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Snobs: Roman (German Edition)

Snobs: Roman (German Edition)

Titel: Snobs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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von einigen geschiedenen Gattinnen jüngerer Söhne begnügen, die zur Aufbesserung ihrer Unterhaltszahlungen hässlichen Schmuck verkauften oder Klatschkolumnen für Gratiswerbezeitschriften schrieben, die keiner las.
    Sie legte ihre Wimperntusche beiseite. »Wer ist diese Frau heute Abend überhaupt?«
    »Fiona Grey.«
    »Nie von ihr gehört. Bin ich ihr schon begegnet?«
    »Nein, ich glaube nicht, aber du kennst sie bestimmt. Sie war das Mädchen in dem Film über diesen Schwindler, der vom Zug fiel. Kam letzte Woche im Fernsehen. Michael Redgrave war der Polizist.«
    »Von dem hab ich auch noch nie gehört.« Simon jaulte innerlich auf. »Sie muss tausend Jahre alt sein.«
    »Sie ist um die siebzig.« Simon war sehr geschmeichelt, dass Miss
Grey ihn eingeladen hatte. Dies war die andere Seite seines schizophrenen Ehrgeizes: Einerseits wollte er, dass Edith ihm Zugang zur Welt des Adels verschaffte, andererseits wollte er, was fast in direktem Gegensatz dazu stand, als Schauspieler ernst genommen werden, und zwar von solchen Schauspielern, die wiederum von anderen Schauspielern ernst genommen werden – zu diesen gehörte Fiona Grey. In ihrer Jugend war sie mit John Gielgud und Lawrence Olivier als Partnern in Rollen wie der Julia auf der Bühne gestanden. Wenn sie jetzt im Fernsehen erschien, war das immer ein Ereignis, und in den Autobiographien englischer Stars wurde sie stets liebevoll erwähnt.
    Die Theaterleute betonen gern die Klassenlosigkeit ihrer Welt, doch in Wahrheit herrscht in dieser Branche ein Klassensystem, wie es starrer nicht sein könnte. Der einzige Unterschied zur Welt da draußen besteht darin, dass dieses System auf anderen Werten beruht. Herkunft bedeutet nichts, Erfolg alles. Und zwar nicht nur Erfolg, sondern die richtige Art von Erfolg. Dass Simon Russell zwar schon am Ruhm geleckt, aber nie auch nur ansatzweise Rollen gespielt hatte, die bei seinen Kollegen etwas galten, war ihm insgeheim ein Stachel im Fleisch.
    Wenn Schauspieler einem Fernsehjournalisten erzählen, es sei ihnen egal, was die Kritiker schreiben, solange das Publikum Spaß an ihrer Arbeit habe, dann lügen sie. Wenige Schauspieler geben etwas auf die Meinung des Publikums, wenn sie vom Urteil der Kritiker und der Kollegen abweicht. Ihr Ziel ist es, Anerkennung und Prestige hinter der Bühne zu erringen. Wenn dann die Bewunderung des Publikums, Ruhm und Geld dazukommen, umso besser. Das Herz der Branche besteht aus einer Gruppe, deren Leistungen über alle Zweifel erhaben sind; Simon hätte für sein Leben gern dazugehört. Die Stars und Regisseure, die Autoren und Bühnenbildner, die zu diesem Kreis zählen, machen allerdings den schrillen Starrummel nicht mit. Sie engagieren sich für so manche gute Sache, ihr Auftreten bei Interviews und (ganz sicher) ihre Kleidung erwecken vielleicht den Anschein, dass sie sich nicht hervorheben wollen, dennoch bilden sie
eine Elite, deren Exklusivität es mit der damaligen noblesse d’épée am Versailler Hof aufnehmen kann. Was hätte Simon nicht dafür gegeben, um zu diesen Auserwählten zu gehören, die immer gute Rezensionen bekommen und auf allen Listen für Film- und Fernsehpreise stehen!
    Seine Träume waren nicht realistisch. An diesem Abend zum Beispiel war er nur eingeladen worden, weil er in der Zeitung stand. Trotz hehrer Prinzipien teilen diese Schauspieler mit ihren Hollywoodkollegen eine Eigenheit: Sie lieben die Gesellschaft berühmter Menschen. Wenn sie mit Labour-Politikern beim Lunch sitzen, dann bitte mit Labour-Politikern der vordersten Bänke; wenn sie für einen guten Zweck demonstrieren, dann wollen sie neben Ian McKellen oder Anita Roddick marschieren und nicht neben einem unbekannten Idealisten aus der Provinz. Und wenn Miss Grey Simon kommen ließ, weil er gerade Schlagzeilen machte, dann bedeutete dies, dass sie sich für sein Talent nicht die Bohne interessierte.
     
    Die Party fand in Hampstead statt; Edith kam es vor, als hätte die Fahrt dorthin ein Jahr gedauert, und von der Straße aus machte das Haus nicht den Eindruck, als wäre ein Besuch der Mühe wert. Drinnen waren alle Spuren, dass hier einmal Arbeiter gewohnt hatten, für deren Bedürfnisse es um 1890 gebaut worden war, flächendeckend mit Parkett überpflastert, das in der indirekten Beleuchtung schimmerte. Im großen Wohnzimmer, das von der Diele abging, hatten sich ernsthaft diskutierende Grüppchen gebildet, doch der größte Lärm kam unweigerlich aus der Küche. Adela und ich

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