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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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nahm ich meinen Helm ab und lehnte mich gegen die Wand. Das Dach war von leeren Hülsen übersät – Hunderte, wenn nicht gar Tausende.
    Jemand reichte mir eine große Wasserflasche. Einer der Marines legte seinen Rucksack so zurecht, dass er ihn als Kopfkissen benutzen konnte, um sich etwas auszuruhen. Ein anderer ging die Treppen hinab in das Geschäft, das im ersten Stock des Gebäudes lag. Es war ein Tabakladen; er kehrte mit einigen Schachteln aromatisierter Zigaretten zurück, zündete ein paar an und das Kirscharoma vermischte sich mit dem Gestank, der wie immer über dem Irak lag; ein Gemisch aus Abwasser, Schweiß und Tod.
    In Falludscha ein ganz normaler Tag.
    *
    Die Straßen waren mit Splittern und verschiedenen Trümmern übersät. Die Stadt war nie wirklich schön gewesen, aber jetzt war sie völlig zerstört. Zerquetschte Wasserflaschen lagen mitten auf der Straße, daneben Holzbretter und verbogenes Metall. Wir arbeiteten an einem Gebäudekomplex mit dreistöckigen Bauten, in denen im Erdgeschoss Ladengeschäfte untergebracht waren. Ihre Markisen waren mit einer dicken Schicht von Staub und Geröll bedeckt, wodurch sich die grellen Farben der Stoffe in ein undefinierbares Einheitsgrau verwandelt hatten. Vor die meisten Ladenfenster hatte man Metallplatten gestellt; sie waren mit Schrapnellstücken übersät. Auf einigen waren Steckbriefe mit den Bildern gesuchter Aufständischer angebracht, die von der gesetzmäßigen Regierung gesucht wurden.
    Ich habe noch einige Fotos aus dieser Zeit. Selbst in den alltäglichsten und am wenigsten dramatischen Szenen sind die Auswirkungen des Krieges unübersehbar. Hin und wieder lassen sich einige Überreste des Alltagslebens vor dem Krieg erkennen, etwas, das gar nichts damit zu tun hat: ein Spielzeug zum Beispiel.
    Krieg und Frieden passen einfach nicht zusammen.
    Der beste Scharfschützenschuss aller Zeiten
    Die Air Force, das Marine Corps und die Navy unterstützten uns regelmäßig aus der Luft. Wir hatten so großes Vertrauen in sie, dass wir Luftangriffe zu Zielen dirigierten, die nur etwa einen Häuserblock entfernt waren.
    Einer unserer Funker arbeitete mit einer Einheit zusammen, die eine Straße weiter von einer Horde Aufständischer unter starken Beschuss genommen wurde; diese hatten sich jedoch in einem Gebäude verschanzt, sodass man sie nicht vom Boden aus bekämpfen konnte. Also ging er ans Funkgerät und rief die Marines zu Hilfe. Er bat um die Erlaubnis, einen Flugzeugangriff anzufordern. Sobald dieser bewilligt war, wurde er mit dem Piloten verbunden, dem er die Koordinaten und Details übermittelte.
    »Gefahr im Verzug!«, warnte er uns über Funk. »Geht in Deckung.«
    Wir befanden uns in einem Gebäude, duckten uns aber trotzdem. Ich weiß nicht, wie groß die Bombe war, die der Pilot abwarf, aber die Explosion erschütterte das gesamte Mauerwerk. Mein Kumpel erzählte mir später, dass sie 30 Aufständische in den Tod riss – was bewies, wie viele Menschen uns zu töten versucht hatten und wie wichtig die Luftunterstützung gewesen war.
    Ich muss sagen, dass alle Piloten ziemlich exakt arbeiteten. Es kam nicht selten vor, dass wir Bomben und Raketen anforderten, die nur wenige 100 Meter von uns entfernt einschlagen sollten. Das ist verdammt nah, wenn man bedenkt, dass durchaus auch 500-Kilo-Bomben dabei sein konnten. Aber es gab niemals Unfälle und ich war mir stets sicher, dass sie ihrer Arbeit gewissenhaft nachgingen.
    Eines Tages wurde eine Gruppe Marines in unserer Nähe von einem Minarett aus beschossen. Wir fanden zwar heraus, von wo aus der Heckenschütze feuerte, aber wir konnten ihn nicht ins Visier nehmen. Er hatte eine perfekte Position und war in der Lage, einen Großteil der Stadt unter Feuer zu nehmen,
    Normalerweise hätten wir die Finger von allem gelassen, was auch nur annähernd mit einer Moschee zu tun hatte, aber die Anwesenheit des Snipers rechtfertigte eine Ausnahme. Wir forderten einen Luftangriff auf den Turm an, der oben eine hohe, mit Fenstern versehene Kuppel hatte und von zwei Laufgängen umrundet wurde, die ihn wie einen Kontrollturm aussehen ließen. Das Dach bestand aus Glasscheiben, auf denen eine Spitze thronte.
    Wir gingen in Deckung, als das Flugzeug angeflogen kam. Die Bombe segelte durch die Luft, traf die Minarettspitze und fiel durch eine der großen Scheiben. Dann schlug sie in einer Gasse in der näheren Umgebung des Turms ein, wo sie explodierte, scheinbar ohne allzu großen Schaden zu

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