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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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nicht und ich konnte mir auch nicht erklären, warum er meinen Anweisungen nicht Folge leistete. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – weshalb ich ihn schlug und zu Boden warf.
    Seine Mutter sprang plötzlich auf mich zu und rief etwas. Mittlerweile waren einige meiner Kameraden zur Stelle, unter anderem auch ein Dolmetscher. Er glättete die Wogen und begann der aufgeregten Frau einige Fragen zu stellen. Die Mutter erklärte schließlich, dass der Junge geistig behindert war und nicht verstehen konnte, was ich von ihm erwartete. Wir halfen ihm daraufhin wieder auf die Beine.
    Währenddessen beobachtete ein Mann schweigsam das Geschehen, von dem wir annahmen, er sei der Vater des Jungen. Sobald sich die Mutter beruhigt hatte, teilte sie uns mit, dass sie nicht wusste, wer der Trottel war. Es stellte sich heraus, dass er kurz zuvor ins Haus gerannt war und nur so tat, als würde er dort leben. Damit hatten wir also schon einen unserer Ausreißer, der Air Force sei Dank.
    Vielleicht sollte ich diese Geschichte nicht erzählen, ohne noch etwas hinzuzufügen.
    Das Haus, aus dem die Männer rannten, war eigentlich das dritte Haus, das wir an jenem Abend stürmten. Ich hatte die Jungs zunächst zu einem anderen Haus geführt, wo wir uns versammelten und bereit machten, die Tür aufzubrechen, als unser für den Einsatz zuständige Offizier seine Stimme erhob.
    »Irgendetwas stimmt hier nicht«, sagte er. »Irgendetwas passt nicht.«
    Ich drehte mich im Kreis und sah mich um.
    »Mist«, gab ich zu. »Ich hab euch zum falschen Haus geführt.«
    Wir zogen uns zurück und gingen zum richtigen.
    Ob mir diese Panne noch ewig vorgehalten wurde?
    Das ist ja wohl eine rhetorische Frage, oder?
    Zwei auf einen Streich
    Einmal hatten wir eine Operation in der Nähe einer Kreuzung der Sunset und einer anderen Straße. Dauber und ich waren oben auf einem Dach und verfolgten, was die Einheimischen im Schilde führten. Dauber hatte seine Waffe für eine Pause weggelegt. Als ich durch mein Zielfernrohr sah, erkannte ich zwei Männer, die auf einem Moped die Straße entlang geradewegs auf mich zu fuhren.
    Der Typ auf dem Rücksitz hatte einen Rucksack und ich konnte erkennen, wie er den Rucksack in ein tiefes Schlagloch fallen ließ.
    Das war mit Sicherheit kein Postsack oder etwas Ähnliches; er hatte eine IED gelegt.
    »Das musst du dir ansehen«, sagte ich Dauber, der sein Fernglas in die Hand nahm.
    Ich ließ sie etwa 140 Meter weiterfahren, bevor ich meine .300 Win Mag abfeuerte. Dauber, der das Ganze durch sein Fernglas beobachtete, sagte später, es war wie eine Szene aus Dumm und Dümmer . Die Kugel durchquerte den ersten Mann und drang dann in den zweiten Mann ein. Das Moped geriet ins Schleudern und prallte gegen eine Mauer.
    Zwei Fliegen mit einer Klappe.
    Hätte ich doch bloß vorher gewusst, wie viel Ärger mir dieser Schuss einbringen würde. Wegen der Sprengladung schickte die Army standardmäßig einige ihrer Leute an den Ort des Geschehens. Dafür brauchten sie allerdings an die sechs Stunden. Sie hielten den Verkehr an, es entstand ein Riesenchaos – und weder mir noch irgendjemand anderem war es möglich, das Schlagloch die ganze Zeit über im Auge zu behalten. Erschwerend kam hinzu, dass die Marines zur selben Zeit auf derselben Straße einen Müllwagen hochnahmen, von dem sie annahmen, dass er als mobile Sprengfalle missbraucht wurde. Überall bildeten sich weitere Staus und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Sprengsatz verschwand.
    Normalerweise wäre das kein Problem gewesen. Aber einige Tage zuvor hatten wir ein Muster erkannt: Einige Minuten vor und nach einem ­Angriff fuhren Mopeds an einem COP vorbei, die offenbar zunächst die Gegend auskundschafteten und nach dem Angriff weitere Informationen sammelten. Wir stellten den Antrag, jeden erschießen zu dürfen, der auf einem Moped des Weges kam. Der Antrag wurde abgelehnt.
    Die Anwälte oder jemand in der Befehlskette nahm vermutlich an, ich versuchte ihnen einen Bären aufzubinden, als ich meinen Bericht über den doppelten Schuss abgab. Der JAG – der Judge Advocate General, eine Art Militärstaatsanwalt – leitete eine Ermittlung ein.
    Zum Glück gab es viele Zeugen, die mitbekommen hatten, was geschehen war. Aber ich musste dem JAG trotzdem Rede und Antwort stehen.
    In der Zwischenzeit fuhren die Aufständischen weiter mit Mopeds vorbei und sammelten ihre Informationen. Wir behielten sie im Auge und zerstörten jedes abgestellte Moped, das

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