Sniper
nicht für den Irak. Mein Land schickte mich dorthin, damit der Mist, der hier stattfand, nicht bis zu unseren Küsten vordringen würde.
Ich kämpfte nie für die Iraker. Sie waren mir scheißegal.
Kurz nach der Wahl wurde ich zu meinem SEAL-Zug zurückgeschickt. Unsere Zeit im Irak neigte sich dem Ende zu und ich freute mich schon langsam darauf, nach Hause zurückzukehren.
Im Lager in Bagdad hatte ich mein eigenes kleines Zimmer. Meine persönliche Ausrüstung fand in vier oder fünf großen Transportbehältern Platz, zwei großen Stanley-Rollkästen und verschiedenen Rucksäcken. (Die Transportbehälter sind moderne Truhen; sie sind wasserdicht und etwa einen Meter lang.)
Im Auslandseinsatz haben wir immer viel dabei.
Ich hatte sogar einen Fernseher. Die neuesten Kinofilme hatten wir auf raubkopierten DVDs, die man auf den Straßen Bagdads für fünf Dollar kaufen konnte. Meine Sammlung bestand aus James-Bond-Filmen, dazu noch einige Clint-Eastwood- und John-Wayne-Streifen – ich bin ein großer Fan von John Wayne. Vor allem mag ich seine Cowboy-Filme, was ja eigentlich logisch ist. Rio Bravo ist mein Lieblingsfilm.
Ich sah mir aber nicht nur Filme an, sondern verbrachte auch viel Zeit mit Computerspielen – Command and Conquer war mein Lieblingsspiel. Schlumpf hatte eine Playstation und wir fingen an Tiger Woods zu spielen.
Ich machte ihn fertig.
Übliche Einsätze
Als sich die Lage in Bagdad beruhigte, zumindest für den Augenblick, beschloss unsere Befehlsleitung, eine SEAL-Basis in Habbaniyya zu errichten.
Habbaniyya liegt nicht ganz 20 Kilometer östlich von Falludscha, in der Provinz al-Anbar. Es war nicht gerade eine Brutstätte des Aufstands wie Falludscha, aber es war auch nicht San Diego. In dieser Gegend hatte Saddam vor dem Ersten Golfkrieg Chemiefabriken gebaut, die Massenvernichtungswaffen wie Nervengas und andere Kampfstoffe herstellten. Und es gab nicht eben viele Menschen dort, die den USA freundlich gesinnt waren.
Allerdings gab es dort einen Stützpunkt der US-Army, in dem das berühmte 506. Regiment untergebracht war – eine Einheit, die bereits im Zweiten Weltkrieg am D-Day teilgenommen hatte. Sie waren gerade aus Südkorea gekommen und hatten, um es einmal höflich auszudrücken, keinen blassen Schimmer, was im Irak auf sie zukam. Ich schätze, jeder muss es auf die harte Tour lernen.
Habbaniyya stellte sich als echte Bewährungsprobe heraus. Uns wurde ein verlassenes Gebäude zugewiesen, das unseren Anforderungen in keiner Hinsicht entsprach. Wir mussten zunächst ein TOC errichten – eine Kommandozentrale – in dem wir die Computer- und Kommunikationsausrüstung unterbringen konnten, die wir für unsere Einsätze benötigten.
Unsere Stimmung sank auf einen Tiefpunkt. Wir konnten hier rein gar nichts Sinnvolles tun, um dem Krieg ein Ende zu bereiten. Stattdessen arbeiteten wir als Handwerker. Ein ehrenhafter Beruf zwar, aber nicht der unsere.
Taya:
Während dieses Auslandseinsatzes wurde Chris einigen Tests unterzogen und aus irgendeinem Grund glaubten die Ärzte, er habe TBC. Sie erklärten ihm, dass er an dieser Krankheit sterben würde.
Ich erinnere mich, wie ich mit ihm sprach, kurz nachdem er die Nachricht erhalten hatte. Er war fatalistisch. Er hatte es schon hingenommen, dass er sterben würde, und wollte es am liebsten dort hinter sich bringen, und nicht qualvoll zu Hause an einer Krankheit dahinsiechen, die er weder mit einer Waffe noch mit seinen Fäusten bekämpfen konnte.
»Es ist doch egal«, sagte er zu mir. »Ich sterbe und du findest jemand anderen. Hier sterben dauernd Leute. Die Frauen machen weiter mit ihrem Leben und finden einen neuen Partner.«
Ich versuchte ihm zu erklären, dass er für mich unersetzlich war. Als ihn das nicht sonderlich beeindruckte, brachte ich ein anderes Argument in Stellung. »Denk doch mal an unseren Sohn«, sagte ich ihm.
»Na und? Du findest einen Neuen und der Typ wird sein Vater.«
Ich denke, er sah dem Tod so oft ins Gesicht, dass er bereits anfing zu glauben, die Menschen seien beliebig ersetzbar.
Das brach mir das Herz. Er war wirklich davon überzeugt. Ich denke noch immer sehr ungern daran.
Er war der festen Überzeugung, es wäre das Größte, auf dem Schlachtfeld zu sterben. Ich versuchte ihm das auszureden, aber er blieb stur.
Sie wiederholten die Tests und Chris bekam Entwarnung. Aber seine Einstellung zum Tod blieb dieselbe.
Als wir uns im Lager eingerichtet hatten, begannen wir mit unseren üblichen
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