Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
Vom Netzwerk:
Schüsse und Flüche, bevor der Akku leer war. Dann hatte sich das Telefon urplötzlich abgeschaltet, was ihre Sorge noch vergrößert hatte.
    Ich versuchte sie zu beruhigen, aber ich wusste auch, dass keines meiner Worte in dieser Situation besonderen Trost spenden konnte.
    Sie war sehr verständnisvoll und versicherte stets, ich müsse nichts vor ihr verbergen. Sie behauptete, dass sie sich in ihrer Fantasie schlimmere Dinge ausmalte als alles, was mir wirklich zustoßen konnte.
    Ich war mir da nicht so sicher.
    Während meiner Auslandseinsätze telefonierte ich nach Möglichkeit immer in den Ruhephasen der jeweiligen Schlachten. Das allgemeine Tempo der Kampfhandlungen war so heftig und anhaltend, dass mir nicht viel anderes übrig blieb. Wenn ich mit einem Anruf warten wollte, bis ich wieder ins Lager zurückgekehrt war, konnte eine Woche oder mehr verstreichen. Und selbst dort war es nicht jedes Mal möglich zu telefonieren.
    Außerdem gewöhnte ich mich immer mehr an die Gefechtssituationen. Angeschossen zu werden, war irgendwann ein alltägliches Risiko geworden – ebenso der Einschlag einer Panzerabwehrrakete ganz in der Nähe. Alles nichts Besonderes.
    Mein Vater kann von einer Episode erzählen, als ich ihn eines Tages auf der Arbeit anrief. Ich war eine ganze Weile nicht dazu gekommen. Er nahm den Hörer ab und war überrascht, meine Stimme zu hören.
    Und er wunderte sich sogar noch mehr, weil ich flüsterte.
    »Chris, warum sprichst du so leise?«, fragte er.
    »Ich bin im Einsatz, Dad. Ich will nicht, dass sie wissen, wo ich gerade bin.«
    »Oh«, sagte er mit leicht bebender Stimme.
    Ich bezweifle, dass der Feind mich aus der Entfernung überhaupt hätte hören können, aber mein Vater behauptet beharrlich, dass er einige Sekunden später Schüsse im Hintergrund wahrgenommen habe.
    »Ich muss los«, sagte ich, bevor er die Gelegenheit hatte herauszufinden, um was es sich genau bei dem Geräusch handelte. »Ich melde mich so bald wie möglich wieder.«
    Laut meinem Vater rief ich zwei Tage später an, um mich dafür zu entschuldigen, dass ich so abrupt aufgelegt hatte. Als er mich fragte, ob er den Anfang eines Feuergefechts mitbekommen habe, wechselte ich schnell das Thema.
    Meinen Ruf pflegen
    Seit mir in Falludscha der Mauerschutt auf die Beine gefallen war, litt ich unter Knieschmerzen. Ich versuchte Kortisonspritzen zu bekommen, aber ohne Erfolg. Allerdings wollte ich nicht zu sehr darauf drängen, denn ich hatte Angst, man würde mich wegen meiner Verletzung aus dem Verkehr ziehen.
    Hin und wieder nahm ich etwas Ibuprofen und kühlte die Knie mit Eis; das war’s dann aber auch. Im Kampf selbst ging es mir natürlich gut – wenn man voller Adrenalin ist, spürt man rein gar nichts.
    Selbst mit den Schmerzen hatte ich Spaß an meiner Arbeit. Vielleicht ist Krieg kein Spaß, aber ich genoss ihn. Es passte einfach zu mir.
    Mittlerweile hatte ich als Scharfschütze einen ziemlich guten Ruf. Ich hatte schon viele bestätigte Todesschüsse vorzuweisen – überraschend viele angesichts meiner relativ kurzen Dienstzeit im Irak. Oder auch ganz generell, wenn ich ehrlich bin.
    Außer den Typen in meinem Team kannten nur die wenigsten Leute meinen Namen und mein Gesicht. Aber es gab Gerüchte und schon allein meine Beteiligung an schwierigen Missionen trug weiter zu meinem Ruf bei.
    Es schien, als würde überall, wohin man mich kommandierte, umgehend ein Ziel auftauchen. Das ärgerte einige der anderen Scharfschützen, die ganze Schichten und Tage absaßen, ohne auch nur eine Menschenseele zu sehen, geschweige denn einen Aufständischen.
    Eines Tages folgte mir Schlumpf, ein anderer SEAL, bis in eine ­Wohnung.
    »Wo baust du dich auf?«, fragte er.
    Ich sah mich um und entdeckte einen Platz, der mir gefiel.
    »Genau hier«, sagte ich ihm.
    »Gut. Verschwinde. Hier bin jetzt ich.«
    »Meinetwegen«, sagte ich. Ich zog los und suchte mir einen anderen Platz – und landete von dort prompt einen Treffer.
    Eine Zeit lang konnte ich machen, was ich wollte, ich zog die Aufständischen scheinbar magisch an. Nicht, dass Sie denken, ich hätte das alles freiweg erfunden – für alle meine Schüsse gab es Zeugen. Vielleicht sah ich etwas weiter, vielleicht konnte ich besser spüren, wo Ärger im Verzug war. Oder, und das ist am wahrscheinlichsten, ich hatte einfach nur Glück.
    Das heißt, wenn man es als Glück bezeichnen kann, als Ziel für Leute herzuhalten, die dich töten wollen.
    Eines Tages waren wir in

Weitere Kostenlose Bücher