Sniper
wieder nach Löchern ab, fand aber keine.
Alles bestens.
Selbst gebastelte Explosivvorrichtungen – IEDs – waren in Ramadi viel stärker verbreitet als damals in Falludscha. Die Aufständischen hatten seit Kriegsbeginn viel hinzugelernt und die Sprengsätze waren oft recht effektiv – stark genug, um einen Bradley vom Boden zu heben, wie ich bereits in Bagdad miterleben konnte.
Die Männer vom Kampfmittelräumdienst, die mit uns zusammenarbeiteten, waren keine SEALs, aber wir vertrauten ihnen, als gehörten sie zu uns. Wir setzten sie ans Ende unseres Trupps, wenn wir in ein Gebäude gingen, und falls wir etwas Verdächtiges entdeckten, riefen wir sie herbei. Ihre Aufgabe war es, eine Sprengfalle als solche zu identifizieren. Wenn wir in einem Haus waren und es sich herausstellte, dass dort tatsächlich eine Bombe war, suchten wir möglichst schnell das Weite.
Das passierte uns zwar nie, aber einmal waren wir in einem Haus, und in der Zwischenzeit gelang es einigen Aufständischen, direkt vor der Eingangstür eine IED zu legen. Sie hatten zwei 105-mm-Granaten miteinander verbunden, die nur darauf warteten, dass wir herauskamen. Zum Glück bemerkte unser Kampfmittelräumer, was vor sich ging, bevor wir das Haus verließen. Wir konnten uns den Weg nach draußen bahnen, indem wir ein Loch in eine Mauer schlugen und über ein niedriges Dach ins Freie kletterten.
Steckbrieflich gesucht
Alle Amerikaner waren in Ramadi zum Abschuss freigegeben, vor allem die Scharfschützen. Die Aufständischen hatten angeblich sogar ein Kopfgeld auf mich gesetzt.
Sie hatten mir auch einen Namen gegeben: al-Shaitan Ramadi, »der Teufel von Ramadi«.
Ich gebe zu, dass ich darauf ein bisschen stolz war.
Ich war nur ein einzelner Mann, und dennoch hatten sie mich ausgewählt, weil ich ihnen so viel Ärger gemacht hatte. Sie wollten, dass ich von der Bildfläche verschwand. Das schmeichelte mir.
Sie wussten auf jeden Fall, wer ich war, denn diese Informationen hatten sie von einigen anderen Irakern erhalten, die uns angeblich treu ergeben waren – sie beschrieben sogar die rote Kreuztätowierung, die ich auf meinem Arm trug.
Auf den anderen Scharfschützen in unserem Schwesterzug war ebenfalls ein Kopfgeld ausgesetzt. Die Belohnung auf ihn war höher, was mich etwas neidisch machte.
Aber alles war in Butter, denn als sie Fahndungsposter erstellten und eins für mich anfertigten, setzten sie sein Bild unter meinen Namen. Dieser Fehler freute mich diebisch.
Je länger die Schlacht währte, desto höher wurde das Kopfgeld.
Ich glaube, irgendwann war es einmal so hoch, dass ich fürchtete, meine Frau könne in Versuchung geraten, mich den Feinden auszuliefern.
Fortschritt
Wir halfen, noch mehrere COPs zu errichten, und mittlerweile tat unser Schwesterzug genau dasselbe auch im Osten der Stadt. Und tatsächlich – im Laufe der Monate begann sich Ramadi zu verändern.
Die Stadt war zwar immer noch ein extrem gefährlicher Höllenschlund. Aber es gab Zeichen für Fortschritte. Die Stammesführer äußerten ihren Wunsch nach Frieden und begannen, in einer Art Gremium zusammenzuarbeiten. Die offizielle Regierung hatte dort zwar immer noch nichts zu sagen, und die irakische Polizei und Armee waren selbstverständlich nicht annähernd in der Lage, für Ordnung zu sorgen. Aber es gab große Stadtgebiete, die man relativ gut im Griff hatte.
Die »Tintenfleck«-Strategie griff. Was blieb, war die Frage, ob es gelingen würde, die Flecken miteinander zu verbinden, bis sie sich über die ganze Stadt erstreckten.
Ein Sieg schien keineswegs garantiert und obwohl wir eine Zeit lang Erfolge verbuchen konnten, hieß das noch lange nicht, dass es nicht auch wieder Rückschritte geben würde. So mussten wir zum Beispiel mehrmals in die Gegend rund um COP Falcon zurückkehren und als Sicherungsposten aktiv werden, während man den Bereich nach Waffenlagern und Aufständischen durchsuchte. Wir räumten einen Häuserblock, es war eine Zeit lang friedlich, und dann ging alles wieder von vorne los.
Auch mit den Marines arbeiteten wir weiterhin zusammen, hielten kleine Boote an, führten Razzien durch, suchten nach mutmaßlichen Waffenlagern und führten einige kleine Kampfeinsätze für sie durch. Manchmal wurden wir darum gebeten, verlassene Boote zu durchsuchen und in die Luft zu jagen, um auf diese Weise sicherzustellen, dass sie nicht zum Schmuggeln benutzt wurden.
Was uns besonders amüsierte, war Folgendes: Die SBU-Einheit, die uns zuvor
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