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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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selbst. Nervös wankte er auf und ab, das verletzte Knie angewinkelt, den Fuß knapp über dem Boden. » Scheiße, es tut mir so leid. Das wollte ich nicht. Ehrlich, ich wusste nicht, dass die so was vorhaben.«
    Winter blickte ihn von unten herauf an, wischte sich das Blut vom Mund und massierte sich die Rippen. » Irr ich mich, oder hat der eine Typ vor der Notaufnahme gewartet, als ich dich im Krankenhaus fotografiert hab? Der große Kerl mit der Sturmhaube?«
    Rory wurde blass.
    » Die Beschreibung, die du mir gegeben hast, passt auch ziemlich gut auf ihn.«
    » Nein«, zischte McCabe. » Niemals. Lee will mich nur beschützen.« Sofort kapierte er, dass er sich verplappert hatte. » Sie werden den Cops doch nichts davon sagen, oder?«
    Nein, dachte Winter, das würde er kaum können, selbst wenn er wollte. Aber das konnte Rory nicht wissen. Winter blickte ihm fest in die Augen. » Mal schauen. Vielleicht muss ich es ihnen sagen.«
    » Verdammte Scheiße«, flüsterte der Junge und lehnte sich an die Wand, um sein gesundes Bein zu entlasten. » Er will nur auf mich aufpassen, okay? Er ist beim Militär. Wenn die Cops davon erfahren, kriegt er richtig Probleme.«
    » Ich weiß nicht, ob ich eine Wahl habe.«
    » Und wenn ich Ihnen den Namen von Kierans Dealer verrate? Ich sag’s Ihnen, wenn Sie dafür nie wieder hier auftauchen und das mit Lee für sich behalten. Okay?«
    Das klang doch nach einem Angebot. » Meinetwegen.«
    » Okay. Der Typ hieß Sammy Ross. Er kam aus Royston und…«

25
    Nach ein paar Telefonaten wusste Narey, dass Melanies Freund Tommy Breslin für die Polizei kein Unbekannter war: Vorstrafen wegen Diebstahls, schwerer Körperverletzung und Drogenbesitzes mit Verkaufsabsicht. Doch vor allem stand er im Ruf, launisch und brutal zu sein. Colin Daly, einer ihrer Kumpels in der Dienststelle Maryhill, hatte ihr erzählt, dass T-Bone Breslin vor allem ein krankes Arschloch war, das ohne Zögern Fäuste und Stiefel einsetzte, oder was er sonst grad zur Hand hatte– ein Dealer, der sich nebenberuflich als Zuhälter betätigte, und wenn sich das eine mit dem anderen verbinden ließ, umso besser. Laut Daly war Melanies gesamter Verdienst vermutlich direkt von der Straße in Breslins Taschen geflossen, um ihre Drogensucht zu finanzieren, sodass sie ständig pleite und damit nicht nur vom Crack, sondern auch von Breslin abhängig war.
    Dalys Vorschlag, statt Julia Corrieri lieber ein paar starke Jungs mitzunehmen, hatte Narey selbstverständlich empört zurückgewiesen. Doch da sie schließlich einsehen musste, dass ihnen die zusätzliche Körperkraft zumindest beim Aufbrechen der Tür zugutekommen könnte, standen nun, um sieben Uhr morgens, vier Beamte vor Breslins Wohnung in Summerston.
    Corrieri hielt sich im Hintergrund, vor ihr hatten sich die beiden Uniformen aufgebaut, Narey klopfte an die schwere Tür. Sie hätte vielleicht ein bisschen lauter klopfen können, doch als sich nach ein paar Sekunden immer noch nichts getan hatte, wich sie zurück und forderte die beiden Constables auf, zur Tat zu schreiten. Gehorsam traten die beiden vor und schwangen den Rammbock. Sechzehn Kilogramm gehärteter Stahl krachten auf Breslins Tür, die mit einem Knall nach innen flog. Die Überreste von Scharnieren, Riegeln und Ketten verteilten sich auf dem Boden. Als die Constables Platz machten, marschierte Narey in die Wohnung. Im selben Moment stürmte der nackte, erschrockene, triefäugige Tommy Breslin aus dem Schlafzimmer, einen Baseballschläger in der Hand.
    Narey wich keinen Zentimeter zurück. Sie musterte den Dealer, klappte ihren Polizeiausweis auf und hielt ihn hoch. » Wir sind von der Polizei, Mr. Breslin. Ich rate Ihnen, das Ding da fallen zu lassen.«
    Breslin starrte sie an. Offenbar wusste er nicht so recht, wie ihm geschah. Er stand breitbeinig da und ließ den Schläger in den Händen pendeln, als würde er sich überlegen, was er jetzt noch tun konnte. Die Cops rührten sich nicht. Früher oder später würde er kapieren, dass er keine Wahl hatte: Entweder er ließ die Waffe fallen oder er musste es mit allen auf einmal aufnehmen. Endlich war es so weit. Zögerlich warf Breslin den Schläger gegen die Wand, sofort eilte einer der Constables herbei und nahm die Waffe an sich. Der schwer atmende Dealer sah sie an, als wäre ihm völlig egal, dass er splitterfasernackt war. Er war Anfang dreißig, gut eins achtzig und muskelbepackt, mit blondem Bürstenschnitt und einer Narbe unter dem linken

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