Snow Angel
den Weg machen. Wird etwas dauern durch den tiefen Schnee bis zum Parkplatz.“
„Nina!“ Simon sieht sie entsetzt an. „Wie du das gerade sagst, das klingt furchtbar! Das klingt, als wolltest du morgen einfach so verschwinden. Alleine! Klingt endgültig, klingt nach Abschied, nach Ende, nach …! Bist du verrückt? Glaubst du, ich lasse dich da alleine runtergehen? Da hätte ich dich ja gleich in der Schlucht liegen lassen können. Dann wüsste ich wenigstens nichts von dir.“
Er klingt richtig aufgewühlt. Nina lächelt, steht auf und setzt sich ihm auf den Schoß.
„Aber Simon“, tröstet sie, „du hast ja richtig Angst! Du verstehst mich ganz falsch. Ich meine doch nur, dass wir zu Fuß früh genug aufbrechen müssten. Du solltest schließlich im Hellen wieder hier oben sein!“
„Ich glaube nicht, dass ich das will“, erklärt er und sieht ihr dabei sehr offen in die Augen. „Denkst du, ich könnte nach dieser Nacht mit dir hier noch lässig und zufrieden allein in diesem Bett schlafen? Weiter nett Urlaub mit Hund machen? Alleine? Tag und Nacht ohne dich? Nee, du!“
Uiui, habe ich da etwa gerade den Spieß ein bisschen umgedreht? So, wie er jetzt klingt, liegt ihm aber wirklich was an mir. Das hört sich verdammt nicht nach One Night Stand an.
„Was wirst du denn dann mit deiner halben Freundin machen?“ Nina muss das jetzt wissen. Die Gelegenheit ist günstig.
„Oh, shit! Die habe ich vollkommen vergessen“, sagt Simon grinsend und wirkt wieder völlig gefasst. „Na, die werde ich informieren!“
„Informieren? Wie jetzt?“
„Ich bin kein Scheißkerl, Nina! Sie hat es verdient, anständig behandelt zu werden. Ich werde ihr also unter vier Augen sagen, dass es aus ist. Da müssen wir beide durch. Ich mache so was nicht per SMS. Und auch nicht am Telefon. Ich bin nämlich gemeinhin nicht mal feige.“
Wow! Genau die Nummer kenne ich doch! Lapidare SMS, bloß nicht zu dem stehen, was man tut. Drum herum drücken. Alte Männer haben anscheinend wirklich was für sich.
„So, wie du gerade guckst, kennst du das nicht anders, stimmt‘s Nina?“
„Stimmt! Und ich fand es immer irgendwie … unanständig.“
„Bei mir wirst du dich umgewöhnen müssen. Mit vielem“, sagt er bedeutungsvoll. „Und jetzt, mein Schatz, rein in die Klamotten, Wir sehen mal, wie es mit dem Auto geht.“
7. Kapitel
Der Cherokee ist total eingeschneit. Sie müssen ihn zunächst aus einer Schneewehe buddeln.
Nina fegt das Heck mit einem Besen ab.
S M, hm, wie heißt er eigentlich mit Nachnamen? Eigentlich nicht unwahrscheinlich, dass das seine Initialen sind im Kennzeichen. Ach, egal, das hat Zeit.
„Warte mal, da kann ich gleich Bens Vitamintabletten rausnehmen“, sagt Simon und öffnet die Klappe. Drei Reihen Aluminiumschubladen sind in den Kofferraum eingebaut. Er öffnet eine und nimmt eine Plastikdose heraus. Ben bekommt eine dicke Pille zugeworfen, die er umgehend zerbeißt und frisst.
Nina ist neugierig. „Was hast du hier denn alles drin?“ Eine Lade nach der anderen zieht er für sie auf, zeigt ihr, was sie sehen möchte, erklärt allerhand.
„Wozu braucht denn ein Veterinär so fettes Klebeband?“
„Das ist Gaffa Tape. Beispielsweise für Hufverbände. Und für kleine unartige Mädchen“, neckt er. „Wenn du nicht spurst, sollst mal sehn, wie schnell du damit zusammengeschnürt bist!“
„Wenn du mich morgen nicht runterbringen willst, könntest du mich ja einfach damit fesseln und ich hätte keine Chance wegzukommen“, schlägt Nina albern vor und sieht ihn spitzbübisch an, als sie ihren Gedanken weiter ausführt. „Vielleicht sowieso eine ganz lustige Idee. Dann hätten wir noch mehr Zeit und ich müsste gar kein schlechtes Gewissen haben. Ich könnte ja dann nix dafür.“
„Wenn ich das wollte, meine Süße, würden mir noch ganz andere Sachen einfallen“, erklärt Simon mit einem bedrohlichen Unterton. Blitzschnell dreht er ihr beide Arme auf den Rücken und hält sie sehr fest. Sie steht plötzlich an den Wagen gedrängt und stößt einen kleinen erschreckten Schrei aus.
Wenn ich nicht wüsste, dass er es ist, würde ich jetzt Angst bekommen. Richtig Angst. Mein lieber Schwan ..., der kann ja vielleicht gucken!
Nina läuft ein Schauder über den Rücken, und die Art, wie er sie jetzt küsst ist ihr neu und völlig ungewohnt. Es hat noch einmal eine ganz andere Qualität für sie, als der Kuss heute Morgen vor dem
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