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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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eben eine Handgranate geworfen?«, rief ich.
    Niemand. Und der Raum selbst war leer. Jemand hatte soeben das Haus mit einer Panzerabwehrgranate beschossen.
    Es folgten Schüsse. Wir formierten uns neu. Der Iraker, der sich im Haus befunden hatte, hatte den in der Nähe befindlichen Aufständischen offenbar mitgeteilt, wo wir waren. Zu allem Überfluss erwiesen sich die Mauern des Hauses als ziemlich marode, den Granaten, die auf uns gefeuert wurden, würden sie jedenfalls nicht standhalten. Wenn wir hier blieben, würden wir gegrillt werden.
    Raus aus dem Haus! Sofort!
    Mein letzter Kamerad hatte gerade das Haus verlassen, als der Boden unter uns gewaltig erbebte: Die Aufständischen hatten weiter unten auf der Straße eine IED gezündet. Die Detonation war so heftig, dass sie einige von uns zu Boden riss. Mit dröhnenden Ohren rannten wir in ein anderes Gebäude in der Nähe. Als wir uns aber gerade bereit machten, dort einzudringen, brach die Hölle über uns herein. Wir wurden aus allen Richtungen beschossen, sogar von oben.
    Eine Kugel traf meinen Helm. Es wurde dunkel um mich. Ich war blind.
    Es war meine erste Nacht in Sadr City und es sah ganz danach aus, als würde es meine letzte werden.
    Von Westen nach Osten
    Bis zu jenem Zeitpunkt hatte ich einen ereignislosen, beinahe sogar langweiligen vierten Auslandseinsatz im Irak verbracht.
    Der Zug Delta war etwa einen Monat zuvor eingetroffen und nach al-Qa’im im Westen Iraks gereist, das an der syrischen Grenze liegt. Eigentlich sollten wir ausgedehnte Wüstenpatrouillen unternehmen, aber wir hatten unsere gesamte Zeit damit verbracht, mithilfe einiger Seabees einen Stützpunkt zu errichten. Es fanden nicht nur keine Kampfhandlungen statt, die Marines, denen die Basis gehörte, wollten selbige auch noch schließen, was bedeutete, dass wir kurz nach dem Aufbau schon wieder hätten umziehen müssen. Ich wusste nicht, welchen Sinn das ergab.
    Die Stimmung war auf einem echten Tiefpunkt angelangt, als mein Chief eines Morgens sein Leben riskierte – indem er in mein Zimmer kam und mich wachrüttelte.
    »Was zum Teufel?«, rief ich und sprang auf.
    »Sachte«, sagte mein Chief. »Zieh dich an und komm mit.«
    »Aber ich bin eben erst eingeschlafen.«
    »Das wird dich interessieren. In Bagdad wird gerade eine Einsatzgruppe zusammengestellt.«
    Eine Einsatzgruppe? Prima!
    Es war so ähnlich wie in dem Film Und täglich grüßt das Murmeltier , aber in positiver Hinsicht. Als mir das das letzte Mal passierte, war ich in Bagdad und ging von da aus nach Westen. Jetzt war ich im Westen und ging nach Osten.
    Ich war mir allerdings nicht sicher warum.
    Laut dem Chief war ich für eine Einheit ausgewählt worden, weil ich einerseits ein LPO war und andererseits auch ein Scharfschütze. Sie riefen für die Operation Scharfschützen aus dem ganzen Land herbei, allerdings wusste er nicht, was genau geplant war. Er wusste nicht einmal, ob der Einsatz in einem ländlichen oder einem städtischen Umfeld stattfand.
    Mist , dachte ich, wir gehen in den Iran .
    *
    Es war ein offenes Geheimnis, dass die Iraner Aufständische mit Waffen ausrüsteten und sie ausbildeten, in manchen Fällen überschritten die Iraner sogar die Grenze und griffen selbst westliche Truppen an. Es ging das Gerücht um, dass eine Streitmacht gebildet wurde, um den Eindringlingen an der Grenze Einhalt zu gebieten.
    Ich wurde nach al-Asad gebracht, dem großen Stützpunkt in der Provinz al-Anbar, an dem sich unsere Oberbefehlsleitung aufhielt. Dort erfuhr ich, dass wir nicht an die Grenze gingen, sondern an einen wesentlich gefährlicheren Ort: Sadr City.
    Sadr City liegt am äußeren Rand Bagdads und hatte sich seit der Zeit, als ich mit den Jungs von der GROM unterwegs war, sogar zu einem noch größeren Höllenloch entwickelt. Der religiöse Führer Muktada al-Sadr (nach dessen Vater die Stadt benannt war) hasste Amerikaner bis aufs Blut und hatte seine Miliz, die Mahdi-Armee (auf Arabisch Jaish al-Mahdi ), immer weiter aufgebaut. Es gab auch andere Aufständische, die in der Gegend ihr Unwesen trieben, aber die Mahdi-Armee war mit Abstand die größte und einflussreichste Gruppierung.
    Mit heimlicher Unterstützung aus dem Iran hatten die Aufständischen Waffen gehortet und damit angefangen, Bagdads Grüne Zone mit Mörsergranaten und Raketen zu beschießen. Der gesamte Ort war eine Schlangengrube. Wie in Falludscha und Ramadi gab es auch hier unter den Aufständischen verschiedene Klüngel, die alle

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