Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
Vom Netzwerk:
derselben Mission, in der wir das Krankenhaus einnehmen sollten, sicherten wir ein Haus, um die Gegend auszukundschaften, bevor die Marines eintrafen. Wir hielten uns schon eine Zeit lang in unserem Versteck auf, als ein Kerl mit einer Schubkarre kam, um eine IED im Garten zu verscharren. Einer unserer Frischlinge schoss auf ihn. Er starb jedoch nicht; er fiel zu Boden und wand sich vor Schmerzen.
    Zufällig war der Mann, der den Schuss abgegeben hatte, zugleich als Sanitäter ausgebildet.
    »Du hast geschossen, du rettest ihn jetzt auch«, sagten wir ihm. Und so rannte er hinunter und versuchte, dem Mann das Leben zu retten.
    Der Iraker starb. Und dabei schied er seine Exkremente aus. Der Sanitäter und ein anderer Frischling mussten den Leichnam mitnehmen, als wir gingen.
    Als sie das Gelände der Marines erreichten und vor dem Zaun standen, wussten sie nicht, was sie tun sollten. Schließlich warfen sie ihn einfach über den Zaun und kletterten hinterher. Es war wie in Immer Ärger mit Bernie .
    Innerhalb einer Stunde hatten wir einen Mann erschossen, der uns in die Luft jagen wollte, versucht sein Leben zu retten und seinen Leichnam geschändet. Das Schlachtfeld ist ein bizarrer Ort.
    Kurz nachdem das Krankenhaus gesichert worden war, kehrten wir zum Fluss zurück, wo die Boote der Marines uns abgesetzt hatten. Als wir das Ufer erreichten, begann ein feindliches Maschinengewehr durch die Nacht zu knattern. Wir ließen uns zu Boden fallen, verharrten etliche Minuten reglos und wurden von einem einzelnen irakischen MG-Schützen eine ganze Weile in Schach gehalten.
    Zum Glück war er ein miserabler Schütze.
    Zwischen Leben und Tod, Komödie und Tragödie ist es oft nur ein ganz schmaler Grat.
    Taya:
    Ich habe nie das Video abgespielt, das Chris von sich selbst aufgenommen hat, und in dem er unserem Sohn vorliest. Teilweise weil ich nicht zuschauen wollte, wie Chris mit den Tränen zu kämpfen hatte. Ich war auch so schon emotional genug; zu sehen, wie er unserem Sohn unter Tränen vorlas, hätte mir den Rest gegeben.
    Zum anderen wollte ich das Video auch wegen meiner eigenen emotionalen Befindlichkeit nicht anschauen. Nennen wir es ruhig meine Wut auf Chris – du bist weg, hast uns verlassen, meinetwegen kannst du auch fortbleiben. Ich will nichts von dir sehen oder hören.
    Das mag hart von mir gewesen sein, aber vielleicht war es auch ein Überlebenstrieb.
    Genauso war es mit seinen Abschiedsbriefen.
    Als er im Auslandseinsatz war, schrieb er Briefe, die den Kindern und mir in seinem Todesfall übermittelt werden sollten. Nach dem ersten Auslandseinsatz bat ich ihn darum zu lesen, was er geschrieben hatte, doch er behauptete, er habe sie nicht mehr. Danach bot er es nie von sich aus an und ich fragte auch nie wieder danach.
    Vielleicht lag es daran, dass ich wütend auf ihn war, aber ich dachte mir: Wir werden dich nicht verherrlichen, wenn du tot bist. Wenn du uns liebst und Zuneigung für uns empfindest, solltest du das zeigen, solange du lebst .
    Vielleicht war das nicht fair, aber das Leben ist oft nicht fair und so fühlte ich mich damals eben.
    Zeige es mir jetzt. Setz es um. Sag nicht irgendwelchen schwülstigen Mist, wenn du nicht mehr da bist. Denn damit ist uns nicht gedient.
    Engel und Teufel
    96 Amerikaner wurden in der Schlacht von Ramadi getötet; unzählige weitere wurden verwundet vom Schlachtfeld getragen. Ich hatte das Glück, nicht unter ihnen zu sein, obwohl es oft so knapp war, dass ich schon dachte, ein Schutzengel müsse über mich wachen.
    Einmal waren wir in einem Gebäude und bekamen von den Aufständischen ordentlich Zunder. Ich war in einem Flur und als der Schusswechsel abebbte, ging ich in ein anderes Zimmer, um nach meinen Leuten zu sehen. Als ich hereinkam, zuckte ich aus irgendeinem Grund plötzlich zurück und fiel rücklings zu Boden – gerade in der Sekunde, in der ein Schuss durch das Fenster geradewegs auf meinen Kopf zukam.
    Die Kugel flog über mich hinweg, während ich stürzte.
    Warum ich diese Bewegung machte oder wie ich die Kugel erahnen konnte, die auf mich zukam – ich weiß es nicht. Es war fast so, als hätte jemand die Zeit verlangsamt und mich nach hinten gestoßen.
    Ob das der besagte Schutzengel war? Keine Ahnung.
    »Scheiße, Chris ist tot«, rief einer meiner Kameraden, als ich auf dem Rücken lag.
    »Mist«, sagte der andere.
    »Nein, nein«, rief ich noch auf dem Rücken liegend. »Mir geht’s gut. Alles bestens.«
    Ich suchte meinen Körper immer

Weitere Kostenlose Bücher