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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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einem Mal noch besorgter als zuvor, und wusste tief in mir, dass er es nicht schaffen würde. Zugleich hoffte ich, dass ich irgendetwas tun konnte, um ihn am Leben zu halten, obwohl die Lage aussichtslos schien.
    Ryan begann Blut zu spucken. Er konnte jedoch wieder Luft holen – er atmete, was für sich genommen schon ein Wunder war.
    Ich setzte an und wollte ihn wieder hochheben.
    »Nein«, sagte er. »Nein, mir geht’s gut. Ich schaffe das. Ich kann gehen.«
    Er legte einen Arm um mich und ging die restliche Strecke zu Fuß.
    In der Zwischenzeit hatte die Army ein Kettenfahrzeug losgeschickt, einen Mannschaftstransporter, der vor dem Eingang auf uns wartete. Tommy stieg mit Ryan ein und sie fuhren los.
    Ich rannte wieder die Treppen hinauf. Mir war, als sei ich angeschossen worden. Und tatsächlich wünschte ich mir, es hätte mich erwischt und nicht ihn. Ich war mir sicher, er würde sterben. Ich war mir sicher, ich hatte einen Bruder verloren. Einen großen, albernen, liebenswerten, wunderbaren Bruder.
    Biggles.
    Kein anderes Erlebnis im Irak hat mich jemals so mitgenommen wie dieser Vorfall.
    Rache
    Niedergeschlagen kehrten wir zur Shark Base zurück.
    Sobald wir dort eintrafen, befreite ich mich von meiner Montur und lehnte mich gegen die Wand, bevor ich mich zu Boden gleiten ließ.
    Meine Augen füllten sich mit Tränen.
    Ich dachte, Ryan sei tot. Er war zwar noch nicht tot, aber sein Leben hing am seidenen Faden. Die Ärzte taten alles in ihrer Macht stehende, um ihn zu retten. Etwas später wurde Ryan dann schließlich aus dem Irak evakuiert. Seine Verletzungen waren so schwer, dass er nichts mehr sehen konnte – nicht nur mit dem einen Auge, das getroffen worden war, sondern auch mit dem anderen. Aber es war ein regelrechtes Wunder, dass er überhaupt noch am Leben war.
    In jenem Augenblick in der Basis war ich allerdings fest davon überzeugt, dass er gefallen war. Mein Bauchgefühl sagte mir das, mein Herz, jede Faser meines Körpers. Und ich hatte ihm gesagt, wo er sich postieren sollte. Es war also meine Schuld, dass er angeschossen worden war.
    100 Todesschüsse? 200? Mehr? Was spielte das schon für eine Rolle, wenn mein Bruder tot war!
    Warum hat es nicht mich erwischt? Warum stand ich nicht dort? Ich hätte den verdammten Aufständischen erledigt – und meinen Kameraden retten können.
    Es war, als ob ein tiefes Loch mich verschlang. Ich war ganz tief unten.
    Ich kann nicht sagen, wie lange ich so dasaß, die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, schluchzend.
    »Hey«, sagte plötzlich eine Stimme über mir.
    Ich sah auf. Es war Tony, mein Chief.
    »Willst du dich rächen?«, fragte er.
    »Und wie!« Ich sprang auf.
    Einige Kameraden waren sich nicht ganz sicher, ob wir ausrücken sollten. Wir redeten darüber und planten die Mission.
    Ich hatte allerdings kaum Zeit für solche Feinheiten. Ich sann nur auf Rache.
    Marc
    Wir erhielten die Information, dass sich die Schurken in einem Haus unweit der Stelle aufhielten, an der Ryan angeschossen worden war. Einige Bradleys fuhren uns hinaus auf ein Feld, das ganz in der Nähe des Hauses lag. Ich war nicht im ersten Fahrzeug; deshalb waren einige der anderen Jungs bereits in das Haus eingedrungen, als wir dort eintrafen.
    Sobald die Rampe unseres Bradleys zu Boden fiel, schwirrten Kugeln durch die Luft. Ich rannte los, um zu den anderen aufzuschließen, und entdeckte sie, wie sie sich am Treppenaufgang zum zweiten Stock zusammendrängten. Wir standen dicht beieinander, sahen zu Boden und warteten nur darauf, weiter hinaufgehen zu können.
    Marc Lee war vorne, er stand auf den Stufen über uns. Er blickte aus einem Fenster des Treppenhauses, schien etwas zu bemerken und öffnete seinen Mund, um uns zu warnen.
    Doch er brachte kein Wort mehr hervor. Im Bruchteil einer Sekunde drang eine Kugel durch seinen geöffneten Mund und trat aus seinem Hinterkopf wieder aus. Er sackte auf der Treppe zusammen.
    Wir waren in eine Falle geraten. Auf dem Dach des Nachbarhauses war einer der Wilden und konnte von oben herab durch die Fenster unseres Treppenhauses blicken.
    Nach einer Schrecksekunde besannen wir uns auf das, was wir im Training so oft eingeübt hatten und legten los.
    Ich stolperte die Treppen hinauf und stieg dabei über Marcs Körper. Dann eröffnete ich das Feuer auf das Dach des Nachbarhauses. Meine Teamkameraden taten es mir gleich.
    Einer von uns erwischte den Aufständischen. Wir versuchten gar nicht erst herauszufinden, um wen es sich dabei

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