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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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je.
    Ich brach in Tränen aus.
    Chris fragte immer wieder, was los sei. Ich konnte es ihm nicht einmal erklären. Meine Angst und Erleichterung äußerten sich nur in unverständlichem Schluchzen.
    Danach nahm ich mir vor, nie wieder Fernsehnachrichten zu sehen.

Kapitel 4
Noch fünf Minuten zu leben
    Wüstenbuggys und Schlamm vertragen sich nicht
    Ausgerüstet und festgeschnallt saß ich am Abend des 20. März 2003 im MG-Schützensitz in meinem DPV, während ein Großraumhubschrauber vom Typ MH-53 von der Flugbahn in Kuwait abhob. Wir und unser Fahrzeug waren ins Heck des PAVE-Low-Helikopters geladen worden und nun auf dem Weg zu der Mission, die wir in den vergangenen Wochen durchgespielt hatten. Das Warten hatte endlich ein Ende: »Operation Iraqi Freedom« hatte begonnen.
    Da hatte ich nun meinen Krieg.
    Ich schwitzte, allerdings nicht nur vor Aufregung. Da wir nicht genau wussten, was Saddam für uns auf Lager hatte, trugen wir die komplette MOPP-Ausrüstung (»Mission Oriented Protective Posture«, manche sagen auch Raumanzüge dazu). Die Anzüge schützten vor chemischen Kampfstoffen, aber sie waren in etwa so bequem wie Schlafanzüge aus Gummi; und die Gasmaske, die selbstverständlich ebenfalls zu diesem Ensemble gehört, ist besonders schlimm.
    »Füße nass!«, sagte jemand über Funk. Wir flogen jetzt also über Wasser.
    Ich überprüfte meine Schusswaffen. Sie waren bereit, auch das .50er-MG. Ich musste nur noch den Hebel zum Durchladen zurückziehen.
    Wir blickten geradewegs auf das Heck des Hubschraubers. Die Laderampe war nicht ganz geschlossen, weshalb ich in die Nacht hinaussehen konnte. Plötzlich war der schwarze Streifen, den die Rampe freigab, mit roten Punkten übersät – die Iraker hatten Flugabwehr-Radar und -Waffen aktiviert, die sie laut unserem Geheimdienst gar nicht besaßen, und die Hubschrauberpiloten begannen Leuchtkörper und Scheinziele abzufeuern, um das Feuer von uns wegzulenken.
    Dann kamen Leuchtspurgeschosse, die in langen Salven über das schmalen, dunkle Rechteck hinwegzogen.
    Mist , dachte ich. Wir werden abgeschossen, bevor ich überhaupt dazu komme, einen von diesen Kerlen plattzumachen .
    Aber irgendwie schafften die Iraker es, uns zu verfehlen. Der Hubschrauber flog weiter und näherte sich dem Festland.
    »Füße trocken!«, sagte jemand über Funk. Wir hatten jetzt wieder festen Boden unter uns.
    Dann brach die Hölle über uns herein. Wir gehörten zu einem Team, das die Aufgabe hatte, irakische Ölquellen zu sichern, bevor die Iraker sie in die Luft jagen oder anzünden konnten, wie sie es während des Desert-Storm-Krieges 1991 getan hatten. SEALs und GROM taten also ihr Bestes, um die Gas- und Öl-Inseln (GOPLATs) im Golf sowie die Ölraffinerien und Hafengebiete an der Küste zu besetzen.
    Zwölf von uns hatten den Auftrag, zur Ölraffinerie al-Faw vorzudringen, die weiter im Landesinneren lag. Der Flug dorthin dauerte zwar nur wenige Minuten länger, aber wir standen praktisch permanent unter starkem Beschuss, und als der Hubschrauber endlich landete, wurde es nicht besser.
    Die Rampe senkte sich und unser Fahrer gab Gas. Ich lud mein MG durch, bereit zu feuern, und wir bretterten die Rampe herunter. Das DPV schlitterte auf den weichen Boden … und sank umgehend ein.
    So eine Mistkarre!
    Der Fahrer ließ den Motor aufheulen und wechselte von einem Gang in den nächsten, um uns freizubekommen. Immerhin waren wir aus dem Helikopter draußen – eines der anderen DPVs blieb stecken, noch ehe es die Rampe ganz verlassen hatte. Der Helikopter hob und senkte sich ruckartig und versuchte verzweifelt, ihn abzusetzen – Piloten hassen es wie die Pest, beschossen zu werden, und haben nichts anderes im Sinn, als schnellstens wegzufliegen.
    Mittlerweile konnte ich hören, wie sich die verschiedenen DPV-Einheiten über Funk meldeten. So ziemlich jeder von ihnen war in dem mit Öl vollgesaugten Schlamm stecken geblieben. Die Geheimdienstmitarbeiterin, die uns in der Vorbereitung beraten hatte, hatte behauptet, der Boden würde bei unserer Landung steinhart sein. Allerdings hatten sie und ihre Kollegen auch versichert, dass die Iraker keine Flakgeschütze besäßen. Wie es immer so schön heißt, verlass dich auf den militärischen Geheimdienst – und du bist verlassen.
    »Wir stecken fest!«, sagte unser Chief.
    »Ja, wir auch«, antwortete der Leutnant.
    »Scheiße, wir müssen raus hier.«
    »In Ordnung, alle raus aus euren Fahrzeugen und nehmt eure Positionen ein«,

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