Sniper
etwas seltsam an, eine fremde Uniform zu tragen. Aber es war auch eine Ehre, als Mitglied ihres Teams betrachtet zu werden, und nichts anderes besagte die Uniform. Das Beste war allerdings, dass sie mir eine Fleece-Jacke und eine Fleece-Mütze gaben – es war kalt da draußen.
Taya:
Nach einem Auslandseinsatz fuhren wir gerade im Wagen und Chris sagte aus heiterem Himmel »Wusstest du, dass es seltsam riecht, wenn jemand auf eine bestimmte Weise stirbt?«
Und ich antwortete »Nein. Das wusste ich nicht.«
Und schließlich erfuhr ich die Hintergrundgeschichte.
Sie war ziemlich grausam.
Die Geschichten kamen einfach so aus ihm heraus. Oft erzählte er bestimmte Dinge auch nur, um herauszufinden, ob ich damit zurechtkam. Ich versicherte ihm, dass es mir wirklich egal sei, was er im Krieg getan habe. Ich unterstützte ihn vorbehaltlos. Trotzdem brauchte er seine Zeit und konnte sich nur vorsichtig an das Thema herantasten. Ich glaube, er wollte zunächst die Gewissheit haben, dass ich ihn nicht mit anderen Augen betrachten würde. Und, was vielleicht wichtiger war, er wusste ja, dass er wieder würde ausrücken müssen und deshalb wollte er mir mit seinen Kriegserlebnissen keine Angst einjagen.
Soweit ich das sehe, ist jeder, der ein Problem damit hat, was die Jungs dort drüben gemacht haben, zur Empathie nicht fähig. Wenn wir in den Krieg ziehen, erwartet jeder, dass die amerikanischen Streitkräfte ein makelloses Bild abgeben. Ich nehme aber stark an, dass sich diese Gutmenschen deutlich weniger Gedanken über einen „sauberen Krieg“ machen würden, wenn Familienangehörige in ihren Armen verbluten müssten, während der Feind sich hinter seinen Kindern versteckt oder sich tot stellt und eine Granate wirft, sobald man näher kommt – ein Feind, der keine Hemmungen hat, sein Kleinkind in den Tod zu schicken, indem er eine Handgranate zündet und sie ihm in die Hand drückt.
Chris befolgte die Einsatzregeln, weil er es tun musste. Einige der allgemeineren Einsatzregeln sind in Ordnung. Das Problem mit ihnen ist, dass sie jede Menge unabwägbarer Details umfassen, während die Terroristen sich keinen Deut um die Genfer Konventionen scheren. Jede einzelne Handlung eines Soldaten auf die Goldwaage zu legen, der gegen einen heimtückisch agierenden, kranken und hemmungslosen Feind antritt, ist mehr als lächerlich; es ist verabscheuungswürdig.
Mein Mann ist mir wichtig, ebenso wie jeder andere Amerikaner, der heil nach Hause kommt. Ich machte mir also in erster Linie um sein Wohlergehen Sorgen und hatte nicht wirklich Angst vor dem, was er mir erzählen wollte. Auch bevor ich die Geschichten zu hören bekam, glaube ich nicht, dass ich jemals der Illusion unterlag, dass Krieg schön oder angenehm ist.
Als er mir einmal erzählte, wie es war, jemanden im Nahkampf zu töten, war mein einziger Gedanke: Gott sei Dank geht es ihm gut .
Dann dachte ich: Du bist ein ganz schön zäher Bursche. Wow.
Wir sprachen aber nicht oft übers Töten oder den Krieg. Aber es ließ sich nicht ständig ausblenden.
Nicht immer war das aber negativ behaftet: Eines Tages fuhr er zu einer Werkstatt, um das Öl wechseln zu lassen. Zusammen mit ihm warteten noch einige andere Leute auf ihre Fahrzeuge. Der Typ hinter dem Tresen rief Chris’ Namen. Chris bezahlte seine Rechnung und setzte sich wieder.
Ein Mann kam auf ihn zu und fragte: »Sind Sie Chris Kyle?«
Und Chris sagte »Ja.«
»Waren Sie in Falludscha?«
»Ja.«
»Das gibt’s doch nicht, Sie sind der Typ, der unseren Hintern gerettet hat.«
Der Vater des Kunden kam ebenfalls herüber, um Chris zu danken und seine Hand zu schütteln. »Mensch, Sie waren toll. Sie haben mehr Leute getötet als jeder andere.«
Chris war peinlich berührt und sagte, bescheiden wie er ist: »Ihr habt ja meinen Hintern auch gerettet.«
Und damit war die Sache erledigt.
Kapitel 7
Knietief in der Scheiße
Auf der Straße
Der junge Mann sah mich mit einer Mischung aus Begeisterung und Ungläubigkeit an. Er war ein junger Marine, motiviert, aber auch ernüchtert von den Kampfhandlungen der letzten Woche.
»Willst du ein Scharfschütze werden?«, fragte ich ihn. »Jetzt sofort?«
»Und wie!«, rief er.
»Gut«, sagte ich, und gab ihm mein Mk-11. »Gib mir dein M-16. Du nimmst mein Scharfschützengewehr. Ich gehe durch den Vordereingang.«
Und mit diesen Worten begab ich mich hinüber zu der Einheit, mit der wir zusammenarbeiteten, und teilte den Kameraden mit, dass ich ihnen helfen
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