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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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auch nur eine Abfalltüte sieht, umfährt man sie in einem großen Bogen. Man fährt aggressiv und nötigt andere Fahrer im Straßenverkehr, so wie man das vom Irak her gewohnt ist.
    Nach meiner Rückkehr schloss ich mich etwa eine Woche lang zu Hause ein. Ich glaube, dass es in dieser Zeit zwischen Taya und mir zu kriseln begann.
    Da unser Sohn für uns beide das erste Kind war, hatten wir dieselben Meinungsverschiedenheiten, die auch andere Paare bei der Kindererziehung haben. Zum Beispiel in Bezug auf die Schlafgewohnheiten – Taya ließ ihn während meiner Abwesenheit im Ehebett schlafen. Als ich nach Hause kam, wollte ich das ändern. Wir gerieten deswegen ganz schön aneinander. Ich vertrat die Auffassung, dass er in seiner Wiege im Kinderzimmer schlafen sollte. Taya fand, dass sie ihm dadurch nicht mehr so nahe sein würde. Sie meinte, wir sollten ihn schrittweise daran gewöhnen.
    Dieser Meinung war ich ganz und gar nicht. Ich finde, dass ein Kind im eigenen Bett bzw. Zimmer schlafen sollte.
    Ich weiß mittlerweile, dass diese Probleme ganz normal sind, aber bei uns war die Sache doch noch etwas anders gelagert. Sie hatte ihn in den letzten Monaten alleine aufgezogen und ich griff nun in ihren Alltag und ihre Gewohnheiten ein. Sie hatten eine wahnsinnig enge Bindung, was ich prima fand. Aber ich wollte auch eine Rolle spielen. Ich wollte mich nicht zwischen die beiden drängen, sondern mich lediglich in das Familienleben eingliedern.
    Und wie sich zeigte, kam mein Sohn bestens mit den neuen Gegebenheiten zurecht; er schlief wunderbar. Und er hat nach wie vor eine sehr innige Beziehung zu seiner Mutter.
    Das Leben zu Hause hatte seine interessanten Momente, aber auch seine kleinen Tücken. Unsere Nachbarn und Freunde hatten großes Verständnis für mein Bedürfnis, mir eine Auszeit zu nehmen, um mich wieder an den Alltag zu gewöhnen. Im Anschluss daran stellten sie ein kleines Grillfest auf die Beine, um meine Rückkehr zu feiern.
    Sie hatten sich alle bestens um meine Familie gekümmert, während ich weg war. Die Nachbarn von der anderen Straßenseite hatten zum Beispiel jemanden engagiert, der unseren Rasen mähte, was uns finanziell half und Taya entlastete. Es schien nur eine kleine Geste zu sein, die ich aber sehr zu schätzen wusste.
    Da ich nun wieder zu Hause war, war es natürlich meine Aufgabe, mich um solche Dinge zu kümmern. Wir hatten einen winzigen Garten; es dauerte nur etwa fünf Minuten, den Rasen zu mähen. Aber auf einer Seite des Gartens hatten wir Kletterrosen, die sich um einige Enziansträucher rankten. Die Sträucher trugen das ganze Jahr über kleine, lila Blüten.
    Die Kombination sah wirklich schön aus. Aber die Rosen hatten Dornen, die glatt durch eine Splitterweste dringen konnten. Immer wenn ich den Rasen mähte und ums Eck bog, kam ich mit ihnen in Berührung.
    Als mir die Rosen eines Tages die Seite aufkratzten, hatten sie den Bogen überspannt und ich beschloss, ihnen ein für alle Mal Einhalt zu gebieten: Ich griff zum Rasenmäher, hob ihn auf Brusthöhe und schnitt die Mistkerle (das heißt die Rosen und Sträucher) kurzerhand ab.
    »Was soll das? Das ist doch wohl nicht dein Ernst!«, rief Taya. »Trimmst du die Sträucher jetzt mit dem Rasenmäher?«
    Hey, immerhin funktionierte es. Sie haben mich seither in Ruhe gelassen.
    Ich war eigentlich immer zu Scherzen aufgelegt. Schabernack zu treiben und andere Leute zu unterhalten, war von jeher etwas, das mir lag. Eines Tages sah ich unsere Nachbarin durchs Küchenfenster, woraufhin ich mir einen Stuhl schnappte und ans Fenster klopfte, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Dann zeigte ich ihr meinen nackten Hintern. (Ihr Mann ist zufälligerweise Navy-Pilot, also bin mir ziemlich sicher, dass sie solche Dinge gewohnt ist.)
    Taya rollte mit den Augen. Sie fand es lustig, glaube ich zumindest, obwohl sie es niemals zugeben würde.
    »Warum machst du denn so etwas?«, fragte sie mich.
    »Sie hat doch gelacht, oder nicht?«, antwortete ich.
    »Du bist 30 Jahre alt«, sagte sie. »Du bist zu alt für solche Kindereien.«
    Etwas in mir hat große Freude daran, anderen Leuten Streiche zu spielen, um sie zum Lachen zu bringen. Normales Zeug ist langweilig – ich will, dass sie sich richtig amüsieren. Sich am Boden kugeln und den Bauch vor Lachen halten. Je extremer, desto besser. Der erste April ist für meine Familie und Freunde immer eine echte Geduldsprobe, obwohl das mehr an Tayas Streichen liegt als an meinen. Ich

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