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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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gefällt mir nicht.«
    » Vielleicht hat er sich das Wochenende freigenommen?«
    » Witzig. Sehr witzig, Kleiner. Ach, lass mich doch in Ruhe. Ich bin am Verhungern.«
    Damit legte Addison auf und verschwand irgendwo in der Nacht, während Winter kein Auge zutun konnte. Er fragte sich immer wieder: Was wird als Nächstes geschehen?

30
    Montag, 19. September
    Die Einsatzzentrale der Operation » Nachtschwalbe« war still und leer. Vor sechs Stunden, kurz nach Mitternacht, hatte das letzte Mitglied des Teams Schluss gemacht. Nur das ungeduldige Summen der Technik war zu hören: Faxgeräte, Telefone und Computer auf Stand-by hielten die Stellung und warteten auf Neuigkeiten von dem Mann, der dem Büro tagsüber so viel geschäftige, rastlose Energie einhauchte.
    Um 6.04 Uhr wurde die Stille von einem wütenden Klingeln zerrissen. Es handelte sich um die öffentliche Hotline, die Bürger Glasgows anrufen konnten, wenn sie Informationen über die Scharfschützenmorde hatten. Beim achten Läuten brach das Geräusch ab. Der Anrufbeantworter war angesprungen, und ein rotes Blinken zeigte an, dass eine Nachricht aufgenommen wurde. Eine ganze Stunde lang pulsierte das rote Lämpchen unbemerkt im dämmrigen Licht des abgesperrten Büros. Wie ein Leuchtturm, der vergebliche Warnsignale aussandte.
    Um sieben Uhr tauchte Nancy Anderson auf. Die zivilangestellte Verwaltungsassistentin kam den Damen und Herren Detectives fast jeden Morgen zuvor. Sie war ihr Leben lang in der Landwirtschaft beschäftigt gewesen, erst bei Glasgow und dann in den Borders bei Lauder, bevor sie wegen ihrer MS einen Bürojob annehmen musste. Sie war es einfach gewohnt, in aller Frühe aufzustehen, weshalb sie so gut wie immer als Erste bei der Arbeit erschien. Ihr Mann Colin riet ihr zwar immer wieder, sie solle es ruhiger angehen lassen, dabei war er ebenfalls immer früh auf den Beinen und kümmerte sich um diese Zeit gewiss bereits mit vollem Einsatz um die Enkelkinder.
    Nancy knipste die Lichter an, fuhr sich durch das schon etwas ergraute Haar und stieß ein leises » Tz, tz« aus, als sie sah, in welchem Zustand die Cops den Raum hinterlassen hatten. Überall standen Kaffeebecher herum, auf dem Boden lagen Zeitungen. Und wer würde hier schon aufräumen, wenn nicht sie? Es war immer dasselbe. Die Arbeit hier war auch nicht viel leichter als auf dem Bauernhof. Jeder Job brachte seine eigenen Probleme mit sich.
    Sie schnappte sich ein Tablett, wanderte von Tisch zu Tisch und steckte die Pappbecher ineinander. Dabei merkte sie sich die schlimmsten Übeltäter, denn sie war fest entschlossen, die Herren später zur Rede zu stellen. Erst als sie beim Tisch in der Mitte des Raums angekommen war, bemerkte sie das rote Blinklicht. Da die ersten Detectives erst in einer Stunde eintreffen würden, musste sie sich wohl auch darum kümmern. Aber das Ding konnte auch noch ein bisschen weiterblinken. Jetzt wollte sie erst mal die Vorhänge öffnen, um etwas Licht ins Zimmer zu lassen. Als das erledigt war, schnappte sie sich einen Notizblock und ging mit leicht zögerlichen Schritten zum Anrufbeantworter. Sie fragte sich, welche Sorte es diesmal war: Spinner, Witzbold oder beides auf einmal? Egal. Sie drückte auf die Taste und spitzte die Ohren.
    Einige Sekunden lang hörte sie bloß ein verrauschtes Knacken. Dann meldete sich eine männliche, sehr gedämpfte Stimme, die langsam und deutlich sprach.
    » Neue Leichen. Am Ende der Lawmoor Road. Im Dixon-Blazes-Industriegebiet. Das Werk des dunklen Engels.«
    Für ein paar Sekunden, die Nancy wie Minuten vorkamen, stand sie nur stocksteif da. Dann schaute sie auf den Block, auf die Worte, die sie gehört und mitgeschrieben hatte, und versuchte, das alles zu begreifen. Zuerst wich sie einen halben Schritt zurück, doch dann atmete sie tief durch, näherte sich dem Telefon wieder und streckte eine zittrige Hand aus, um noch einmal auf die Taste zu drücken. Dieselbe gedämpfte Stimme sprach dieselben wohlüberlegten Worte. Nancy warf einen letzten Blick auf ihre Notizen, wirbelte auf dem Absatz herum, rutschte beinahe aus und sprintete quer durchs Zimmer zu ihrem eigenen Telefon, wo alle Schnellwahlnummern einprogrammiert waren, die sie brauchte. Sekunden später erreichte sie einen müden, gereizten Superintendent Alex Shirley.
    » Nancy? Verdammt, was soll… Ich hoffe, Sie haben wenigstens gute Nachrichten für mich.«
    » Leider nein, Sir.«
    Binnen Minuten hechteten in ganz Glasgow unrasierte Cops hinters

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