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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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einem Haus in der Haifa Street, in dem wir so viele Scharfschützen postiert hatten, dass der einzige Platz, von dem aus ich noch schießen konnte, ein kleines Fenster über einem Klosett war. Ich musste die ganze Zeit stehen.
    Und trotzdem landete ich noch zwei Treffer.
    Ich war eben ein echter Hurensohn von einem Glückspilz.
    Eines Tages erhielten wir die Nachricht, dass Aufständische einen Friedhof am Straßenrand in der Nähe von Camp Independence am Flughafen als Stützpunkt und Waffenlager benutzten. Ich konnte den gesamten Friedhof nur aus großer Höhe überblicken, also stieg ich auf einen wahnsinnig hohen Kran. Oben angekommen, musste ich dann auch noch auf eine Gitterplattform klettern.
    Keine Ahnung, wie hoch der Kran war, und ich will es auch gar nicht wissen. Wie Sie wissen, stehe ich nicht so auf Höhe – wenn ich nur daran denke, zieht sich alles in mir zusammen.
    Der Kran bot mir jedoch einen guten Ausblick auf den Friedhof, der etwa 730 Meter entfernt war.
    Ich feuerte von dort oben allerdings nicht einen einzigen Schuss ab. Denn alles, was ich zweifelsfrei identifizieren konnte, waren Angehörige von Verstorbenen und Priester. Aber es war einen Versuch wert gewesen.
    Wir hielten nicht nur nach Leuten mit IEDs Ausschau, sondern auch nach den Bomben selbst. Sie waren überall – gelegentlich sogar in Apartmentgebäuden. Eines Nachmittags entging ein Team nur knapp dem Tod, als eine ganze Reihe von Sprengfallen hochging, kurz nachdem sie das Gebäude verlassen hatten.
    Die Nationalgarde benutzte hauptsächlich Bradleys als Fortbewegungsmittel. Der Bradley sieht ein bisschen aus wie ein Panzer, weil er einen Turm und ein Geschütz hat, aber eigentlich ist er ein Personenbeförderungs- und Aufklärungsfahrzeug, je nach Konfiguration.
    Ich glaube, er ist darauf ausgelegt, sechs Menschen zu transportieren. Wir experimentierten ein bisschen herum und schafften es irgendwann, acht oder zehn von uns hineinzuquetschen. Es war heiß, schwül und beengt. Wenn man nicht gerade an der Rampe saß, konnte man rein gar nichts sehen. Man musste es einfach nur über sich ergehen lassen und warten, bis man an seinem Ziel ankam.
    Eines Tages holten uns die Bradleys von einem Scharfschützeneinsatz ab. Wir waren gerade von der Haifa Street in eine Seitenstraße eingebogen, als es plötzlich einen heftigen Schlag tat. Wir waren von einem gewaltigen Sprengsatz getroffen worden. Das Fahrzeug hob am Heck ab und setzte dann unsanft wieder auf dem Boden auf. Der Innenraum füllte sich mit Rauch.
    Ich konnte sehen, wie der Typ mir gegenüber seinen Mund bewegte, aber ich konnte kein Wort hören: Der Knall hatte mich kurzzeitig taub gemacht.
    Ehe ich mich versah, setzte sich der Bradley wieder in Bewegung. Das war ein zähes Gefährt. Zurück im Lager tat der Kommandant den Vorfall ab.
    »Nicht mal die Ketten sind abgesprungen«, sagte er. Er klang dabei fast ein wenig enttäuscht.
    Es ist vielleicht ein Klischee, aber es stimmt: Im Krieg schmiedet man enge Freundschaften. Doch dann können sich die Umstände auch plötzlich wieder ändern. Ich lernte zwei Typen der Nationalgarde-Einheit etwas besser kennen und wir wurden gute Freunde; ich hätte ihnen sogar jederzeit mein Leben anvertraut.
    Heute wüsste ich nicht einmal mehr, wie sie hießen. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie auf eine Weise beschreiben könnte, die Ihnen verständlich machen würde, warum sie so besonders waren.
    Ich und die Jungs aus Arkansas kamen wirklich gut miteinander aus, vielleicht weil wir alle Südstaatler waren.
    Nun, allerdings waren sie Hinterwäldler. Wissen Sie, es gibt die stinknormalen Rednecks so wie mich, und dann gibt es da noch die Hinterwäldler, und die sind noch einmal von einem ganz anderen Schlag.
    Weiter
    Die Wahlen kamen und gingen.
    Die Medien in den USA machten aus der irakischen Regierungswahl eine große Sache, aber für mich war das Ereignis völlig unwichtig. Ich war an jenem Tag nicht einmal draußen, sondern sah es mir im Fernsehen an.
    Ich war nie der Überzeugung, dass die Iraker aus ihrem Land jemals eine wirklich gut funktionierende Demokratie machen würden, aber es gab eine Zeit, da dachte ich, es bestünde zumindest eine echte Chance darauf. Ich weiß nicht, ob ich das immer noch glaube. Es ist ein ziemlich korruptes Land.
    Aber ich riskierte mein Leben nicht, um Irak die Demokratie zu bringen. Ich riskierte mein Leben für meine Kameraden, meine Freunde und Landsleute. Ich zog für mein Land in den Krieg,

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