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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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Tatsache in Kenntnis zu setzen.
    Taya:
    Chris hatte ein gutes Gespür für meine Gefühle. Er ist insgesamt sehr aufmerksam und bemerkt daher jede meiner Gefühlsregungen. Er muss gar nicht viel sagen. Eine kleine Frage oder Geste zeigt, dass er jederzeit ganz genau weiß, wie es mir geht. Er spricht nicht unbedingt gerne über Gefühle, aber er hat ein gutes Gespür dafür, wann es angemessen oder notwendig ist, Dinge anzusprechen, die ich sonst für mich behalten hätte.
    Das bemerkte ich schon zu Beginn unserer Beziehung. Wir unterhielten uns oft am Telefon und er war immer sehr fürsorglich.
    Wir sind in vielerlei Hinsicht sehr gegensätzlich, aber irgendwie passen wir trotzdem gut zusammen. Eines Tages fragte er mich, warum wir meiner Meinung nach zusammenpassen würden. Ich versuchte ihm zu erklären, was ich an ihm anziehend fand.
    »Ich finde, du bist ein anständiger Kerl«, sagte ich ihm, »du bist nett. Und empfindsam.«
    »Empfindsam?!?« Er war schockiert und klang aufgebracht. »Was meinst du damit?«
    »Weißt du denn nicht, was empfindsam bedeutet?«
    »Na ja, bei Filmen zu heulen und so, oder nicht?«
    Ich lachte. Ich erklärte ihm, dass ich damit meinte, dass er oft noch vor mir selbst merkte, wie es mir ging. Und er gab mir die Gelegenheit, diese Gefühle auszudrücken und, wichtiger noch, er ließ mir auch meinen Freiraum.
    Ich glaube nicht, dass dies dem Bild entspricht, das die meisten Menschen von einem SEAL haben, aber es war und ist, zumindest auf diesen einen SEAL, zutreffend.
    11. September 2001
    Als unsere Beziehung enger wurde, verbrachten Taya und ich immer mehr Zeit miteinander. Schließlich blieben wir auch nachts zusammen, entweder in ihrem Apartment in Long Beach oder bei mir in San Diego.
    Eines Morgens wachte ich auf und hörte sie rufen. »Chris! Chris! Wach auf! Das musst du dir ansehen!«
    Schlaftrunken wankte ich ins Wohnzimmer. Taya hatte den Fernseher angeschaltet und die Lautstärke heruntergedreht. Ich sah, wie Rauchschwaden aus dem World Trade Center in New York aufstiegen.
    Noch im Halbschlaf verstand ich zunächst nicht, was da gerade vor sich ging.
    Wir beobachteten, wie ein Flugzeug von der Seite her in den zweiten Turm stürzte.
    »Dreckschweine!«, murmelte ich.
    Ich starrte gebannt auf den Fernseher, war wütend und verwirrt und mir nicht ganz sicher, ob das alles überhaupt echt war.
    Plötzlich fiel mir ein, dass mein Handy ausgeschaltet war. Ich nahm es in die Hand und sah, dass ich eine Menge Nachrichten verpasst hatte. Die Quintessenz war:
    »Kyle, kehre zum Stützpunkt zurück. Sofort!«
    Ich schnappte mir Tayas Geländewagen – der im Gegensatz zu meinem Wagen aufgetankt war – und fuhr los. Ich weiß nicht genau, wie schnell ich damals fuhr, ich nehme an, so um die 160 km/h – es war auf jeden Fall viel zu schnell.
    Etwa auf Höhe von San Juan Capistrano blickte ich in den Rückspiegel und sah aufblitzende Blaulichter.
    Ich hielt an. Der Polizist, der zu mir herüberkam, schien aufgebracht.
    »Gibt es einen Grund, warum Sie so schnell fahren?«, wollte er wissen.
    »Ja, Sir«, sagte ich. »Es tut mir leid. Ich bin beim Militär und wurde gerade zum Stützpunkt gerufen. Ich weiß, dass Sie mir einen Strafzettel geben müssen. Ich weiß, dass ich mich falsch verhalten habe, aber bei allem gebührenden Respekt, könnten Sie sich bitte beeilen und mir den Strafzettel geben, damit ich weiterfahren kann?«
    »Welchem Zweig der Streitkräfte gehören Sie an?«
    Vollidiot , dachte ich. Ich habe doch gesagt, dass ich zum Stützpunkt muss. Kannst du mir nicht einfach den dämlichen Strafzettel geben? Aber ich bewahrte die Fassung.
    »Ich bin in der Navy«, sagte ich ihm.
    »Und was machen Sie da genau?«, hakte er nach.
    Mittlerweile war ich ziemlich gereizt. »Ich bin ein SEAL.«
    Er klappte seinen Block zu.
    »Ich begleite Sie bis zur Stadtgrenze«, sagte er. »Schnappen Sie sich die Scheißkerle.«
    Er schaltete sein Blaulicht wieder an und fuhr vor mir her. Wir waren zwar etwas langsamer als zuvor, aber immer noch deutlich über der Höchstgeschwindigkeit. Er brachte mich bis an die Grenze seines Zuständigkeitsbereichs, vielleicht noch etwas darüber hinaus, und ließ mich dann unbehelligt weiterfahren.
    Training
    Wir wurden in sofortige Bereitschaft versetzt, aber schon bald stellte sich heraus, dass wir in jenem Augenblick weder in Afghanistan noch anderswo benötigt wurden. Mein Zug musste etwa ein Jahr warten, bevor wir an Kampfhandlungen teilnehmen

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