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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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und getötet worden, aber es gab die Straße entlang noch eine Menge weiterer Finsterlinge.
    Nach nur wenigen Schritten bemerkte ich, dass keiner der Marines mir gefolgt war.
    Mist . Ich lief weiter.
    Die Aufständischen nahmen nun verstärkt mich ins Visier. Ich klemmte mein Mk-11 unter den Arm und erwiderte im Laufen das Feuer. Das halb automatische Mk-11 ist eine tolle, vielseitige Waffe, aber in diesem konkreten Fall erschien das 20-Schuss-Magazin wahnsinnig klein. Ich verschoss ein Magazin, lud nach und schoss weiter.
    Ich entdeckte vier Männer, die nicht weit von dem besagten Haus voller Aufständischer an einer Mauer kauerten. Es stellte sich heraus, dass zwei von ihnen Reporter waren, die den Marines zugeteilt worden waren; nun, sie bekamen einen besseren Einblick ins Kampfgeschehen, als ihnen lieb war.
    »Ich decke euch«, rief ich. »Verschwindet von hier.«
    Ich sprang auf und feuerte, was das Zeug hielt. Der letzte Marine klopfte mir beim Vorbeigehen auf die Schulter, um mir zu signalisieren, dass er der letzte Mann war. Ich war bereit, ihm zu folgen und blickte kurz nach rechts, um meine Flanke zu kontrollieren.
    Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, dass dort jemand am Boden lag. Er trug einen Tarnanzug der Marines.
    Ich habe keine Ahnung, woher er kam, ob er schon da war, als ich eintraf, oder ob er von irgendwo hergekrochen war. Ich rannte zu ihm herüber und sah, dass ihm beide Beine zerschossen worden waren. Ich lud ein neues Magazin in mein Gewehr, ergriff ihn am Nacken seiner schusssicheren Weste und zog ihn mit, als ich den Rückzug antrat.
    Während ich lief, warf einer der Aufständischen eine Handgranate. Sie explodierte irgendwo in der Nähe. Mauerstücke knallten gegen meine rechte Seite, vom Gesäß bis zum Knie. Es war purer Zufall, dass meine Pistole das größte Fragment abbekam. Es war reines Glück – das Ding hätte ein schönes, großes Loch in mein Bein reißen können.
    Mein Hintern tat mir noch eine Weile weh, aber er verrichtet seinen Dienst bis heute weitgehend klaglos.
    Wir schafften es ohne weitere Verwundete zu den anderen Marines ­zurück.
    Ich erfuhr nie, wer der verletzte Typ war. Ich habe gehört, er sei ein Leutnant gewesen, aber ich bekam später keine Gelegenheit, ihn ausfindig zu machen.
    Die anderen Marines behaupteten, ich hätte sein Leben gerettet. Aber das war nicht allein mein Verdienst. All diese Jungs in Sicherheit zu bringen, war eine Gemeinschaftsaktion von uns allen gewesen.
    Das Marine Corps war dankbar, dass ich geholfen hatte, einen ihrer Leute zu retten, und einer der Offiziere schlug mich für den Silver Star vor.
    Später wurde mir zugetragen, dass die sesselpupsenden Generäle an ihren Schreibtischen beschlossen hatten, dass sie keinen SEAL für einen Silver Star nominieren würden, nachdem für den Falludscha-Vorstoß kein einziger Marine eine solche Auszeichnung erhalten hatte. Stattdessen bekam ich einen Bronze Star mit einem V (für Valor, also Tapferkeit).
    Allein bei dem Gedanken an diesen ganzen Zirkus muss ich immer wieder den Kopf schütteln.
    Orden sind schon in Ordnung, aber sie haben viel mit Politik zu tun und ich bin kein Freund von Politik.
    Ich beendete meine Laufbahn als SEAL letztlich mit zwei Silver Stars und fünf Bronze Medals, alle für Tapferkeit. Ich bin stolz, meinem Land gedient zu haben, aber Orden waren nie ein Anreiz für mich. Ich bin dadurch weder besser noch schlechter als jeder andere Soldat, der seinen Dienst versah. Orden erzählen nie die ganze Geschichte. Und wie ich schon sagte, am Ende geben sie mehr Auskunft über politische Befindlichkeiten als über die eigentlichen Taten. Ich habe Männer kennengelernt, die wesentlich mehr Auszeichnungen verdient hätten, und Männer, die im Grunde gar keine verdient hätten, aber trotzdem welche bekamen, weil irgendjemand in der Führungsetage gerade eine bestimmte politische Agenda verfolgte. Aus all diesen Gründen sind meine Orden weder zu Hause noch in meinem Büro ausgestellt.
    Meine Frau will mich immer dazu überreden, die Urkunden herauszusuchen und zu rahmen und die Orden in einer Vitrine auszustellen. Politik hin oder her, sie ist einfach der Meinung, dass sie zu meiner Dienstzeit gehören.
    Vielleicht mache ich es ja eines Tages.
    Wahrscheinlich aber eher nicht.
    *
    Meine Uniform war von dem Angriff so blutverschmiert, dass mir die Marines eine ihrer Uniformen besorgten. Von diesem Zeitpunkt an sah ich mit meinem Digi-Tarn wie ein Marine aus.
    Es fühlte sich

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