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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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bringen.
    Der Master Chief, der für Personalfragen zuständig war, arbeitete alles auf einer Tabelle aus, die er auf einer großen Magnettafel angebracht hatte. Eines Nachmittags schlich ich mich in seiner Abwesenheit in sein Büro und bastelte ein wenig an der Personaleinteilung herum. Plötzlich war jeder, der zuvor in Charlie gewesen war, ab sofort im Delta-Zug.
    Meine Änderungen waren jedoch ein wenig zu auffällig gewesen und sobald der Master Chief zurückkehrte, hielt er mir eine etwas lautere Standpauke als sonst.
    »Wage es bloß nicht, jemals wieder in mein Büro zu gehen, wenn ich nicht da bin«, sagte er, sobald ich mich wieder bei ihm meldete. »Finger weg von meiner Tafel. Verstanden?«
    Nun ja, in Wirklichkeit kam ich natürlich noch einmal zurück.
    Ich wusste, dass drastische Änderungen auffielen, also nahm ich nur eine kleine Korrektur vor und holte Dauber in meinen Zug. Ich brauchte einen guten Scharfschützen und Sanitäter. Dem Master Chief fiel es offenbar nicht auf, oder zumindest ließ er die Sache diesmal auf sich beruhen.
    Für den Fall, dass er mich in flagranti erwischt, hatte ich mir schon eine Antwort zurechtgelegt: »Ich hatte nur das Wohl der Navy im Sinn.«
    Oder zumindest das des Zugs Delta.
    *
    Weil ich mich immer noch von meiner Knie-Operation erholte, konnte ich in den ersten Monaten, in denen sich der Zug neu formierte und kennenlernte, an vielen Trainingseinheiten nicht teilnehmen. Aber ich behielt meine Jungs im Auge und beobachtete sie, wann immer ich konnte. Ich humpelte durch die Übungseinheiten zur Landkriegsführung und beobachtete vor allem die Frischlinge. Ich wollte wissen, mit wem ich in den Krieg zog.
    Ich war bereits wieder einigermaßen in Form, als ich in einige Schlägereien verwickelt wurde, erst die eine in Tennessee, die ich schon erwähnt habe und bei der ich verhaftet wurde, und dann noch eine andere in der Nähe von Fort Campbell, wo, wie mein Sohn es formulierte, »ein Typ beschloss, sein Gesicht an Daddys Hand kaputt zu machen«.
    »Ein Typ« brach mir dabei allerdings auch meine Hand.
    Mein Chief war außer sich vor Wut.
    »Du warst wegen der Knie-OP weg vom Fenster, kommst wieder, wirst verhaftet und brichst dir jetzt die Hand. Was soll der Scheiß?«
    Es kann sein, dass er darüber hinaus auch noch verschiedene weitere blumige Formulierungen verwendete. Und das ging womöglich noch eine ganze Zeit lang so weiter.
    Rückblickend schien ich zu dieser Zeit in viel zu viele Schlägereien zu geraten. Aber zumindest aus meiner Sicht konnte ich in den wenigsten Fällen etwas dafür – im letzteren Fall war ich schon am Gehen, als die Freundin des Idioten versuchte, sich mit einem Freund von mir, ebenfalls einem SEAL, anzulegen. Und das sah in der tatsächlichen Situation genauso lächerlich aus, wie es sich hier in gedruckter Form liest.
    Aber zusammengenommen verhielt ich mich damals alles andere als vorbildlich. Es war vielleicht sogar eine gefährliche Abwärtsspirale, auf der ich mich zeitweise befand. Bedauerlicherweise erkannte ich das zu jener Zeit nicht.
    Kampfunfähig
    Es gibt übrigens noch ein Postskriptum zu der Geschichte von »dem Typen« und meiner gebrochenen Hand.
    Der Vorfall geschah in einer Army-Stadt. Als ich zuschlug, war mir sofort klar, dass die Hand gebrochen war, aber ich konnte deswegen auf keinen Fall ins Krankenhaus gehen, das auf dem Stützpunkt war; sonst wäre nämlich herausgekommen, dass ich (a) betrunken war und (b) mich geprügelt hatte, weshalb sich die Militärpolizei meiner angenommen hätte. Nichts freut die Militärpolizei mehr als die Festnahme eines SEAL.
    Also wartete ich bis zum nächsten Tag. Ausgenüchtert meldete ich mich im Krankenhaus und behauptete, ich hätte mir die Hand gebrochen, indem ich sie versehentlich zwischen Tür und Türrahmen eingeklemmt hatte. (Theoretisch möglich, wenngleich unwahrscheinlich.)
    Während ich behandelt wurde, sah ich im Krankenhaus einen jungen Mann, dessen Kiefer mit einem Draht fixiert worden war.
    Als Nächstes kamen einige Militärpolizisten zu mir und fingen an mich auszufragen.
    »Der junge Mann behauptet, Sie hätten ihm den Kiefer gebrochen«, sagte einer von ihnen.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon er spricht«, sagte ich und rollte mit den Augen. »Ich komme gerade von einer Übung. Ich habe mir meine blöde Hand gebrochen. Fragt die Jungs von den Special Forces; wir trainieren zusammen mit ihnen.«
    Es war kein wirklicher Zufall, dass alle Türsteher der Bar zu den

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