Snapshot
ihrer Mutter ist sie nicht, das wissen wir. Und in Ihrer Wohnung war sie auch nicht.«
» Sie ist bei meiner Mutter, klar? Es geht dich zwar nichts an, aber okay, sie ist bei meiner Ma. Und jetzt kein Wort mehr über die Kleine. Mit der verdammten Fotze Una hat sie nichts zu tun, und dich geht sie erst recht nichts an.«
Auf Breslins Stirn pulsierte eine Ader. Sein Zorn war kurz davor überzukochen. Narey konnte es nicht ändern, sie musste das Feuer noch ein wenig schüren. » Irrtum, das geht mich sehr wohl etwas an. Ich meine, das arme Kind! Eine drogensüchtige Mutter, einen gewalttätigen Dealer als Vater. Dafür würde sich das Sozialamt sicher brennend interessieren. Was denken Sie, DC Corrieri, wie stehen die Chancen für Mr. Breslin, seine Tochter behalten zu dürfen?«
» Die Chancen dürften verschwindend gering sein«, erwiderte Corrieri in nüchternem Tonfall.
» Fick dich!«, brüllte der Dealer.
» Wir sind verpflichtet, den Fall zu melden«, meinte Narey. » Erst danach geht uns das Ganze tatsächlich nichts mehr an.«
» Was bist du nur für ein mieses Stück… Okay, was willst du wissen?«
» Wann Sie Una zum letzten Mal gesehen haben. Und wo Sie Samstagnacht waren.«
Breslin kniff die Augen zusammen und riss den Mund auf, ein stummer, frustrierter Schrei. » Wie oft denn noch? Zum letzten Mal gesehen hab ich sie am Samstag. Sie wollte grad zur Arbeit.«
» Zur Arbeit?«, wiederholte Narey mit einem spöttischen Lächeln. » Na gut. Und was haben Sie gemacht, als Una zur Arbeit gegangen ist? Sind Sie ihr vielleicht gefolgt? Damit sie kein Geld verschwinden lässt, das für Sie bestimmt war?«
» Nein.«
» Und Sie haben sich nicht gefragt, warum sie so lange nicht mehr aufgetaucht ist?«
Ein Schulterzucken.
» Ja oder nein?«
» Sie ist öfter mal verschwunden. Ab und zu verkriecht sie sich mit irgendwelchen anderen Drogies in irgendeinem Drecksloch, aber am Schluss kommt sie immer wieder angekrochen. Sie braucht halt ihren T-Bone.«
Narey schüttelte den Kopf. » Aber diesmal ist sie nicht angekrochen gekommen, oder?« Gleichzeitig nahm sie eine Fotografie vom Tisch, drehte sie um und schob sie zu Breslin.
Melanie, halb nackt auf dem Boden, kurz nachdem das Leben aus ihr herausgewürgt worden war.
Breslin zuckte zusammen. Hatte er erst jetzt begriffen, dass sie tot war? Oder war er schockiert, weil er plötzlich vor Augen geführt bekam, was er angerichtet hatte? Narey war sich nicht sicher, aber vielleicht war es sogar beides. Vielleicht hatte er sie nach der Tat liegen gelassen, weil er gedacht hatte, sie wäre noch am Leben und würde schon wieder » angekrochen kommen«. Jedenfalls stand ihm der Schrecken groß und breit ins Gesicht geschrieben, bis er sich zusammenriss und seine übliche Grimasse aufsetzte.
» Wo waren Sie Samstagnacht, etwa um Mitternacht?«, fragte Narey.
Er deutete auf das Foto. » Damit hab ich nichts zu tun.«
» Wo waren Sie letzten Samstag um Mitternacht?«
» Das war ich nicht, das könnt ihr mir nicht anhängen. Sie war eine billige Straßennutte. Die hätte jedes dahergelaufene Arschloch fertigmachen können.«
» Mein Beileid, Mr. Breslin, Ihre Bestürzung ist wirklich ergreifend. Ich frage Sie noch einmal: Wo waren Sie Samstagnacht?«
» Bei einer Frau. Und das wird sie dir auch bezeugen.«
» Bei wem?«
» Bei einer Freundin.«
Es fehlte nicht viel, und Narey hätte ihm das Grinsen aus dem Gesicht geprügelt. » Hat diese Freundin auch einen Namen?«
» Suzanne Wright. Wir waren die ganze Nacht zusammen.«
» Die ganze Nacht?«
Wieder dieses Grinsen. » Natürlich. Man nennt mich nicht umsonst T-Bone. Willst du vielleicht auch mal?«
» Danke, aber auf Geschlechtskrankheiten kann ich verzichten. Sie geben mir jetzt die Adresse der jungen Dame, und bis wir Ihr Alibi überprüft haben, bleiben Sie in Gewahrsam.«
» Keine Sorge, das Alibi ist in Ordnung. Suzy erinnert sich bestimmt. Eine Nacht mit T-Bone vergisst man nicht so schnell. Zum Mittagessen bin ich wieder hier raus.«
Ein düsterer Gedanke huschte durch Nareys Kopf: Genau so könnte es laufen. Sollte das Mädchen, das er als Alibi arrangiert hatte, seine Aussage bestätigen, und sollten sie nicht das Gegenteil beweisen können, war Breslin ein freier Mann.
» Schafft mir dieses Stück Scheiße aus den Augen und lasst ihn in der Zelle schmoren«, zischte sie den Constables an der Tür zu. » Den sehen wir früh genug wieder… Ach übrigens, Tommy…«
Breslin grinste. »
Weitere Kostenlose Bücher