Verkaufsabsicht? Oder sollen wir lieber über Melanie reden? Beziehungsweise über Una?«
Breslins Augenbrauen verzogen sich, ein Blick, den man als Verwirrung deuten konnte, oder fühlte er sich vielleicht ertappt? Jedenfalls schlug sein Gesichtsausdruck bald in puren Hass um. Mit schnellen Schritten ging er auf Narey zu, brachte seine zornige Visage ganz nah an sie heran und brüllte auf sie ein. Speicheltropfen sprenkelten ihre Stirn, doch Narey hielt die männlichen Cops mit einem knappen Wink auf Abstand und erwiderte Breslins Starren.
» Was redest du da für einen Scheiß?« Seine Augen traten aus den Höhlen hervor. » Kommst hier einfach mitten in der Nacht an! Scheiße, was soll das?«
» Warum so wütend, Mr. Breslin?«, antwortete Narey mit ruhiger Stimme. » Haben Sie etwas zu verbergen? Hat es vielleicht mit Una zu tun?«
Mit einem Fauchen wich Breslin einen halben Schritt zurück, ballte die rechte Hand zur Faust und holte aus. Einen Sekundenbruchteil später schlang sich ein anderer Arm um seinen Arm, bog ihn auf den Rücken und zwang den Dealer in die Knie. Ein Fuß fixierte seine Kniekehle am Boden.
» Nicht schlecht«, meinte Narey. » Lernt man das heutzutage in Tulliallan?«
Corrieri blickte auf, lächelte verschämt und krallte sich noch fester in Breslins nackten Arm, was den Dealer zu einem gequälten Ächzen animierte.
» Nein, das hab ich aus einem Abendkurs«, gab sie zu. » Kuk Sool Won und Pilates. Zusammen ist es günstiger.«
» Gut gemacht.« Narey nickte. » Und wir beide, Mr. Breslin, machen jetzt einen kleinen Ausflug aufs Revier.«
Im Gegenzug spuckte Breslin auf seinen eigenen Teppich und ließ einen Schwall Schimpfwörter los, die sich überwiegend auf recht unschmeichelhafte Eigenschaften weiblicher Cops bezogen.
Eine halbe Stunde später wurde ein widerwilliger T-Bone Breslin in der Stewart Street auf einen Stuhl gedrückt. Er bedachte Narey und Corrieri mit drohenden Blicken und beschwerte sich darüber, dass sein Anwalt immer noch nicht aufgetaucht war. Das überhebliche Gehabe, das Corrieri ihm vorhin ausgetrieben hatte, war zurückgekehrt, jetzt im Verbund mit seiner üblichen Aggressivität.
» Warum reden Sie nicht einfach mit uns, Mr. Breslin?«, fragte Narey.
» Fick dich, Schlampe. Warum kümmerst du dich nicht um das Arschloch, das da draußen unschuldige Leute abknallt, die ihren Lebensunterhalt mit einem Dienst an der Allgemeinheit verdienen?«
Tja, dachte Narey, das frage ich mich auch. Aber falls Tommy Una umgebracht hatte, würde es ihr mindestens genauso viel Spaß machen, ihm die Eier abzuschneiden. » Warum beantworten Sie nicht einfach meine Fragen? Wann haben Sie Una zum letzten Mal gesehen?«
» Was willst du ständig mit Una?«, rief er.
» Ist doch eine ganz einfache Frage. Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«
» Ich hab keine Ahnung, okay? Und ohne Anwalt sag ich gar nichts mehr.«
» Keine Ahnung? Aber Una ist doch Ihre Freundin?«
» Das geht dich einen Scheißdreck an. Ich sag gar nichts mehr.«
» Und sie ist doch auch die Mutter Ihrer Tochter, oder?«
Wut zuckte über sein Gesicht. » Kein Wort über meine Tochter, klar? Kein einziges!«
Narey ließ nicht locker. » Wann haben Sie Una zum letzten Mal gesehen?«
» Keine Ahnung. Vielleicht vor ’ner Woche. Und jetzt lass mich in Ruhe.«
» Vor einer Woche? Also letzten Freitag? Oder eher letzten Samstag?«
» Vielleicht Samstag. Bin mir nicht sicher.«
» Ganz schön blöd, seine Freundin so lang nicht zu sehen, was?«
» Mann, die ist auf Crack, die hat selber keinen Plan, wo sie ist. Also woher soll ich dann wissen, wo sie rumhängt?«
» Und für Ihre Tochter kann es auch nicht schön sein, ihre Mutter so lange nicht zu sehen.« Wieder flammte Breslins Wut auf– Narey hatte seine Achillesferse gefunden. » Ich hab das Gefühl, die Kleine ist Ihnen nicht besonders wichtig. Sonst wäre es Ihnen nicht so egal, wo ihre Mutter steckt.«
» Lass meine Tochter aus dem Spiel. Ich liebe die Kleine über alles, kapiert? Du hast doch keine Ahnung.«
» Und wo ist die Kleine dann? Bei
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