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Snobs: Roman (German Edition)

Snobs: Roman (German Edition)

Titel: Snobs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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standen am Herd, umringt von Schüsseln mit Salaten aus Hülsenfrüchten oder Nudeln und seltsamem Meeresgetier, als sie hereinkamen. Adela stupste mich mit dem Ellbogen an, während sie lebhaft mit dem arbeitslosen Designer weiterplauderte, bei dem wir hängen geblieben waren.
    Unsere Gastgeberin ging auf Simon zu und küsste ihn, ohne den Blick von Edith zu wenden. »Erst brauchen Sie etwas zu trinken, dann müssen Sie mir erlauben, Sie vorzustellen. Kennen Sie David
Samson?« Sie deutete auf einen bekannten Comedystar, der sich fast sofort, als das Paar erschienen war, neben Fiona Grey platziert hatte. Edith ergriff lächelnd seine Hand, ohne zu ahnen, dass er ihre an seine bärtigen Lippen führen würde.
    »Lady Broughton«, sagte er mit seiner vertrauten, volltönend-anzüglichen Stimme und ließ sich den Namen genießerisch im Munde zergehen. Er redete laut genug, dass sich die Umstehenden neugierig umdrehten und die Verbindung zwischen Simon und Edith und den Geschichten herstellten, die sie gelesen oder gehört hatten. Ein leises Raunen ging durch den Raum, man hatte sie erkannt. Edith reagierte kühl auf Samsons aufdringliches Gesülze, und ich glaubte sie murmeln zu hören: »Edith, bitte.« Samson ließ sich nicht beirren. Er hakte sie unter und schickte sich an, mit ihr eine Runde durch den Raum zu drehen. Er wandte sich gleich an die nächste Gruppe, die ihn fragend anblickte, und dröhnte: »Kennt ihr die Countess von Broughton?«
    Edith litt Höllenqualen.
    Ich wäre ihr schon früher zu Hilfe geeilt, doch Adela hielt mich zurück. Ich frage mich, ob es ihr nicht ein boshaftes Vergnügen bereitete, Edith wie eine Gefangene in einem römischen Triumphzug vorgeführt zu sehen. Adela hatte ihren Stand im alten Lager nie gefährdet, als sie sich in diese neue Welt wagte, und wahrscheinlich fiel es ihr schwer, jedes hämische Siegesgefühl zu unterdrücken. Simon kam zu uns und strahlte. Es gibt Menschen, die sich beim Gedanken schütteln, in den Nachrichten zu erscheinen. Andere dagegen können ohne dies nicht leben, wozu Simon gehörte. Er badete in den neugierigen Blicken, die ihm durch den Raum folgten, und war ganz in seinem Element. Wir sonderten uns ab und ließen Adela bei einer finster blickenden Casting-Leiterin stehen, die sie zu meinen Gunsten bearbeiten sollte.
    »Wie geht es dir denn so?«, fragte ich.
    »Prima«, sagte Simon. »Hervorragend.«
    »Was geschieht als Nächstes?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, Scheidung, Hochzeit, Presseerklärungen?«
    Simon hob Augenbrauen und Hände. »Langsam, langsam!«, rief er mit einem Lachen, das Funkengarben stieben ließ. »Du klingst wie meine Mutter.« Man vergisst leicht, dass sogar Leute wie Simon eine Mutter haben. Irgendeine grundanständige Beamtenwitwe, die in einer Wohnung in Leatherhead sitzt und sich fragt, was da überhaupt vor sich geht. Ich ärgerte mich ziemlich über ihn.
    »Dir ist doch klar, dass das keine Lappalie ist? Du siehst doch, dass eine Menge Leute sehr verletzt sind?«
    Er strich mir über die Wange. »Lass gut sein«, sagte er.
    Adela genoss den Abend natürlich immens. Im selben Grad fühlte sich Edith bei ihrer Prozession durch die Räume unwohl, zur Schau gestellt wie eine heilige Kuh. Adela beobachtete Ediths Bemühungen, mit diesen Leuten, die ganz gewöhnlichen Menschen erschreckend ähnlich waren, Smalltalk zu machen, wo sie doch ab zwanzig unermüdlich daran gearbeitet hatte, solchen Leuten für immer zu entrinnen. Die feine Ironie der Situation: Bei allem Hass auf die Welt des Namensaustauschs hatte sich Edith an die beruhigende Behaglichkeit gewöhnt, die auf ihrer begrenzten Mitgliederzahl beruhte. Plötzlich war sie wieder auf freiem Feld, wo keiner die Leute kannte, denen sie je begegnet war. Was sie dabei empfand, ließ sich wohl am besten mit Panik beschreiben. Was redete man bloß mit jemandem, mit dem man weder gemeinsame Interessen noch gemeinsame Bekannte hatte? Nach ihrer Zeit in Broughtonland hatte sie dies völlig vergessen.
    »Na, ich hoffe, sie amüsiert sich.« Adela kuschelte sich in ihren Mantel, als wir die lange Fahrt nach Süden begannen.
    »Ist das dein ehrlicher Wunsch?«
    »Also wirklich! Was hat sie da bloß angerichtet? Und zu gehen, ohne ein Kind produziert zu haben! Das heißt, dass die Tür für immer verschlossen ist. Eine Betise sondergleichen!«
    Meine Frau schaffte es immer noch, mich mit ihrem abgebrühten Pragmatismus zu schockieren, der so friedlich neben ihrer großen und, wie

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