Snow Angel
lächelnd. „Ich hatte übrigens genau so eine wunderbare, klar denkende Beraterin. Jenny. Erst hat sie mich übrigens als 'egoistisches Arschloch' bezeichnet.“
„Warum das denn?“ Simon ist geplättet.
„Sie hat mir vorgeworfen, ich würde ja froh sein, wenn Laura nie wiederkäme, weil ...“ Nina stockt. Es ist ihr furchtbar peinlich, aber auch sie will jetzt reinen Tisch machen.
„Weil was?“ Er sieht sie forschend an.
„Na, weil ich dich für mich alleine haben will. Und damit hat sie ja recht. Immerhin hatte sie so viel Verständnis, dass sie mir dann auch den ganzen Kram vom 'richtig Kennenlernen' erzählt hat. Damit ich eine 'Alternative' für dich werde, wenn Laura doch noch lebend zurückkäme. Das fand ich am Sonntagabend ziemlich hilfreich, um nicht umzukommen vor Traurigkeit. Aber schon nach der ersten Nacht allein habe ich mich nur noch nach dir gesehnt. Und irgendwie doch die ganze Zeit das Gefühl gehabt, es wird alles gut. Als du dich aber bis abends nicht gemeldet hattest, hab ich gedacht, ich dreh total durch. Jenny hat mich quasi gezwungen, mitzugehen ins Paco's, damit ich auf andere Gedanken komme. Ich WOLLTE bloß gar keine anderen Gedanken!“
„Sollst du auch nicht mehr haben wollen! Ich finde, wir haben genug gelitten und dürfen jetzt auch mal einfach ein bisschen miteinander glücklich sein!“
Nina lacht. Sie fühlt sich wie befreit und ihr kommt ein neuer Gedanke. „Sag mal, woher wusstest du eigentlich, wo du mich findest?“
„Giuseppe! Ich war essen. Hubert habe ich nämlich den ganzen Tag lang nicht erreicht. Ich könnte dir jetzt natürlich eine ganz unglaubliche Geschichte erzählen, von wegen Magnetismus oder so, aber ich denke, es ist gerade sinnvoller, ehrlich zu sein.“
„Und wie hast du mich erkannt unter den mindestens vierhundert Leuten? Eigentlich geht das doch gar nicht. Ich hatte ja kein Schild auf der Stirn bappen- suche dringend Traummann Simon - oder so ...“
„Na, vielleicht doch Magnetismus? Ich habe da oben am Geländer gestanden und wusste nicht, wonach ich wirklich suchen sollte. Ich kenne dich im Skianzug und nackt. Bei diesem Flackerlicht kannst du ja kaum was sehen. Und trotzdem habe ich dich nach ein paar Minuten fixiert. Ich war magisch angezogen, obwohl ich gar nicht erkannt habe, wen ich da anstarre, bis die Lichtzuckerei kurz aufhörte und Antonio auftauchte. Sehr selektive Wahrnehmung, nicht?“
„Ich bin jedenfalls verdammt froh um diesen Tunnelblick, den du da entwickelt hast!“
Simon nimmt ihr das Glas aus der Hand und zieht sie an sich. „Siehst du noch Schatten zwischen uns, Nina?“
„Nein! Und weißt du was? Wenn irgendwelche alten oder neuen aufkreuzen sollten, können die sich auf was gefasst machen. Das kann ich dir versprechen!“
„Nicht nur du!“
„Es wird morgen nichts werden mit Schule, Simon. Es ist schon so spät jetzt. Ich werde einfach mal schwänzen. Weck mich, wenn du mich brauchst“, gähnt Nina und schläft in seinen Armen ein.
21. Kapitel
„Guten Morgen, Herr Westphal, haben Sie gut geschlafen?“, fragt Cornelia.
„Wenigstens ist es nicht arschkalt in eurer staatlichen Privatpension. Bloß die Bedienung könnte ich mir netter vorstellen. Habt ihr nicht ein paar knackige Weiber im Vollzug?“
Die zwei herausgeschlagenen Zähne haben eine Lücke hinterlassen, durch die er nun noch trefflicher sabbern kann. Frederic nimmt ein Taschentuch und wischt den Tisch vor dem Mikro ab.
„Krieg ich jetzt 'ne schicke Prothese auf Staatskosten oder zahlt mir das der Viehdoktor?“, nuschelt der Alte.
„Da wird sich sicher eine Lösung finden“, beruhigt Cornelia. Es fällt ihr etwas schwer, ihre Rolle beizubehalten, und insgeheim ärgert sie sich etwas über die abgesprochene Verteilung. Nun ist es aber nicht mehr zu ändern und sie weiß, wie gut die Erfolge der Vernehmungsmethode im Zusammenspiel mit Frederic immer gewesen sind. Diesen Täter hätte sie nur allzu gern als „böser Bulle“ vernommen. Sie reißt sich zusammen und flötet so honigsüß wie möglich: „Einen schönen Kaffee, Herr Westphal?“
„Kühles Bier wäre mir lieber! Habt ihr nichts hier? Schon zwei Tage ohne Schnaps! Schöne Scheiße“, spuckt er ungehalten.
„Das tut mir nun wirklich furchtbar leid! Aber da haben wir unsere Vorschriften“, entschuldigt sie sich mit sanfter Stimme und bittet Frederic, Kaffee kommen zu lassen. Als sie neben ihm am Tisch steht, um
Weitere Kostenlose Bücher