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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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schätze, wir sind einfach beide lustige Vögel.
    Andererseits konnte ich auch sehr hitzköpfig sein. Ich war schon immer aufbrausend, bereits bevor ich ein SEAL wurde. Aber jetzt war ich noch viel reizbarer. Wenn mich jemand beim Fahren schnitt – was in Kalifornien nicht selten vorkommt – konnte ich die Beherrschung verlieren. Es konnte dann passieren, dass ich versuchte, den anderen Wagen von der Fahrbahn zu drängen oder sogar anzuhalten und den Fahrer zu verprügeln.
    Ich musste lernen, mein Temperament zu zügeln.
    *
    Natürlich hat es auch Vorteile, wenn jeder weiß, dass man ein SEAL ist.
    Bei der Hochzeit meiner Schwägerin unterhielt ich mich mit der Pastorin. Im Laufe des Gesprächs bemerkte sie, dass sich meine Jacke seltsam nach vorne wölbte.
    »Tragen Sie eine Waffe bei sich?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte ich und erklärte, dass ich beim Militär war.
    Ich weiß nicht, ob sie wusste, dass ich ein SEAL war – ich hatte es nicht erwähnt, aber so etwas spricht sich ja herum. Als sie mit der Trauung beginnen wollte und die Gäste keine Anstalten machten, Platz zu nehmen und Ruhe einkehren zu lassen, kam sie zu mir, klopfte mir auf den Rücken und fragte: »Können Sie die Leute dazu bringen, Platz zu nehmen?«
    »Und ob«, antwortete ich ihr.
    Ich musste meine Stimme nur einmal kurz anschwellen lassen, und schon konnte die kleine Zeremonie stattfinden.
    Taya:
    Man hört oft vom lange aufgestauten Bedürfnis nach körperlicher Liebe, wenn der Partner nach langer Abwesenheit nach Hause kommt: »Ich will dir die Kleider vom Leib reißen.« Solche Sachen etwa.
    Zumindest theoretisch ging es mir ebenfalls so, aber die Wirklichkeit sah etwas anders aus.
    Ich musste Chris erst wieder kennenlernen. Es war seltsam. Da steckte eine so große Erwartung und Vorfreude in mir. Man vermisst seinen Partner so sehr, wenn er fort ist, und möchte, dass er nach Hause kommt, aber wenn er dann da ist, läuft es nicht einmal ansatzweise rund. Man hat aber das Gefühl, dass alles perfekt sein sollte. Je nachdem, welche Erlebnisse er im Krieg hatte, empfand ich eine große Bandbreite an Gefühlen, die von Trauer und Anspannung bis hin zu Wut reichten.
    Als er nach diesem Auslandseinsatz zurückkam, war ich fast schüchtern. Ich war eine junge Mutter und monatelang auf mich alleine gestellt gewesen. Wir waren beide andere Menschen geworden und entwickelten uns in völlig verschiedene Richtungen. Er wusste nicht, was ich durchgemacht hatte, und mir ging es mit ihm genauso.  Chris tat mir leid. Er fragte sich, was nicht stimmte. Anfangs herrschte zwischen uns eine Distanz, die wir weder überwinden noch besprechen konnten.
    Aufbrechen und eindringen
    Wir würden nun zwar längere Zeit nicht mehr in den Krieg ziehen müssen, waren aber trotzdem die ganze Zeit über beschäftigt. Zum einen mit dem regulären Training, zum anderen mit dem Erwerb neuer Fertigkeiten. Ich besuchte eine Akademie, die von FBI-Agenten und CIA- und NSA-Beamten geleitet wurde. Sie brachten mir Dinge bei wie das Knacken von Schlössern und das Stehlen von Autos. Das machte mir selbstverständlich großen Spaß. Dass die Ausbildung in New Orleans stattfand, war ein zusätzlicher Bonus.
    Da ich nun lernte, in der Menschenmenge unterzutauchen und verdeckt zu ermitteln, kultivierte ich den Jazz-Musiker in mir und ließ mir einen Bart wachsen. Das Schlösserknacken war eine Offenbarung. Wir versuchten uns an einer Vielzahl von Schließsystemen, und am Ende des Kurses gab es vermutlich kein Schloss mehr, das ich oder meine Kurskollegen nicht knacken konnten. Pkws zu stehlen, war etwas schwieriger, aber ich wurde auch darin ziemlich gut.
    Man brachte uns außerdem bei, unbemerkt Kameras und Mikrofone mit uns zu führen. Um zu belegen, dass wir dazu in der Lage waren, mussten wir die Abhörvorrichtungen in einen Stripklub schmuggeln und anhand von (Video-)Beweisen darlegen, dass wir tatsächlich dort gewesen waren.
    Welche Opfer man doch für sein Land bringt …
    In meiner Abschlussprüfung stahl ich einen auf der Bourbon Street abgestellten Wagen. (Als wir fertig waren, musste ich ihn wieder zurückbringen; soweit ich weiß, bekam der Besitzer von alledem nichts mit.) Bedauerlichweise lassen diese Fähigkeiten nach, wenn man sie nicht ständig einübt – ich kann zwar immer noch Schlösser knacken, brauche aber heute viel länger dafür. Sollte ich beschließen, eine Karriere als Krimineller einzuschlagen, muss ich unbedingt wieder ein bisschen besser in Form

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