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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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vertreibt die Ratten aus einem Loch und sie verschanzen sich im nächsten. Aber früher oder später gehen ihnen die Verstecke aus.
    Während ich aus dem Fenster blickte, fieberte ich dem Beginn der Schlacht gespannt entgegen. Ich wollte ein Ziel. Ich wollte jemanden erschießen.
    Und ich musste nicht besonders lange darauf warten.
    Von dem Gebäude aus hatte ich einen hervorragenden Blick auf die Gleise und die Böschung, die vor der Stadt lagen.
    Kaum hatte ich am Gewehr Stellung bezogen, ging es auch schon mit dem Töten los. Die meisten Ziele waren relativ weit entfernt, in der Nähe der Stadt. Immer mehr Aufständische näherten sich, offenbar um die Marines auszuspionieren oder eine günstigere Position für einen Angriff einzunehmen. Sie waren etwa 800 Meter entfernt, hinter den Gleisen und unterhalb der Böschung, und dachten wohl, man könne sie nicht sehen.
    Großer Irrtum.
    Ich habe bereits beschrieben, wie es sich anfühlte, meinen ersten Schuss als Scharfschütze abzugeben; es kann gut sein, dass ich unbewusst kurz gezögert und mich gefragt habe: »Darf ich diesen Menschen töten?«
    Aber die Einsatzbefehle waren eindeutig und es bestand kein Zweifel daran, dass der Mann in meinem Zielfernrohr ein Feind war. Dafür sprach nicht nur die Tatsache, dass er bewaffnet war und sich in Richtung der Marines bewegte, obwohl dies die wichtigsten Kriterien für die Einsatzbefehle waren. Sämtliche Zivilisten waren aufgefordert worden, die Stadt zu verlassen; nur eine Handvoll Unschuldiger war geblieben, weil nicht jeder in der Lage gewesen war zu fliehen. Die übrig gebliebenen Männer, die im wehrfähigen Alter und halbwegs bei Verstand waren, waren fast alle Schurken. Sie dachten, sie könnten uns vertreiben, genauso wie sie es schon im April mit den Marines getan hatten.
    Nachdem ich den ersten Schuss abgegeben hatte, fielen mir die nächsten leichter. Ich muss mich nicht in einen bestimmten Zustand versetzen oder mich geistig vorbereiten – ich sehe durch das Zielfernrohr, nehme das Ziel ins Fadenkreuz und töte den Feind, bevor er meine Leute erledigt.
    An jenem Tag erwischte ich drei; Ray zwei.
    Beim Zielen hatte ich immer beide Augen offen. Mit dem rechten Auge blickte ich durch das Zielfernrohr, mit dem linken sah ich auf die übrige Stadt. So behielt ich das Gesamtbild besser im Blick.
    Kilo
    Die Marines drangen zügig in die Stadt vor und erreichten bald eine Position, an der wir sie von den Wohntürmen aus nicht länger decken konnten. Also verließen wir den Wohnblock und waren bereit für die nächste Phase – die Arbeit in der Stadt selbst.
    Ich wurde der Kompanie Kilo zugeordnet und half den Marine-Einheiten am westlichen Ende der Stadt. Sie waren die erste Angriffswelle und durchkämmten Block für Block. Ihnen folgte eine andere Kompanie, sicherte den Bereich und achtete darauf, dass keiner der Aufständischen von hinten nachrückte. Auf diese Weise sollte Falludscha Block für Block geräumt werden.
    Wie auch in vielen anderen irakischen Städten waren die Grundstücke in diesem Stadtteil von den Nachbargrundstücken durch dicke Mauern abgegrenzt. Überall gab es Ecken und Schlupflöcher, in denen sich die Aufständischen verstecken konnten. Die Hinterhöfe, normalerweise mit Böden aus Erde oder Zement, waren rechteckige Irrgärten. Es war ein trockener, staubiger Ort, obwohl ganz in der Nähe der Fluss verlief. In den meisten Häusern gab es kein fließendes Wasser; das hauseigene Wasserreservoir befand sich auf dem Dach.
    In der ersten Woche des Vorstoßes arbeitete ich einige Tage mit Scharfschützen der Marines. Die meiste Zeit über war ich mit zwei von ihnen sowie einem JTAC unterwegs, ebenfalls ein SEAL, der Luftangriffe zu unserer Unterstützung herbeirufen konnte. Und dann waren da noch einige weitere Marines, die unserem Schutz dienten und gelegentlich bei verschiedenen Aufgaben aushalfen. Sie wollten ebenfalls Scharfschützen werden und hofften, nach ihrem Auslandseinsatz die Scharfschützenausbildung des Marine Corps absolvieren zu können.
    Jeder Morgen begann mit einem etwa 20-minütigen Feuerwerk. Mörser, Kanonen, Bomben, Lenkwaffen, Raketen – eine Menge Material, das auf Schlüsselpositionen des Feindes herunterregnete. Das Feuer vernichtete Munitionslager oder -verstecke und richtete sich gegen Orte, an denen wir mit starkem Widerstand rechneten. Schwarze Rauchschwaden stiegen in der Ferne auf, Waffenlager, die durch die Bombenangriffe zerstört worden waren; die Erde und

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