Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
Vom Netzwerk:
wir am Kriegsbeginn teilnehmen konnten. Aber jetzt machte plötzlich das Gerücht die Runde, wir sollten in die USA zurückkehren und durch Team 5 ersetzt werden. Niemand von uns wollte den Irak verlassen – jetzt, da es endlich so richtig interessant wurde. Dementsprechend sank die Stimmung in der Truppe auf einen neuen Tiefpunkt. Wir waren alle genervt.
    Als Krönung hatten die Iraker unmittelbar vor Kriegsbeginn einige Scud-Raketen abgefeuert. Die meisten wurden von Patriot-Raketen unschädlich gemacht, aber eine kam durch. Können Sie sich vorstellen, dass sie ausgerechnet das Starbucks traf, das wir während unserer Trainingsphase vor dem Krieg regelmäßig besucht hatten?
    Das ist richtig mies, ein Café zu treffen. Es hätte aber noch schlimmer kommen können, nehme ich an. Es hätte auch eine Dunkin’-Donuts-Bude erwischen können.
    Der Witz war, dass Präsident Bush den Krieg erst erklärte, nachdem das Starbucks in Rauch aufgegangen war. Man kann sich gegenüber den Vereinten Nationen alle Frechheiten erlauben, aber sobald man jemandem das Recht auf seine tägliche Dosis Koffein nimmt, gibt es mächtig Ärger.
    Wir waren nur drei oder vier Tage vor Ort, aber die ganze Zeit über deprimiert und übellaunig. Dann schlossen wir uns schließlich den Marines an, die in der Gegend von Nasiriyya einen Vorstoß wagten. Wir waren wieder im Spiel.
    In der Nähe von Nasiriyya
    Nasiriyya ist eine Stadt am Euphrat im Südirak, etwa 200 Kilometer nordwestlich von Kuwait. Die Stadt selbst wurde am 31. März von den Marines eingenommen, aber die Kampfhandlungen in der Gegend hielten noch eine Zeit lang an, da kleine Gruppen irakischer Soldaten und Fedajin den amerikanischen Truppen weiterhin Widerstand leisteten und sie immer wieder aus dem Hinterhalt angriffen. In der Nähe von Nasiriyya wurde auch die durch zahlreiche Medienberichte bekannt gewordene Soldatin Jessica Lynch gefangen genommen und in den ersten Kriegstagen festgehalten.
    Einigen Historikern zufolge waren die Kämpfe in dem Gebiet um Nasiriyya die härtesten, denen sich die Marines in diesem Golfkrieg stellen mussten, in etwa vergleichbar mit den wildesten Gefechten in Vietnam und später in Falludscha. Neben der Stadt selbst nahmen die Marines den Flugplatz Jalibah ein, zahlreiche Brücken, die über den Euphrat führten, sowie einige Autobahnen und Städte, die in der frühen Kriegsphase wichtig waren, um den alliierten Vorstoß nach Bagdad zu sichern. Dabei begegnete ihnen bereits die Art von fanatischer Ablehnung, die den Krieg kennzeichnen sollte, nachdem Bagdad gefallen war.
    In dem Konflikt rund um Nasiriyya spielten wir eine extrem kleine Rolle. Wir gerieten in einige sehr heftige Gefechte, aber die Marines erledigten den Großteil der Arbeit. Ich kann daher nicht allzu viel darüber sagen; ich bekam von der gesamten Schlacht nur wenig mit, in etwa so, als würde man ein gewaltiges Gemälde durch einen schmalen Strohhalm hindurch betrachten.
    Wenn man mit Einheiten der Army und des Marine Corps zusammenarbeitet, merkt man sofort einen deutlichen Unterschied. Die Jungs von der Army sind ziemlich hart im Nehmen, aber ihre Leistungsfähigkeit kann von Einheit zu Einheit sehr verschieden sein. Manche sind hervorragende, tapfere und beherzte Krieger. Einige wenige sind ein Schandfleck; die meisten sind irgendetwas dazwischen.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Marines durch die Bank echte Teufelskerle sind. Sie kämpfen alle bis in den Tod. Jeder von ihnen will in den Krieg ziehen und töten. Sie sind zähe, unbeugsame Hunde.
    Wir drangen mitten in der Nacht in die Wüste vor, mit zwei dreisitzigen DPVs, die mit 53er-Lasthubschraubern vor Ort gebracht wurden. Diesmal war der Boden fest genug, sodass keines der Fahrzeuge stecken blieb.
    Wir befanden uns hinter der Spitze des US-amerikanischen Vorstoßes und es gab in der Gegend keine feindlichen Militäreinheiten. Wir fuhren durch die Wüste, bis wir einen Army-Stützpunkt erreichten. Dort ruhten wir uns einige Stunden aus und zogen dann weiter, um die Gegend für die Marines auszukundschaften, die hinter uns im Anmarsch waren.
    Die Wüste war nicht völlig verlassen. Getrennt durch lange Strecken einer schier trostlosen Einöde gab es auch immer wieder Städte und sehr kleine Siedlungen. Wir umfuhren die Ansiedlungen in großem Abstand und beobachteten sie aus der Ferne. Unsere Aufgabe war es, eine Vorstellung davon zu bekommen, wo sich mögliche Widerstandsnester befinden könnten und diese per Funk

Weitere Kostenlose Bücher