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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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Auslandseinsatz
    Wenn alles seinen »normalen« Gang gegangen wäre, hätte ich nach meinem zweiten Auslandseinsatz eine lange Pause bekommen, auf die eine lange Dienstphase in der Heimat gefolgt wäre. Aber aus verschiedenen Gründen kam es nicht dazu.
    Das Team hatte versprochen, dass ich nach dem letzten Auslandseinsatz in Ramadi Urlaub bekommen würde. Aber auch das klappte nicht. Begeistert war ich nicht gerade darüber. Wenn ich ehrlich bin, verlor ich regelmäßig meine Geduld, wenn es um dieses Thema ging.
    Mir gefällt der Krieg, mir gefällt meine Arbeit, aber es nervte mich unendlich, dass die Navy ihr Wort nicht hielt. Bei all den privaten Belastungen wäre es gut gewesen, einen Auftrag zugeteilt zu bekommen, bei dem ich näher bei meiner Familie gewesen wäre. Aber man sagte mir, dass die Bedürfnisse der Navy an erster Stelle stünden. Und ob das nun fair war oder nicht, so sah die Realität aus.
    Ich hatte immer noch einen hohen Blutdruck.
    Die Ärzte schoben es auf zu viel Kaffee und Kautabak. Ihrer Meinung nach war mein Blutdruck so hoch, als hätte ich kurz zuvor zehn Tassen Kaffee getrunken. Ich trank zwar Kaffee, aber nicht annähernd so viel. Sie rieten mir eindringlich dazu, meinen Konsum zu reduzieren und mit dem Kautabak aufzuhören.
    Ich diskutierte nicht mit ihnen. Schließlich wollte ich nicht aus dem SEAL-Team geworfen oder aus gesundheitlichen Gründen vom aktiven Dienst entbunden werden. Ich schätze, rückblickend könnte man durchaus fragen, warum ich damals nicht genau das tat, aber in meinen Augen wäre das feige gewesen. Es wäre einfach nicht richtig gewesen, sich auf diese Weise aus der Verantwortung zu stehlen.
    Schlussendlich hatte ich also kein Problem damit, als man mich für einen weiteren Auslandseinsatz einplante. Ich liebte den Krieg ja immer noch.
    Zug Delta
    Wenn man nach Hause zurückkehrt, werden im Zug normalerweise einige personelle Änderungen vorgenommen. Üblicherweise wechseln die Offiziere. Oft geht auch der Chief, der LPO – Lead Petty Officer – wird zum Chief ernannt und jemand anderes rückt als LPO nach. Aber ansonsten bleibt alles ziemlich beim Alten. In unserem Fall war der Großteil des Zugs schon seit vielen Jahren zusammen.
    Das änderte sich nun.
    Die Befehlsleitung beschloss, den Zug Charlie/Cadillac aufzulösen und uns auf die anderen Gruppen zu verteilen. Ich wurde Delta zugewiesen und stieg zum LPO auf. Ich arbeitete direkt mit dem neuen Chief zusammen, der zufällig einer meiner Ausbilder im BUD/S gewesen war.
    Wir arbeiteten unsere Personalentscheidungen aus, erteilten Aufträge und schickten einzelne Mitglieder auf Fortbildungen. Als LPO musste ich mich nicht nur mit mehr Verwaltungsaufgaben herumschlagen, ich konnte auch nicht mehr Point Man sein.
    Das tat weh.
    Als sie darüber nachdachten, mir mein Scharfschützengewehr wegzunehmen, erhob ich Einspruch. Ich war immer noch ein Scharfschütze, ganz gleich, welche anderen Tätigkeiten im Zug ich zusätzlich ausführte.
    Es war nicht nur schwer, gute Point Men zu finden, sondern wir brauchten auch einen guten »Breacher«. Der Breacher ist derjenige, der für Sprengstoffe und dergleichen zuständig ist, sie anbringt und im Einsatz (falls nötig) zündet. Sobald der Zug im Gebäude ist, leitet er praktisch alles. Deshalb ist die Gruppe völlig in seiner Hand.
    Es gibt eine Vielzahl anderer wichtiger Aufgaben und Ausbildungen, die ich bis jetzt noch nicht erwähnt habe, die aber trotzdem Beachtung verdienen. Zu ihnen zählt der JTAC – das ist der Typ, der die Luftunterstützung herbeiruft. Das ist ein beliebter Posten in den Teams. Zunächst einmal, weil der Job Laune macht: Man kann zuschauen, wie Dinge in die Luft fliegen. Und zweitens wird man oft für Sondereinsätze abberufen, was mit anderen Worten bedeutet, dass man in viele Gefechte verwickelt wird.
    Funk und Navigation stehen bei den meisten SEALs weniger hoch im Kurs. Aber diese Aufgaben sind auch notwendig. Eine Fortbildung, um die sich niemand reißt, ist die Schulung nachrichtendienstlicher Fähigkeiten. Jeder hasst das. Man tritt den SEALs bei, um Türen einzutreten, nicht um Informationen zu sammeln. Aber jeder hat eine Aufgabe zu erfüllen.
    Es soll sogar Leute geben, die gerne aus Flugzeugen springen und mit Haien schwimmen.
    Kranke Idioten.
    Die Neuverteilung der einzelnen Mitglieder mit ihren speziellen Fähigkeiten half vielleicht dem Team als Ganzem, aber als LPO des Zugs war es mein Ansinnen, die besten Leute zu Delta zu

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