Sniper
konnten, und als es dann endlich so weit war, kämpften wir gegen Saddam Hussein, nicht gegen Osama bin Laden.
Unter Zivilisten herrscht allerhand Verwirrung darüber, wie wir SEALs eingesetzt werden. Die meisten Leute glauben, dass wir ausschließlich zu Wasser operieren, dass wir immer von Schiffen aus zuschlagen und nur Ziele angreifen, die sich im Wasser oder in Küstennähe befinden.
Es stimmt natürlich, dass unsere Arbeit oft mit dem Meer zu tun hat – schließlich gehören wir der Navy an. Von einem historischen Standpunkt aus betrachtet sind die SEALs, wie bereits erwähnt, auf die Underwater Demolition Teams der Navy zurückzuführen. UDT-Froschmänner kundeten im Zweiten Weltkrieg Strände aus, bevor diese angegriffen wurden, und waren für eine Vielzahl anderer Aufgaben zu Wasser ausgebildet, wie die Infiltrierung von Häfen und die Anbringung von Haftminen an feindliche Schiffe. Sie waren die zähen, unerschrockenen Kampftaucher des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegsära, und wir SEALs sind ausgesprochen stolz darauf, in ihren Fußstapfen zu wandeln.
Als sich die Einsatzbereiche der UDT erweiterten, erkannte die Navy, dass militärische Spezialeinsätze in der Regel nicht am Strand endeten oder entschieden wurden. Also wurden die SEALs als neue Einheiten für diese weiter gefassten Aufgabenfelder gebildet und ersetzten nach und nach die älteren UDT-Einheiten.
Obwohl »Land« das letzte Wort im SEAL-Akronym ist, spielt dieses Einsatzgebiet für uns eine durchaus wichtige Rolle. Jede Spezialeinheit der US-amerikanischen Streitkräfte hat ihre besonderen Schwerpunkte. Unsere Ausbildungen überschneiden sich oft und das Spektrum an Missionen ähnelt sich in vielerlei Hinsicht sehr. Aber jede dieser Einheiten hat ihre eigenen speziellen Qualifikationen. Die Army Special Forces – auch als SF bekannt – sind hervorragend darin, fremde Streitkräfte sowohl in konventioneller als auch unkonventioneller Kriegsführung auszubilden. Army-Rangers sind die Männer fürs Grobe – wenn man will, dass ein großes Ziel, wie zum Beispiel ein Flugplatz, in Schutt und Asche gelegt werden soll, sind sie genau die richtigen Fachleute. Die Sondereinsatzkräfte der Air Force – die Fallschirmspringer – eignen sich besonders, um Soldaten zu retten, die sich in feindlichem Gebiet befinden.
Unser Spezialgebiet sind die DAs.
DA steht für »Direct Action« – direkte Angriffe. Damit sind sehr kurze, schnelle Schläge gegen kleine, aber wichtige Ziele gemeint. Und zwar sprechen wir hier von Angriffen mit chirurgischer Präzision. Wie beispielsweise eine wichtige Brücke hinter der feindlichen Linie zu sprengen oder ein Terroristenversteck auszuheben, um einen Bombenbauer unschädlich zu machen. Manche bezeichnen diese Taktik auch als »zuschlagen und ergreifen«. Solche Missionen können zwar völlig unterschiedlich aussehen, aber die zugrunde liegende Idee ist stets die gleiche: Schlage hart und schnell zu, bevor der Feind überhaupt begreift, wie ihm geschieht.
Nach dem 11. September fingen SEALs an, sich auf Einsätze an Orten vorzubereiten, an denen sich islamistische Terroristen am wahrscheinlichsten aufhielten – in erster Linie in Afghanistan, aber auch im Nahen Osten und in Afrika. Wir trainierten immer noch die gängigen SEAL-Aktivitäten – tauchen, aus Flugzeugen springen, Schiffe in die Luft jagen usw. Aber der Schwerpunkt unserer Vorbereitungen lag nun mehr denn je auf Landeinsätzen.
Im Führungsstab wurde viel über die Sinnhaftigkeit dieses Wandels diskutiert. Beispielsweise wurde vorgeschlagen, dass SEALs nur maximal 16 Kilometer ins Landesinnere vordringen sollten. Es hat mich zwar niemand nach meiner Meinung gefragt, aber ich finde, dass es solche Grenzen nicht geben sollte. Ich bewege mich gerne außerhalb des Wassers, aber das ist nebensächlich. Mein Motto war und ist: Lasst mich einfach meinen Auftrag erledigen, ganz gleich, wo er auszuführen ist.
Das Training, zumindest ein Großteil davon, machte bis zu einem gewissen Grad durchaus Spaß, selbst wenn es über die Schmerzgrenze hinausging. Wir tauchten, gingen in die Wüste, arbeiteten in den Bergen. Allerdings wurden wir auch mit Water-Boarding gefoltert und Gas ausgesetzt.
Jeder muss sich im Laufe des Trainings einem Water-Boarding unterziehen. Dies dient der Vorbereitung für den Fall, dass man in Gefangenschaft gerät. Die Ausbilder folterten uns mit größtmöglicher Härte, sie fesselten und schlugen uns – es hätte nicht viel
Weitere Kostenlose Bücher