Sniper
unterschiedlich professionell agierten. Die meisten Menschen hier waren Schiiten, während ich es in meinen früheren Schlachten überwiegend mit Sunniten zu tun gehabt hatte. Aber sonst war es ein Höllenloch wie jedes andere.
Mir war es gleich.
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Sie beriefen nicht nur Scharfschützen und JTACs in die Sondereinsatzgruppe, sondern auch einige Offiziere und Chiefs der Teams 3 und 8. Insgesamt waren wir etwa 30 Mann. Es war in gewisser Weise eine Allstar-Mannschaft mit einigen der allerbesten Soldaten des Landes. Und sie war sehr scharfschützenlastig, weil der Grundgedanke war, auch in Sadr City einige der Taktiken umzusetzen, die wir bereits in Falludscha, Ramadi und andernorts erfolgreich angewandt hatten.
Wir hatten großes Potenzial, aber weil wir alle aus verschiedenen Einheiten stammten, mussten wir uns erst einmal kennenlernen. Kleine Unterschiede in der Art und Weise, wie die Teams der Ost- und der Westküste arbeiteten, konnten sich in einem Feuergefecht zu einem großen Problem entwickeln. Außerdem mussten wir noch eine Menge Personalfragen klären, Point Men nominieren und andere Dinge absprechen.
Die Army hatte beschlossen, eine Pufferzone einzurichten, um die Aufständischen so weit zurückzudrängen, dass ihre Raketen die Grüne Zone verfehlten. Hierfür musste eine Mauer in Sadr City errichtet werden – im Grunde genommen eine gewaltige Betonwand, die an einer Durchfahrtsstraße entlang verlaufen und etwa zu einem Viertel in den Slum hineinragen sollte. Unsere Aufgabe war es, die Männer zu beschützen, die die Mauer bauten – und dabei so viele Schurken wie möglich auszuschalten.
Die Bautrupps hatten eine extrem gefährliche Aufgabe. Ein Kran hob die Mauerabschnitte von einem Flachwagen und brachte sie an die richtige Stelle. Sobald sie abgesetzt wurden, kletterte ein Soldat hinauf und löste den Haken.
Normalerweise wurde er dabei beschossen. Und es waren keine vereinzelten Schüsse – die Aufständischen benutzten alle Waffen, die sie hatten, von Kalaschnikows bis hin zu panzerbrechenden Waffen. Diese Army-Soldaten bewiesen großen Mut.
*
Eine Einheit der Special Forces war bereits in Sadr City im Einsatz und lieferte uns wertvolle Hinweise und Informationen. Wir brauchten etwa eine Woche, um alles auszuarbeiten und einen Plan zu entwickeln, wie wir das Pferd aufzäumen konnten. Sobald alles geklärt war, wurden wir zu einem Army-Stützpunkt gebracht.
Zu diesem Zeitpunkt erfuhren wir, dass wir nachts zu Fuß durch Sadr City patrouillieren würden. Einige von uns wandten ein, dass das nicht viel bringen würde – an dem Ort wimmelte es von Aufständischen, die uns töten wollten, und zu Fuß waren wir leichte Beute.
Aber jemand dachte, es sei klug, wenn wir mitten in der Nacht unterwegs wären. Schleicht euch hinein, so sagte man uns, und ihr handelt euch keinen Ärger ein.
Und so machten wir es dann auch.
Schuss in den Rücken
Sie irrten sich.
Da war ich nun, ich hatte einen Kopfschuss davongetragen und war blind. Blut strömte mir über das Gesicht. Ich griff mir an den Schädel und war überrascht – mein Kopf war noch da, wo er hingehörte ... und sogar intakt. Aber ich wusste, dass ich getroffen worden war.
Ich bemerkte, dass mein Helm, dessen Riemen ich nicht verschlossen hatte, in den Nacken gerutscht war. Ich zog ihn nach vorne. Plötzlich konnte ich wieder sehen. Eine Kugel hatte den Helm erwischt, aber durch unglaubliches Glück war sie an meinem Nachtsichtgerät abgeprallt. Die Wucht des Aufschlags hatte meinen Helm nach hinten geschleudert, aber ansonsten war ich nicht weiter verletzt. Als ich ihn zurechtgerückt hatte, brachte ich das Nachtsichtgerät erneut vor meine Augen und konnte wieder sehen. Ich war gar nicht blind, in der Verwirrung wusste ich nur einen Moment lang nicht, was geschehen war.
Einige Sekunden später traf mich eine große Patrone in den Rücken. Sie drückte mich geradewegs zu Boden. Zum Glück erwischte sie aber nur eine der Platten meiner Körperpanzerung.
Ich war immer noch benommen. Mittlerweile waren wir umzingelt. Wir sprachen uns kurz ab und einigten uns darauf, uns auf einen Marktplatz zurückzuziehen, den wir auf dem Hinweg passiert hatten. Wir begannen zu schießen und traten den geordneten Rückzug an.
Mittlerweile sahen die Straßenzüge um uns herum aus wie jene, die man aus den schlimmsten Szenen von Black Hawk Down kennt. Scheinbar wollte sich jeder Aufständische, vielleicht sogar jeder einzelne Einwohner, die dämlichen
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