Snow Angel
„Frederic, machst du das mit dem Protokoll? Ich sehe mir in der Zwischenzeit die Akten noch mal an. Dann reden wir.“
Ihr schwirrt der Kopf. Zurück in ihrem Büro braucht sie zunächst eine Kopfschmerztablette.
Der Kollege Fritsch klopft kurz, reißt ihre Tür auf und schreit in den Raum: „Sandwich, Kaffee, Cola? Ich gehe was holen. Willst du was?“
Mit schmerzverzerrtem Ausdruck greift sie sich an den Kopf. „Bitte, Fritsch, nicht so laut! Mein Kopf platzt gleich. Wir haben gerade Westphal vernommen, falls du es nicht registriert haben solltest.“
Der Kollege macht ein entschuldigendes Gesicht. „Tut mir leid, Conny, was willst du also?“
„Hawaii bitte. Cola dazu. Eine große. Und mach die Tür leise zu!“
Mit einem Knall fällt sie dennoch ins Schloss.
Cornelia stützt den malträtierten Kopf in die Hände und versenkt sich in die Akten.
Schon bevor Fritsch mit dem Essen zurück ist, sieht sie klar.
Ein Telefonat mit der Wache besiegelt den zu erwartenden Verlauf des Nachmittages.
Sie hat angewiesen, Simon Magnussen und Nina Tewes zur Vernehmung ins Präsidium zu bringen.
22. Kapitel
Als Nina aufwacht, stellt sie fest, dass sie allein in dem riesigen alten Bett liegt. Sie ist wunderbar ausgeruht und räkelt sich langsam richtig wach. Kaffeeduft zieht durch die geöffnete Schlafzimmertür.
Boah, geht mir das gut! Jetzt teste ich erst mal die Wahnsinnsdusche!
Sie springt aus dem Bett, lässt den Kimono darauf liegen und geht ins Bad. Es ist ein Vergnügen, zwischen den verschiedenen Brausefunktionen zu wechseln. Mal pulsierend, mal kräftig massierend und mal ganz sanft trifft das warme Wasser auf ihren Körper. Große, weiche Badetücher hängen an Wärmevorrichtungen. Luxus pur.
An dem Doppelwaschbecken, in dem man ohne Weiteres sogar Kleinkinder hätte baden können, sucht sie nach ihrem wichtigsten Morgenutensil. Nach einer Zahnbürste. Und wird fündig.
Es liegt eine nagelneue, noch verpackte auf dem breiten Rand. Darunter ein Zettel, auf dem in kräftiger Männerhandschrift „Ninas“ steht. Sie ist gerührt und bekommt das Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht, als sie sich die Zähne putzt.
Mit dem Gefühl, nichts könnte sie heute aus dem Gleichgewicht bringen, nichts ihren Glückszustand auch nur für Sekunden trüben, zieht sie sich den Kimono wieder über, lässt den Gürtel offen und geht die Wendeltreppe hinunter.
Simon steht in der Küche. Leise schleicht sie sich von hinten an und umarmt ihn.
„Guten Morgen, Schnee-Engel-Schlafmütze“, sagt er mit liebevoller, warmer Stimme und dreht sich um. „Wow, frisch geduscht und immer noch fast nackt! Das gefällt mir.“
Sanft gleiten seine Hände unter den Morgenmantel, streicheln ihren Rücken und verweilen auf ihrem knackigen Po. Der erste Morgenkuss ist so intensiv, dass Nina sich gleich wieder zurück im Bett sieht. Sie hat sich getäuscht.
„Erst mal frühstücken!“, sagt er und deutet auf den gedeckten Tisch im Esszimmer. Die Sonne fällt durch die hohen Fenster. Draußen erkennt Nina eine weite Fläche fast unberührten frischen Schnees. Nur eine Spur von Bens Tapsen zeugt von morgendlichen Aktivitäten.
„Komm, setz dich, iss erst mal was“, schlägt Simon vor.
Ein gewaltiger Strauß roter Rosen steht neben dem Platz auf den er deutet.
„Sind die etwa für mich?“ Nina ist platt.
„Natürlich sind die für dich! Wem sollte ich wohl sonst fünfzig rote Rosen auf den Frühstückstisch stellen?“
„Oh, Simon! Noch nie hat mich jemand so verwöhnt. Ist das schön!“, ruft sie aus und steckt ihre Nase in den duftenden Strauß. „Aber ...“ Für einen Moment erscheint ein trauriger Ausdruck auf ihrem Gesicht.
„Was aber?“, fragt er.
„Du beschenkst mich dauernd und ich habe nichts für dich.“
„Och, Süße, du bist hier! Das ist Geschenk genug.“
Nina hat eine Idee. Ehe er sie greifen und an sich ziehen kann, steht sie vor der Glastür zum Garten.
Als sie sie öffnet, beißt eisige Luft ihre Haut.
Egal, ich mach das jetzt!
Bevor Simon sie hindern kann, hat sie den Kimono herunterrutschen lassen und ist blitzschnell im Garten. Rücklings lässt sie sich in den Schnee fallen, breitet Arme und Beine aus, bewegt sie ein Hampelmann. Schnell ist sie wieder auf den Füßen. Simon steht kopfschüttelnd in der offenen Tür, nimmt sie wärmend in die Arme.
„Guck! Für dich. Ein Schnee-Engel“, bibbert sie
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