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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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sich immer jeder Herausforderung stellen. Und er ist stets auf alles vorbereitet, weil er sich über viele Dinge Gedanken macht.
    Er befand sich zum Ende seiner Militärzeit in einem echten Zwiespalt und ich glaube, dass viele das nicht verstanden. Auch ich hatte manchmal meine Probleme damit.
    Andere beschützen
    Als ich wieder zu Hause war, nahm ich an einem interessanten wissenschaftlichen Experiment teil, in dem untersucht wurde, wie sich der Stress in Kampfsituationen auf Soldaten auswirkt.
    Mittels virtueller Realität sollte herausgefunden werden, welche Auswirkungen die Schlacht auf den menschlichen Körper hat. In meinem Fall wurde vor allem der Blutdruck gemessen – oder zumindest war das der einzige Wert, der mich wirklich interessierte. Ich trug spezielle Handschuhe und eine Brille, über die eine Simulation eingespielt wurde. Es war im Grunde genommen nichts weiter als ein Videospiel, aber es war trotzdem ziemlich cool.
    Nun, bei den Simulationen waren mein Blutdruck und die Herzfrequenz zunächst stabil. Sobald ich aber in ein Feuergefecht geriet, sanken die Werte überraschend ab. Ich saß einfach nur da und tat, was nötig war, ohne besonders darüber nachzudenken.
    Sobald jedoch alles vorbei war und die Situation sich entspannte, schoss meine Herzfrequenz nach oben.
    Sehr interessant.
    Die Wissenschaftler und Mediziner, die das Experiment leiteten, gingen davon aus, dass ich in der Hitze des Gefechts gewisse antrainierte Verhaltensweisen abspulte, die mich irgendwie entspannten. Sie waren wirklich fasziniert, weil sie so etwas offenbar noch nie zuvor gesehen hatten.
    Für mich hingegen war genau das im Irak mein Alltag gewesen.
    Es gab eine Simulation, die einen tiefen Eindruck in mir hinterließ. Dabei wurde ein Marine erschossen, der schreiend zu Boden sank. Er hatte einen Bauchschuss davongetragen. Während ich diese Szene beobachtete, stieg mein Blutdruck höher als je zuvor.
    Ich brauchte keinen Wissenschaftler oder Mediziner, um zu wissen, was es damit auf sich hatte. Ich konnte förmlich noch einmal spüren, wie der junge Soldat in Falludscha auf meiner Brust liegend seinen letzten Atemzug tat.
    Ich höre oft, dass ich Aberhunderte Leben gerettet habe. Aber eins kann ich Ihnen sagen: Man erinnert sich nicht an die Menschen, die man gerettet hat. Sondern an diejenigen, die man nicht retten konnte.
    Sie sind es, die einen nicht mehr loslassen. Es sind ihre Gesichter, die einen ein Leben lang verfolgen.
    Bleiben oder gehen?
    Meine Dienstzeit neigte sich dem Ende zu. Die Navy versuchte mich zum Bleiben zu bewegen und machte mir verschiedene Angebote: Als Ausbilder tätig zu sein, nach England zu gehen, alles, was mein Herz begehrte, nur damit ich bei der Navy blieb.
    Obwohl ich Taya versprochen hatte, meine Dienstzeit nicht zu verlängern, war ich noch nicht wirklich bereit zu gehen.
    Ich wollte zurück in den Krieg. Ich hatte das Gefühl, um meinen letzten Auslandseinsatz gebracht worden zu sein. Das Ganze war sehr verwirrend für mich. An manchen Tagen hatte ich die Nase voll von der Navy; an anderen Tagen stand ich kurz davor, meiner Frau zu sagen, dass ich doch verlängern wollte.
    Wir sprachen in dieser Zeit oft darüber.
    Taya:
    Ich sagte Chris, dass unsere Kinder ihn brauchten, damals vor allem unser Sohn. Wenn er doch beim Militär bleiben wollte, hätte ich in Erwägung gezogen, näher zu meinem Vater zu ziehen, damit der Kleine wenigstens einen starken Großvater in seiner Nähe hätte. Aber eigentlich wollte ich das gar nicht. Außerdem liebte Chris uns sehr. Er wollte eine starke Familie haben und für sie sorgen.
    Letztlich lief alles auf den einen Konflikt heraus, den wir schon immer hatten – nämlich auf die Frage, wo unsere Prioritäten lagen: auf Gott, Familie, Vaterland (meine Fassung) oder Gott, Vaterland, Familie (Chris’ Version)?
    Ich fand, dass Chris seinem Land bereits viel gegeben hatte, unglaublich viel sogar. Die letzten zehn Jahre war er ständig im Krieg gewesen. Seine Kampfeinsätze wurden nur durch lange Trainingsmissionen oder Fortbildungen unterbrochen, in denen er aber auch nicht bei seiner Familie sein konnte. Er war häufiger in Kampfeinsätzen gewesen – und seltener zu Hause – als jeder andere SEAL, den ich kenne.
    Aber wie so oft konnte ich ihm die Entscheidung nicht abnehmen.
    Die Navy deutete an, dass sie mich als Anwerber nach Texas schicken könnte. Das klang ziemlich gut, da ich bei dieser Tätigkeit feste Arbeitszeiten gehabt hätte und abends

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