Sniper
unternahmen alles in ihrer Macht stehende, um sie zu sabotieren. Viele Wahlleiter wurden entführt, andere mitten auf den Straßen hingerichtet.
So viel zum Thema negative Wahlwerbung.
Die Haifa Street in Bagdad war ein besonders gefährlicher Ort. Nachdem drei Wahlleiter dort ermordet worden waren, erstellte die Army einen Plan, um die Beamten in dieser Gegend besser zu schützen.
Im Rahmen der entwickelten Maßnahmen sollten erneut Scharfschützen als Sicherungsposten eingesetzt werden.
Ich war ein Scharfschütze und ich stand zur Verfügung. Ich musste mich nicht einmal freiwillig dafür melden.
Man teilte mich einer Army-Einheit der Nationalgarde von Arkansas zu, ein toller Haufen, alles gute Soldaten.
Leute, die es gewohnt sind, die verschiedenen Zweige der Streitkräfte gesondert zu betrachten, finden es vielleicht seltsam, dass ein SEAL mit der Army zusammenarbeitet, oder auch den Marines. Aber während meiner Zeit im Irak unterstützen wir uns alle, so gut wir konnten.
Jede Einheit konnte einen Antrag auf Unterstützung stellen. Diese Anfrage wurde an jede Einheit weitergegeben, die zur Verfügung stand. Wenn eine Einheit also Scharfschützen benötigte, wie es jetzt der Fall war, wurden diese von überall angeboten.
Auf diese Weise wurden Soldaten der Navy, der Army und des Marine Corps andauernd hin- und hergeschoben. Und es war festzustellen, dass die Mitglieder der verschiedenen Zweige sehr respektvoll miteinander umgingen, zumindest wenn gekämpft wurde. Die meisten Marines und Soldaten, mit denen ich zusammenarbeitete, waren erstklassige Krieger. Ausnahmen bestätigen die Regel – was auch für die Navy gilt.
Als ich mich am ersten Tag bei meinen neuen Kollegen meldete, dachte ich, ich bräuchte einen Dolmetscher. Manche Leute ziehen mich gerne mit meinem texanischen Akzent auf, aber diese Hinterwäldler aus Arkansas – die verstand selbst ich nicht. Alle wichtigen Informationen erhielt ich von den Offizieren, die normales Englisch sprachen. Aber die Gefreiten und Offiziersanwärter, die offenbar aus den tiefsten Wäldern kamen, die hätten genauso gut auch Chinesisch sprechen können.
Wir begannen uns der Haifa Street anzunehmen, ganz in der Nähe der Stelle, an der die drei Wahlleiter ermordet worden waren. Die Nationalgarde sicherte ein Apartmenthaus, das wir als Unterschlupf benutzen konnten. Dann ging ich hinein, suchte mir ein Apartment aus, und richtete mich dort ein.
Die Haifa Street war nicht gerade der Hollywood Boulevard, obwohl es genau der richtige Ort war, wenn man als Schurke sein Unwesen treiben wollte. Die Straße erstreckte sich über mehr als drei Kilometer vom »Attentätertor« am Ende der Grünen Zone hinauf in Richtung Nordwesten. Sie war der Schauplatz zahlreicher Schusswechsel und Feuergefechte, aller möglichen Arten von Sprengstoffanschlägen, Entführungen und Hinrichtungen – all das und mehr geschah auf der Haifa Street. Die amerikanischen Soldaten gaben ihr deshalb den Beinamen Purple Heart Boulevard.
Die Gebäude, die wir für unsere Sicherungsposten nutzten, waren 15 bis 16 Stockwerke hoch und boten einen guten Überblick über die Straße. Wir bewegten uns umher, so gut es eben ging, und änderten ständig unsere Position, damit die Aufständischen niemals genau wussten, wo wir waren. Jenseits der nahe gelegenen Schnellstraße gab es eine ungemein große Anzahl an Verstecken in den kleinen Gebäuden, die die Straße in beide Richtungen säumten. Die Schurken hatten es nicht weit zur Arbeit.
Die Aufständischen waren ein bunter Haufen; manche waren Mudschaheddin, ehemalige Mitglieder der Baath-Partei oder der alten irakischen Armee. Andere waren der al-Qaida im Irak oder Sadr treu ergeben oder irgendeinem der anderen Wirrköpfe, die da draußen aktiv waren. Zu Beginn trugen sie Schwarz oder manchmal auch grüne Schärpen, aber als sie erkannten, dass sie sich dadurch von der Masse abhoben, gingen sie dazu über, sich wie ganz normale Zivilisten zu kleiden. Sie wollten in der friedliebenden Bevölkerung untertauchen, damit es für uns schwieriger war, sie zu erkennen. Sie waren Feiglinge, aber wahrscheinlich hofften sie, dass wir Frauen und Kinder töten würden, um sie zu erwischen; sie dachten wohl, dass dies ihren Zielen nutzen würde, indem es uns schlecht aussehen ließ.
Eines Nachmittags beobachtete ich, wie ein junger Halbwüchsiger unterhalb meines Verstecks auf den Bus wartete. Als der Bus hielt, stieg eine Gruppe älterer Halbwüchsiger und
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