Snapshot
Ja?«
» Ich ruf gleich mal beim Sozialamt an. Deine Ma hat bald wieder ihre Ruhe, verlass dich drauf.«
» Du verdammte Schlampe!«, kreischte er, sprang auf und stiefelte den Tisch mit einem brachialen Tritt um. » Ich hab alles gesagt, was du wissen wolltest! Das kannst du nicht machen!«
» Wart’s ab. Und jetzt schafft den Wichser hier raus.«
26
Suzanne Wright, das Mädchen, das als Alibi für Tommy Breslin herhalten musste, lebte ebenfalls in Summerston, in einem Wohnblock in der Torrin Road ganz in der Nähe der John Paul Academy und nur ein paar Straßen entfernt von der Bleibe des selbst ernannten T-Bone. Nun stand DS Narey vor ihrer Tür. Zuvor hatte sie sichergestellt, dass Breslins einziger Anruf nicht Ms. Wright gelten würde. DC Corrieri hatte sie in der Stewart Street vor den Computer gesetzt. Da Julia im Polizeinetzwerk nach der ermordeten Una suchte, wurde sie diesmal von Constable Sandy Murray begleitet.
Und langsam wurde sie ungeduldig. Erst beim dritten Klopfen riss Wright sich vom Fernsehschirm los, öffnete die Tür, so weit es die Kette erlaubte, und musterte die unerwünschten Besucher. Da sie Narey auf den ersten Blick als Cop identifizierte, rührte sie die Kette nicht an.
» Was is?«
» Suzanne Wright?«, fragte Narey das blasse Gesicht unter dem wirren blondierten Schopf.
» Nee.«
» So was. Und warum steht dann ihr Name an der Tür?«
» Okay, okay. Was wollen Sie von mir?«
Narey hielt ihren Ausweis hoch. » Polizei. Dürfen wir reinkommen?«
Mit einem gedehnten Seufzen löste das Mädchen die Kette und öffnete missmutig die Tür, bis sich die beiden Cops gerade so in den Flur quetschen konnten. Aus einer Ecke des mickrigen Wohnzimmers plärrte der Fernseher, eine der um diese Tageszeit üblichen Problemfamiliensendungen. Narey hasste das Zeug, schaute aber trotzdem manchmal rein, auch wenn sie dabei ein schlechtes Gewissen hatte. Jetzt schnappte sie sich die Fernbedienung, drehte den Ton herunter und deponierte sie wieder neben Suzannes Sessel.
Suzanne Wright war Mitte zwanzig und trug einen kurzen Jeansrock ohne Strumpfhose und ein Spaghettiträgertop mit üppigem Dekolleté. Ohne den Cops einen Platz anzubieten, ließ sie sich in den Sessel fallen. Überhaupt wirkte sie nicht besonders beeindruckt, was darauf schließen ließ, dass sie schon öfter Bullen zu Gast gehabt hatte. Sie hob eine Zigarette auf, die in einem Aschenbecher auf der Armlehne vor sich hinkokelte, und nahm einen tiefen Zug.
» Leben Sie allein, Suzanne?«, fragte Narey, während sie sich im Zimmer umschaute.
» Ja, ganz allein«, erwiderte das Mädchen mit ebenso trotzigem wie misstrauischem Unterton.
» Aber manchmal bleiben Freunde über Nacht?«
» Was soll das? Wollen Sie echt überprüfen, ob ich ein Anrecht auf die ermäßigte Kommunalsteuer für Einpersonenhaushalte habe? Ist das ein Job für einen Detective Sergeant?«
» Nein, natürlich nicht. Kennen Sie Thomas Breslin?«
Ein Stirnrunzeln huschte über Wrights Gesicht, das sie jedoch sofort hinter einem ausgiebigen Zug an der Zigarette verbarg. Als sie ausatmete, war ihr Gesicht leer wie ein weißes Blatt Papier. » Ja, kenn ich. Warum?«
» Tommy bleibt ab und zu über Nacht, oder?«
» Was geht Sie das an? Nur weil Sie keinen abbekommen, müssen Sie nicht gleich im Privatleben anderer Leute rumschnüffeln.«
» Bleibt Tommy ab und zu über Nacht oder nicht?«
» Ja, ab und zu.«
» Wann war er das letzte Mal da?«
» Gute Frage. In letzter Zeit war er öfter da.«
» Denken Sie doch mal drüber nach.«
» Am Wochenende.«
» Wann am Wochenende, Suzanne?«
» Freitag und Samstag. Er war zwei Nächte hintereinander da.«
» Sicher?«
» Ja.«
» Vor einer halben Minute hatten Sie noch keine Ahnung.«
Wright grinste sie an. » Ja, wie konnte ich das nur vergessen? Man nennt ihn nicht umsonst T-Bone.«
Jetzt musste auch Narey lächeln. » Sieh an, genau das hat Tommy auch gesagt.«
Wrights Grinsen fiel in sich zusammen. » Keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen. Er war Freitagnacht und Samstagnacht da. Er hat mir das Hirn rausgevögelt, die ganze Nacht lang.«
» Aber Sie wissen doch, dass er eine Freundin hat?«
» Melanie, die alte Fotze? Das ist nicht seine Freundin. Die schafft nur die Kohle ran.«
» Verstehe. Und ab und zu benutzt er sie auch als Boxsack, was?«
Wright paffte immer angestrengter vor sich hin.
» Hat er Sie auch schon mal geschlagen, Suzanne?«
» Nein, niemals.«
» Niemals? Bei seinem
Weitere Kostenlose Bücher