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Snow Angel

Snow Angel

Titel: Snow Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Izabelle Jardin
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mehr anzufangen ist. „Pass mal auf“, versucht sie es auf die sanfte, verständnisvolle Art, „du gehst jetzt in die Falle. Ich bleibe heute Nacht hier. Wir müssen morgen beide früh raus. Ich wecke dich und erst mal schläfst du über die ganze Sache. Morgen reden wir weiter, okay?“ 
    Nina ist erleichtert. Heute würde sie nichts, aber auch gar nichts mehr auf die Reihe bekommen. 
    Beim Einschlafen hat sie das Gefühl zu fallen. Sie zuckt kurz hoch, wird aber nicht wieder ganz wach. Passend schieben sich jene Bilder in den Vordergrund, die sie während des Absturzes gesehen hat. Ihr Körper kommt zur Ruhe und das Letzte, was sie sehen kann, ist Simons besorgtes Gesicht ganz dicht vor ihren Augen. 
     
     

13. Kapitel
     
     

    Simon ist allein. 
    Der Polizeiwagen hat gerade den Weg hinunter zur Straße genommen. Die Einsatzleiterin hatte den Förster gebeten, den jungen Polizeianwärter in der Stadt an der Wache abzusetzen. Simon erwartet die versprochene Rückkehr des Försters. Die Wildfütterung für die kommenden Tage muss mit ihm noch abgesprochen werden. Ben steht neben ihm, sieht ihn an und macht denselben ratlosen Eindruck wie sein Herr. „Immerhin könnte ich dich armen Hund endlich mal füttern. Komm, gehen wir ins Haus.“
    Eiskalt, düster und ungemütlich ist es in der Hütte. Den ganzen Tag war niemand dazu gekommen, Feuer anzumachen. Auf dem hölzernen Fußboden ist eine kleine Blutlache zu erkennen. Direkt vor dem Stuhl, an dem noch Reste des silberfarbenen Tapes kleben. Noch einmal lässt Simon die Vorgänge der letzten Stunden vor seinem geistigen Auge Revue passieren. Der randalierende Wilderer hatte sich, kaum losgeschnitten, versucht unter gewaltigen Schimpfkanonaden der Verhaftung zu entziehen, bis der Notarzt zu einer Beruhigungsspritze griff. Er äußerte zwar vordergründig Bedenken um die Herzgesundheit des Alten, erweckte jedoch eher den Eindruck, seinem unflätigen Wortschwall endlich ein Ende bereiten zu wollen. Die beiden kräftigen Sanitäter hatten den Mann auf einer Trage in den Rettungswagen befördert. Der zweite Beamte wurde zu seiner Begleitung abgestellt. 
    Das Gespräch mit der Polizistin hatte Simon als angenehm empfunden. Nach der Erledigung der notwendigen Formalitäten galt ihr letzter Hinweis nur noch der Ankündigung, dass er in den nächsten Tagen zur Zeugenvernehmung geladen werden würde. Mit aufmunternden Worten ließ sie ihn stehen, um ihrem Kollegen ins örtliche Klinikum zu folgen. Nach der ärztlichen Versorgung wird sie den Alten hinter Schloss und Riegel bringen.
    „Wir sind wieder allein, Hund!“ 
    Mit schief gelegtem Kopf steht Ben vor ihm, und leckt sich über die Schnauze. Wenigstens ist sein Bauch jetzt voll. Simon beginnt zusammenzupacken, den Wagen zu beladen. Er will sofort nach der Wildfütterung heim fahren. Was soll er jetzt auch noch hier? Die Auseinandersetzung mit Lizzy hätte er sich stilvoller gewünscht. Ihr Auftritt war für beide nichts als peinlich gewesen. 
    Das Schlimmste, was aber in diesem Zusammenhang passieren konnte, war das sang-und klanglose Verschwinden von Nina. Während des Packens suchen seine Augen nach Spuren von ihr. Das Kissen im Bett lässt den Abdruck ihres Kopfes erahnen. Es ist noch ein leichter Duft ihres Haares darin gefangen. Simon fühlt sich wie ein Fetischist in dem Moment, als er versucht ihr Bild heraufzubeschwören, indem er die Nase in dem dämlichen Bezug versenkt. Er steckt ihn in ein Extrafach seines Koffers. Die Kaffeetasse, der letzte Gegenstand, den sie hier berührt hat, wird zum Kleinod. Er wäscht sie nicht ab, stellt sie benutzt in den kleinen Küchenschrank. 
    Der Wagen ist fertig gepackt und vom Förster keine Spur zu sehen. Simon hinterlässt ihm einen Zettel an der Windschutzscheibe mit der Bitte zu warten, bis er von der Fütterung zurück ist. Mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken und frischem Heu macht er sich auf den Weg. Es hat nicht mehr so viel geschneit und die Spuren, die Ninas kleine Füße hinterlassen haben, sind noch zu erkennen. Der Nebel hat sich den ganzen Tag über nicht gelichtet. Wo gestern die pralle Sonne auf die Lichtung geschienen hat, ist jetzt alles grau und trüb. Es passt zu seiner Stimmung. 
    Ben ist außergewöhnlich brav heute. Er macht nicht den kleinsten Ansatz, sich als Spurensucher und Jäger zu betätigen, bleibt die ganze Zeit dicht bei Fuß. Er hat offenbar ein gutes Gespür für Simons elenden Zustand.
    Was habe ich falsch gemacht? Habe

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