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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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was vor sich ging, beobachteten wir den Truck einige Augenblicke, bis wir ein »Wupp« hörten.
    Einige Meter vor uns schlug etwas auf. Die Iraker hatten von der Ladefläche aus eine Panzerfaust abgefeuert. Das Geschoss versank wirkungslos im öligen Schlamm.
    »Gott sei Dank ist das Ding nicht hochgegangen«, sagte jemand. »Sonst wären wir jetzt tot.«
    Langsam strömte weißer Rauch aus dem Loch, das das Projektil verursacht hatte.
    »Gas!«, schrie jemand.
    Wir rannten so schnell wir konnten zum Tor zurück. Aber gerade, als wir es erreicht hatten, knallten die britischen Wachen es zu und weigerten sich, es wieder zu öffnen.
    »Ihr müsst draußen bleiben!«, rief einer von ihnen. »Wer weiß, was das für ein Gas ist!«
    Während schon Cobra-Hubschrauber der Marines über unsere Köpfe hinwegflogen, um sich der Trucks mit den Panzerfäusten anzunehmen, rätselten wir, ob wir nun sterben würden.
    Als wir einige Minuten später immer noch atmeten, begriffen wir, dass der Rauch nichts anderes gewesen war als – Rauch. Beziehungsweise Dampf, der aus dem feuchten Schlamm verdunstete. Keine Ahnung. In jedem Fall, also im besten Wortsinn, nur heiße Luft, nichts Gefährliches.
    Wir waren erleichtert.
    Schatt al-Arab
    Nachdem die Raffinerie in al-Faw gesichert war, machten wir zwei unserer DPVs startklar und fuhren nach Norden zum Schatt al-Arab, dem Fluss, der den Iran vom Irak trennt und in den Persischen Golf mündet. Dort sollten wir nach Selbstmord-Booten und Minenlegern Ausschau halten, die vielleicht den Fluss hinunter in Richtung Golf fuhren. Wir fanden eine ältere Grenzstation, die von den Irakern verlassen worden war, und errichteten dort einen Beobachtungsposten.
    Unsere Einsatzregeln nach Kriegsbeginn waren ziemlich einfach: »Wenn du einen Mann zwischen 16 und 65 Jahren siehst, dann erschieß ihn. Töte jede männliche Person, die dir begegnet.«
    Das war zwar nicht der offizielle Wortlaut, aber die dahinterstehende Aussage. Da wir nun aber den Iran beobachteten, hatten wir den strikten Befehl, nicht zu feuern, zumindest nicht in Richtung Iran.
    Jede Nacht bezog jemand auf der anderen Seite des Flusses Stellung und beschoss uns. Wir riefen pflichtbewusst in der Zentrale an und baten um die Erlaubnis, das Feuer erwidern zu dürfen. Die Antwort war immer ein entschiedenes »Nein!« Rückblickend war das einleuchtend. Unsere schwersten Waffen waren eine Carl Gustaf und zwei 60er. Die Iraner hatten eine Menge schwerer Geschütze – und sie hatten die bessere Schussposition. Es wäre für sie kein Problem gewesen, uns zu treffen. ­Wahrscheinlich versuchten sie lediglich, uns zu einer Reaktion zu provozieren, damit sie einen Grund hatten, uns zu töten.
    Es ärgerte uns aber gewaltig. Wenn jemand auf dich schießt, willst du natürlich instinktiv zurückschießen.
    Nach dem furiosen Kriegsbeginn stellte sich deshalb schnell ein Stimmungstief bei uns ein. Wir saßen einfach nur herum und taten gar nichts. Einer der Jungs hatte eine Videokamera dabei und wir drehten ein Video, in dem wir ein bisschen Unfug trieben. Sonst gab es nicht viel zu tun. Wir fanden einige irakische Waffen, türmten sie zu einem Haufen auf und jagten sie in die Luft. Das war’s dann. Vom Irak her kamen keine Boote in unsere Richtung, und die Iraner feuerten hin und wieder einen einzelnen Schuss ab und gingen dann in Deckung, um unsere Reaktion abzuwarten. Das Unterhaltsamste, was wir tun konnten, war ins Wasser zu waten und in ihre Richtung zu pinkeln.
    Etwa eine Woche lang wechselten wir uns bei der Wache ab (zwei Jungs hielten Wache, vier hatten frei), überwachten den Funkverkehr und beobachteten das Wasser. Schließlich wurden wir von einer anderen Gruppe SEALs abgelöst und wir kehrten nach Kuwait zurück.
    Das Rennen nach Bagdad
    Mittlerweile hatte das Rennen nach Bagdad begonnen. Amerikaner und alliierte Einheiten strömten über die Grenze und unternahmen täglich große Vorstöße.
    Wir verbrachten einige Tage in unserem Lager in Kuwait, schlugen die Zeit tot und warteten auf einen Auftrag. So frustrierend unser Aufenthalt an dem Grenzposten auch gewesen war, das hier war noch schlimmer. Wir wollten ins Kriegsgetümmel. Es gab eine ganze Reihe von Aufgaben, die wir hätten erledigen können – einige der tiefer im Landesinneren gelegenen, »nicht vorhandenen« Flakstellungen auszuschalten, beispielsweise – aber die Befehlsleitung schien uns nicht einsetzen zu wollen.
    Unser Aufenthalt war eigens verlängert worden, damit

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