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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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räumen.
    Scharfschützen müssen über einen langen Zeitraum hinweg sitzen oder liegen, also benötigte ich Möbel, die mir dies ermöglichten. Außerdem braucht man etwas, auf dem man das Gewehr ablegen kann. In diesem speziellen Fall würde ich aus einem der Fenster schießen, ich brauchte also eine Erhöhung. Ich durchforstete das Apartment und fand ein Zimmer, in dem ein Kinderbett stand. Das war ein seltener Fund, den ich gut gebrauchen konnte.
    Ray und ich nahmen es und drehten es um. So hatten wir eine Unterlage. Dann hoben wir die Zimmertür aus den Angeln und legten sie darauf. Nun hatten wir eine stabile Plattform, von der aus wir arbeiten konnten.
    Die meisten Iraker schlafen nicht in Betten; sie benutzen Futons, Matratzen oder dicke Decken, die sie auf den Boden legen. Wir fanden einige davon und platzierten sie auf der Tür. So hatten wir ein einigermaßen bequemes, erhöhtes Bett, auf dem man liegen und das Gewehr bedienen konnte. Eine zusammengerollte Matratze diente uns als Stütze für den Lauf.
    Wir öffneten das Fenster und waren schussbereit.
    Wir beschlossen, dass wir Dreistundenschichten schieben und uns dabei regelmäßig abwechseln würden. Ray übernahm die erste Schicht.
    Ich begann den Komplex auf der Suche nach coolem Zeug zu durchstöbern – Geld, Waffen, Sprengstoff. Das einzige Interessante, das ich fand, war ein kleines elektronisches Tiger-Woods-Golfspiel .
    Es war natürlich strengstens untersagt, Dinge mitzunehmen, offiziell zumindest. Wenn ich das gute Stück an mich genommen hätte , hätte ich sicher für den Rest meines Auslandseinsatzes damit gespielt. Und das könnte dann auch plausibel erklären, warum ich das Spiel mittlerweile ganz gut beherrsche.
    Also – wenn ich es mitgenommen hätte.
    Am späten Nachmittag nahm ich meinen Posten an der .300 Win Mag ein. Die Stadt, auf die ich hinunterblickte, war bräunlich-gelb und grau, fast so, als ob alles in das leichte Sepia eines alten Fotos getaucht wäre. Viele, aber nicht alle Gebäude waren aus Backstein oder in derselben Farbe verputzt. Die Steine und Straßen waren grau. Eine feine Schicht Wüstenstaub schien über den Häusern zu flirren. Es gab Bäume und andere Pflanzen, aber die Landschaft sah im Großen und Ganzen so aus, als hätte jemand einige farblose Schachteln in die Wüste gesetzt.
    Die meisten Gebäude waren Bruchbuden, zwei Stockwerke hoch, hin und wieder auch drei oder vier. Minarette oder Gebetstürme traten in unregelmäßigen Abständen aus dem grauen Einerlei hervor. Moscheekuppeln waren verstreut – hier ein grünes Ei flankiert von einem Dutzend kleinerer Eier, dort eine weiße Spitze, die in der untergehenden Sonne leuchtete.
    Die Gebäude waren dicht gedrängt, die Straßen fast geometrisch und schachbrettartig angeordnet. Überall waren Mauern. Es herrschte schon eine Zeit lang Krieg und es gab viel Schutt, der aber nicht nur an den Ortsrändern verstreut lag, sondern auch mitten auf den Hauptstraßen. Direkt vor mir, aber außer Sichtweite, befand sich die berüchtigte Brücke, auf der die Aufständischen ein halbes Jahr zuvor die Leichen der Blackwater-Mitarbeiter geschändet hatten. Die Brücke führte über den Euphrat, der südlich von meiner Stellung eine steile Kurve nahm.
    Meine größte Sorge waren Eisenbahngleise, die etwa 730 Meter von dem Gebäude entfernt lagen. Es gab dort eine Böschung sowie, südlich von mir, eine Brücke, die über eine Fernstraße führte. Im Osten, links von mir, wenn ich aus dem Fenster sah, führte eine Eisenbahnlinie zu einem Rangierbahnhof und einem Bahnhof außerhalb des Stadtzentrums.
    Der Angriff der Marines würde zunächst über die Schienen hinweg und dann hinein in einen Bereich führen, der sich zwischen dem Euphrat und einer Schnellstraße am östlichen Ende der Stadt erstreckte. Dieser Punkt war auf meiner Karte mit einem Kleeblatt markiert. Dieser ganze Bereich war ungefähr fünfeinhalb Kilometer breit; der Plan war, bis zum 10. November etwa zweieinhalb Kilometer in Richtung dieser Schnellstraße vorzurücken – also innerhalb von knapp drei Tagen. Das klingt nach nicht allzu viel – die meisten Marines können eine solche Strecke in einer halben Stunde zurücklegen – aber der Weg führte durch verminte Straßen und schwer gesicherte Häuser. Die Marines rechneten nicht nur damit, Haus um Haus und Häuserzeile und Häuserzeile einnehmen zu müssen, sondern erkannten auch, dass es mit der Zeit womöglich immer schlimmer werden würde. Man

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