Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Snow Angel

Snow Angel

Titel: Snow Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Izabelle Jardin
Vom Netzwerk:
rangeht. Die etwas steife, stockende Ansage lässt Simon lächeln. Der alte Herr ist eben nicht sehr vertraut mit moderner Technik. Er hinterlässt eine Rückrufbitte und ist gar nicht ganz sicher, ob sein Text überhaupt abgerufen werden wird. Zumindest kann er die Nummer erkennen und sich zurückmelden. Wann er das tun wird, steht allerdings in den Sternen. Es kann Tage dauern. Simon nimmt sich also vor, es in halbstündigem Rhythmus wieder zu versuchen. 
    Die Anhaltspunkte, die er selbst über Nina hat, sind zu gering, als dass sich daraus sofort eine sinnvolle Aktion machen ließe. Es gibt drei Gymnasien in der Stadt. Mittlerweile ist es Nachmittag geworden. Da wird dort sowieso kein Schüler mehr zu finden sein. Geduld ist also angesagt. Und die fällt ihm gerade sehr schwer.
     
    Als es an der Haustür klingelt, ist er also gar nicht ärgerlich über eine Ablenkung. 
    Eine sehr aufgeregte alte Dame steht vor der Tür. Auf dem Arm hält sie ihren kleinen Spitz, dessen weißes Fell im Genick blutverschmiert ist. Deutlich ist eine klaffende Wunde zu erkennen. 
    „Herr Doktor, Gott sei Dank, Sie sind da! Ich weiß ja, dass Sie Urlaub haben, aber ich habe Ihr Auto im Hof stehen sehen und gehofft, Sie würden uns helfen können. Ich wohne direkt gegenüber und wusste mir gerade nicht anders zu helfen. Es gab eine Beißerei mit einem Schäferhund“, sagt sie entschuldigend. Ihre große Erleichterung ist unübersehbar. 
    Es hätte keinen Sinn, den kleinen Patienten zu einem Kollegen zu schicken. Er braucht dringend sofortige Hilfe. Simon bittet die Dame herein und führt sie in die Praxisräume. „Sie werden mir ein bisschen assistieren müssen. Ich habe keine Helferin hier. Wird das gehen?“ 
    „Na hören Sie mal, Herr Doktor, ich habe den zweiten Weltkrieg miterlebt. Da habe ich schon ganz andere Sachen gesehen“, antwortet sie entschlossen, legt den Hund auf dem Untersuchungstisch ab, zieht sich den Mantel aus und krempelt die Ärmel ihres Pullovers hoch.
     
     

    Es dauert eine gute Stunde, bis Simon den Spitz zusammengeflickt hat. 
    „Wenn mir demnächst eine Helferin ausfällt, darf ich Sie anrufen, ja? Sie haben das großartig gemacht“, sagt er mit einem gewinnenden Lächeln. Dass auch sehr alte Damen seinem Charme erliegen könnten, ist ihm in den letzten zweieinhalb Jahren eigentlich nicht aufgefallen. Möglicherweise hatte diese Eigenschaft sogar einige Zeit lang brachgelegen. Diese Dame strahlt jedenfalls ob des Lobes über beide Wangen und wird sogar ein bisschen rot dabei. Während Simon ihr den Medikationsplan für den Hund schreibt, Antibiotika heraussucht und genaue Anweisungen zur Pflege der Nähte gibt, klingelt leise sein Handy im Wohnzimmer. Er muss es jetzt ignorieren, auch wenn er hofft, es könne Hubert sein. 
    Der Dank der alten Dame ist ihm spätestens jetzt sicher, als er ihr noch hilft, den kleinen Spitz heimzubringen. Sie merkt, dass er es eilig hat, und entlässt ihn schnell mit einem Strahlen im Gesicht.
     
     

    Hubert geht wieder nicht ans Handy, obwohl es sich herausstellt, dass er es tatsächlich war, der gerade probiert hat, ihn zu erreichen. Simon versucht, ihn zu Hause zu erwischen. Fehlanzeige! 
    Wie den Abend herumbringen? Die Idee, einen Freund anzurufen, verwirft er schnell. Hubert ist im Augenblick der Einzige, der seine Seelenlage verstehen kann. Jemandem anderen möchte er sich jetzt nicht erklären müssen. Seit dem späten Katerfrühstück hat er nichts mehr zu sich genommen. Er schnappt sich seine Jacke und macht sich auf den Weg in die Stadt zu seinem Lieblingsitaliener.
     
     

16. Kapitel
     
     

    Jenny klingelt pünktlich um sieben Uhr. 
    „Gibt es was Neues, hat er sich gemeldet?“ Erwartungsvoll sieht sie die Freundin an. 
    „Nichts!“ Nina schüttelt traurig den Kopf. Von ihrer guten Laune ist nicht mehr allzu viel übrig geblieben. Jenny nimmt sie in den Arm und drückt sie sehr fest. „Das wird noch!“, sagt sie, bemüht, ihrer Stimme einen festen, zuversichtlichen Klang zu geben. „Wer weiß, was ihn hindert? Bestimmt gibt es einen guten Grund.“ 
    „Keine Ahnung. Meine Stimmung ist jedenfalls auf dem Tiefpunkt. Das wirst du dir denken können“, seufzt Nina. „Dafür, dass ich heute schon genau genommen drei Einladungen fürs Paco's bekommen habe, sehe ich ganz schön trübe aus, oder?“ 
    „Drei? Wieso denn drei? Ich weiß nur von den beiden Knäblein. Aber die dürftest du doch sowieso nicht besonders ernst nehmen, denke

Weitere Kostenlose Bücher