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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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erwartete. Selbst wenn man die Zimmer im Erdgeschoss problemlos unter Kontrolle hatte, hieß das noch lange nicht, dass das restliche Haus sicher war. Kam man dann in den ersten Stock, ging man oft schon leichtfertig davon aus, dass die Zimmer leer sein würden oder dass man mit keinen Problemen mehr rechnen müsse, aber das war oft eine trügerische Sicherheit. Man wusste nie genau, was kam. Jedes Zimmer musste gesichert werden und selbst dann musste man noch auf der Hut sein. Oft hatten wir ein Haus gerade gesichert, da flogen uns von außerhalb Patronen und Granaten um die Ohren.
    Viele Häuser waren klein und beengt, aber im Laufe des Vorstoßes drangen wir auch in die wohlhabenderen Gegenden der Stadt vor. Hier waren die Straßen gepflastert und die Gebäude sahen von außen aus wie kleine Paläste. Aber wenn man die Fassade überwunden hatte und in die Räume sah, fand man nur Chaos und Schutt vor. Jeder Iraker, der so viel Geld besessen hatte, war geflohen oder tot.
    In unseren Pausen ging ich mit den Marines einige Übungen durch. Während die anderen Einheiten zu Mittag aßen, brachte ich ihnen alles bei, was ich über das Klären von Räumen gelernt hatte.
    »Ich will keinen einzelnen Mann verlieren!«, schrie ich sie an. Ich duldete in dieser Hinsicht keine Widerworte. Ich nahm sie hart ran und forderte ihnen alles ab, während sie eigentlich Pause machen sollten. Aber das ist die große Stärke der Marines – man knüppelt sie nieder und sie verlangen nach mehr.
    *
    Eines Tages drangen wir in ein Haus mit einem großen Vorraum ein und stolperten unversehens über eine Gruppe überraschter Männer. Ich selbst war nicht überrascht – ich stürmte hinein und sah mich lauter Gestalten in Wüstentarnkleidung gegenüber, und zwar das alte gesprenkelte Muster aus dem Ersten Golfkrieg. Alle waren uniformiert, scheinbar europäischer Herkunft, einer oder zwei waren sogar blond, also offensichtlich keine Iraker oder andere Araber.
    Was zum Teufel ...?!
    Wir sahen uns an. Dann machte es Klick in meinem Gehirn, ich drückte den Abzug des M-16 durch und mähte sie nieder.
    Eine halbe Sekunde später und ich wäre derjenige gewesen, der blutend am Boden gelegen hätte. Nachdem wir das gesamte Haus durchsucht hatten, fanden wir ihre Pässe. Es stellte sich heraus, dass sie Tschetschenen waren, Moslems, die offenbar für einen Heiligen Krieg gegen den Westen rekrutiert worden waren.
    Alter Mann
    Ich habe keine Ahnung, wie viele Häuserblöcke oder Häuser wir durchkämmten. Die Marines hielten sich an einen sorgfältig erarbeiteten Plan – bis zum Mittagessen mussten wir einen bestimmten Ort erreicht haben, und bis zum Einbruch der Dämmerung einen weiteren Fixpunkt. Die gesamte Invasionsmacht bewegte sich genau abgestimmt durch die Stadt und achtete penibel darauf, dass es keine Schlupflöcher oder Schwachstellen gab, die die Aufständischen hätten nutzen können, um uns hinterrücks anzugreifen.
    Hin und wieder stießen wir auf Gebäude, die immer noch von Familien bewohnt wurden, aber in der Regel waren die einzigen Leute, mit denen wir es zu tun bekamen, Aufständische.
    Wir durchsuchten jedes Haus bis ins Detail. Und als wir an diesem Tag in diesem Haus in den Keller kamen, hörten wir ein leises Stöhnen. Dort hingen zwei Männer in Ketten an der Wand. Einer war tot; der andere schon mehr tot als lebendig. Beide waren mit Elektroschocks und Gott weiß was gefoltert worden. Sie waren beide Iraker und offenbar geistig zurückgeblieben. Vermutlich wollten die Aufständischen sichergehen, dass sie uns nichts verraten konnten, hatten aber offenbar beschlossen, sich zuerst ein wenig an ihnen auszutoben.
    Der zweite Mann starb, noch während unser Sanitäter ihn versorgte.
    Auf dem Boden lag eine schwarze Fahne, eine von der Sorte, wie sie islamistische Fanatiker in ihren Videos benutzen, in denen sie Amerikaner oder Europäer köpfen. Überall lagen dort amputierte Gliedmaßen herum und der Boden war mit mehr Blut bedeckt, als man sich vorstellen kann.
    Es roch entsetzlich dort.
    Nach einigen Tagen beschloss einer der Scharfschützen der Marines, sich mir anzuschließen und wir begannen das Einsatzteam gemeinsam zu ­leiten.
    Wir nahmen jeweils erst das Haus auf der rechten Seite der Straße ein, überquerten sie dann und drangen dann in das gegenüberliegende Haus ein. Immer im Zickzack. Das dauerte sehr lange. Wir mussten zunächst die Tore überwinden, an die Tür gelangen, sie sprengen, und erst dann konnten

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