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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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wir ins Haus stürmen. Der Abschaum, der drinnen auf uns wartete, hatte also eine Menge Zeit, sich auf uns vorzubereiten. Ganz zu schweigen davon, dass uns trotz meiner großzügigen Spende der Sprengstoff langsam ausging.
    Ein Panzerfahrzeug der Marines begleitete uns und bewegte sich, während wir vorrückten, mitten auf der Straße. Es hatte als einzige Waffe ein .50er-MG an Bord, aber seine eigentliche Stärke lag in seiner Größe. Keine irakische Mauer würde ihm trotzen, sobald es erst einmal in Fahrt war.
    Ich ging also hinüber zum Fahrer.
    »Ich schlage Folgendes vor«, sagte ich. »Uns geht der Sprengstoff aus. Fahren Sie durch die Gartenmauer und jagen Sie mit dem .50er fünf Schuss durch die Eingangstür. Setzen Sie dann zurück und wir erledigen den Rest.«
    Er stimmte zu und wir übernahmen diese Methode, wodurch wir viel Sprengstoff sparten und außerdem schneller vorwärtskamen.
    Wir rannten die Treppen auf und ab, inspizierten das Dach, kehrten ins Erdgeschoss zurück und stürmten kurz darauf schon das nächste Haus – statt wie zuvor 50 Häuser am Tag zu klären, schafften wir nun 100.
    Die Marines kamen kaum außer Puste, aber ich verlor in den sechs Wochen, in denen ich in Falludscha war, fast zehn Kilogramm. Das meiste davon schwitzte ich aus. Häuserstürmen war eine anstrengende Arbeit.
    Die Marines waren deutlich jünger als ich – manche von ihnen waren noch Teenager. Ich schätze, ich muss noch recht jugendlich gewirkt haben. Wenn wir uns unterhielten und ich aus irgendeinem Grund mein Alter nannte, starrten sie mich an und fragten ungläubig: »So alt bist du schon?«
    Ich war 30. Ein alter Mann in Falludscha.
    Ein Tag wie jeder andere
    Als die Bodentruppen der Marines den südlichen Stadtrand erreichten, ließen die Kampfhandlungen in unserem Abschnitt allmählich nach. Ich kehrte auf die Dächer zurück und begann wieder damit, das Geschehen von oben zu beobachten, weil ich dachte, ich könnte von dort aus mehr Ziele treffen. Im Laufe des Vorstoßes hatte sich das Blatt gewendet. Die USA hatten einen Großteil der Stadt in ihrer Gewalt, und es war nur eine Frage der Zeit, bis der Widerstand in sich zusammenbrach. Aber da ich selbst noch mitten im Kampfgeschehen steckte, konnte ich das nicht genau einschätzen.
    Da die Aufständischen wussten, dass wir Friedhöfe achteten, versteckten sie ihre Waffen und Sprengstoffe dort. Einmal beobachteten wir aus einem Versteck heraus einen großen umzäunten Friedhof mitten in der Stadt. Er war etwa drei Fußballfelder lang und zwei Fußballfelder breit, also praktisch eine betonierte Totenstadt, die mit Grabsteinen und Grüften übersät war. Wir bezogen auf einem Dach in der Nähe eines Gebetsturms und einer Moschee Stellung und hatten so freien Blick auf den Friedhof.
    Das Dach war ziemlich aufwendig gestaltet. Es war mit einer Steinmauer umgeben, auf dem ein eiserner Zaun befestigt war, wodurch wir hervorragende Schießmöglichkeiten hatten; ich setzte mich hin, legte mein Gewehr in einer Mulde im Gitter ab und behielt die Wege zwischen den Grabsteinen in einigen 100 Metern Entfernung sorgfältig im Auge. In der Luft war jede Menge Staub und Dreck, sodass ich meine Schutzbrille aufbehielt. In Falludscha hatte ich es mir auch zur Angewohnheit gemacht, meinen Helm festgezurrt zu tragen, weil ich keine Lust hatte, von Splittern und Betonbrocken getroffen zu werden, die bei Schusswechseln regelmäßig vom Mauerwerk abgesprengt wurden.
    Ich suchte mir einige Gestalten aus, die durch den Friedhof gingen. Ich visierte eine an und schoss.
    Innerhalb von Sekunden brach ein wilder Schusswechsel aus. Wie Klappziele in einem Schießparcours tauchten überall Aufständische hinter den Grabsteinen auf – ich weiß nicht, ob es dort einen Tunnel gab oder woher sie kamen. Neben mir spuckte ein .60er-MG seine leeren Hülsen aus.
    Ich achtete auf jeden meiner Schüsse, während die Marines in der Umgebung ebenfalls das Feuer eröffneten. Ich konzentrierte mich, bis der Lärm um mich herum in den Hintergrund trat, blickte durchs Zielfernrohr und nahm sorgfältig mein Ziel ins Visier. Es gelang mir, zur Ruhe zu kommen, und ich drückte den Abzug immer weiter sachte durch. Als der Schuss brach, war ich fast überrascht.
    Mein Ziel fiel um. Ich suchte ein neues. Und ein neues. Und so ging es immer weiter.
    Bis schließlich keines mehr übrig war. Ich stand auf und ging einige Meter weiter zu einer Stelle, an der die Mauer uns völlig vom Friedhof abschirmte. Dort

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