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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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Getümmel
    Wir arbeiteten uns langsam wieder ein und begannen nach einer Weile auch erneut mit kurzen Sicherungstätigkeiten für die Army. Diese Missionen im »Indianerterritorium« dauerten für gewöhnlich ein oder zwei Tage. Einmal wurde ein Panzer von einer IED beschädigt, woraufhin wir ausrückten und das Fahrzeug sicherten, bevor es wieder zurückgebracht werden konnte. Die Arbeit war etwas leichter und einfacher als zuvor. Außerdem entfernten wir uns nicht zu weit von den COPs, was bedeutete, dass wir nicht so oft in Schusswechsel gerieten.
    Sobald wir uns wieder an den aktiven Dienst gewöhnt hatten, begannen wir unsere Einsätze auszudehnen und drangen wieder etwas tiefer nach Ramadi vor. Wir betraten zwar nie wieder das Haus, in dem Marc erschossen worden war, kehrten aber in dieselbe Gegend zurück.
    Es war uns einfach ein Bedürfnis auszurücken und die Kerle zu erwischen, die für unsere Verluste verantwortlich waren. Wir wollten sie für das, was sie uns angetan hatten, büßen lassen.
    Eines Tages, wir hatten soeben einige Aufständische ausgeschaltet, die Sprengsätze legen wollten, gerieten wir in der Nähe eines Hauses selbst unter Beschuss. Wer es auch immer auf uns abgesehen hatte, er hatte eine Waffe, die über deutlich mehr Durchschlagskraft verfügte als eine Kalaschnikow – vielleicht ein Dragunow (ein russisches Scharfschützengewehr), weil die Kugeln durch die Mauern des Hauses drangen.
    Ich ging aufs Dach und versuchte herauszufinden, woher die Schüsse kamen. Plötzlich hörte ich den schweren Klang von Apache-Hubschraubern im Anflug. Ich beobachtete, wie sie einige Sekunden lang friedlich in der Luft schwebten, bevor sie sich nach vorne senkten und in einen koordinierten Sturzflug fielen.
    In unsere Richtung.
    »Signaltücher!«, rief jemand.
    Vielleicht war ich es. Ich erinnere mich nur noch, dass wir in Windeseile jedes Signal- bzw. Erkennungstuch hervorkramten, das wir hatten, um den Piloten zu zeigen, dass wir auf ihrer Seite waren. (Signaltücher sind leuchtend orange und werden von verbündeten Truppen ausgelegt oder ausgehängt.) Zum Glück bemerkten sie den Fehler rechtzeitig und brachen den Angriff im letzten Augenblick ab.
    Unser Funker hatte kurz vor dem Angriff mit den Army-Hubschraubern gesprochen und ihnen unsere Lage durchgegeben. Aber scheinbar waren ihre Karten anders als unsere beschriftet und als sie bewaffnete Männer auf dem Dach sahen, zogen sie den falschen Schluss.
    In Ramadi arbeiteten wir recht häufig mit den Apaches zusammen. Die Hubschrauber waren enorm nützlich, nicht nur wegen ihrer Waffen und Raketen, sondern auch wegen ihrer Fähigkeit, die Gegend auszukundschaften. In einer Stadt kommt man nicht immer dahinter, aus welcher Richtung Schüsse kommen; wenn man ein paar zusätzliche Augen hat, die das Geschehen von oben beobachten, hilft das also enorm.
    (Die Apaches hatten andere Einsatzregeln als wir. Das galt vor allem für den Abschuss von Hellfire-Raketen, die damals nur gegen bemannte Waffensysteme eingesetzt werden durften. Auch das war Teil der Strategie, die Kollateralschäden in der Stadt möglichst gering zu halten.)
    Auch die AC-130er der Air Force halfen uns hin und wieder mit der Überwachung aus der Luft. Die großen Schlachtflugzeuge hatten eine enorme Feuerkraft, allerdings riefen wir sie während dieses Auslandseinsatzes niemals, um ihre Haubitzen oder Kanonen in Anspruch zu nehmen. (Auch hier griffen eingeschränkte Einsatzregeln.) Stattdessen verließen wir uns auf ihre Nachtsensoren, die ihnen selbst in der tiefsten Dunkelheit ein gutes Bild vom Schlachtfeld lieferten.
    Eines Nachts drangen wir in ein Haus ein, während ein solches Schlachtflugzeug zur Unterstützung über uns kreiste. Bereits auf dem Weg nach drinnen kontaktierten sie uns, um uns wissen zu lassen, dass wir einige »Ausreißer« hatten – Aufständische, die den Kampfschauplatz zu verlassen suchten.
    Ich schnappte mir einige meiner Jungs und fing an, in die Richtung zu laufen, die das Flugzeug uns vorgab. Es schien, als hätten sich die Aufständischen in einem nahegelegenen Haus verschanzt. Ich ging hinein und fand einen jungen Mann vor, der etwa Anfang 20 gewesen sein muss.
    »Runter«, rief ich, und wies ihn mit meinem Gewehr an, sich auf den Boden zu legen.
    Er sah mich mit großen Augen an. Ich machte wieder eine Geste, diesmal schon recht energisch.
    »Runter! Aber sofort!«
    Er sah mich perplex an. Ich konnte nicht sagen, ob er mich angreifen wollte oder

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