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Snow Crash

Titel: Snow Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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umgestürzte Motorrad, jeder will der erste sein, der es für sich beansprucht.
    Er kann ein tiefes Rumpeln in der Brust spüren und muß eine Weile an Ravens Motorrad in L. A. denken, das er zuerst gespürt und dann gehört hat. Aber hier ist kein Motorrad in der Nähe. Das Geräusch kommt von oben. Es ist ein Hubschrauber – ein Chopper. Einer von der fliegenden Sorte.
    Hiro kann verfaulenden Tang am Strand riechen, so nahe ist er dran. Er geht um eine Ecke, befindet sich in der Straße zum Kai und sieht direkt in die Fassade des Spectrum 2000. Auf der anderen Seite ist Wasser.
    Der Hubschrauber kommt den Fjord herauf, dem er vom offenen Meer landeinwärts folgt, und hält genau auf das Spectrum 2000 zu. Es ist ein kleiner, wendiger, mit einer Menge Glas. Hiro kann die Kreuze sehen, die überall darauf gemalt wurden, wo früher rote Sterne waren. Er ist brillant und blendend im kühlen
Blau des frühen Morgens, weil er eine Spur von Sternen nach sich zieht, blauweiße Magnesiumfackeln fallen alle paar Sekunden heraus, landen unten im Wasser, wo sie weiterbrennen und einen astralen Weg durch das gesamte Hafenbecken bilden. Sie sind nicht nur da, weil sie cool aussehen. Sie sind da, um Raketen mit einem Wärmesuchkopf abzulenken.
    Von seiner Position aus kann er das Dach des Hotels nicht sehen, weil er direkt davorsteht. Aber er hat das Gefühl, daß Gurow da oben warten muß, auf dem höchsten Gebäude in Port Sherman, wo er auf eine Evakuierung in der Dämmerung wartet, auf einen Flug zum porzellanartigen Himmel, zum Floß.
    Frage: Warum wird er evakuiert? Und warum machen sie sich wegen dieser Raketen Gedanken? Hiro merkt mit einer gewissen Verspätung, daß die Kacke hier verdammt am Dampfen ist.
    Wenn er das Motorrad noch hätte, könnte er einfach die Feuerleiter damit hinauffahren und nachsehen, was da vor sich geht. Aber er hat das Motorrad nicht mehr.
    Ein dumpfes Bumsen ertönt vom Dach des Gebäudes rechts von ihm. Es ist ein altes Bauwerk, eine der ursprünglichen Pionierunterkünfte von vor hundert Jahren. Hiros Knie geben nach, er sperrt den Mund auf, krümmt unwillkürlich die Schultern und sieht nach der Ursache des Geräuschs. Und dabei fällt ihm etwas auf, etwas Kleines und Dunkles, das von dem Gebäude wegflitzt und in der Luft emporsteigt wie ein Sperling. Als er sich etwa hundert Meter über dem Wasser befindet, fängt der Sperling Feuer, hustet eine gewaltige Wolke gelben Rauchs aus, verwandelt sich in einen weißen Feuerball und schnellt vorwärts. Es wird immer schneller und schneller und rast durch die Mitte des Hafens, bis es direkt durch den kleinen Hubschrauber hindurchfliegt, zur Windschutzscheibe hinein und hinten wieder raus. Der Hubschrauber verwandelt sich in eine flammende Wolke, aus der dunkle Metalltrümmer herausfliegen – wie ein Phoenix, der sich aus seiner Schale befreit.
    Anscheinend ist Hiro nicht der einzige in der Stadt, der Gurow haßt. Jetzt muß Gurow herunterkommen und ein Boot nehmen.
    Die Halle des Spectrum 2000 ist ein befestigtes Lager voll mit
bewaffneten Vollbärten. Sie trommeln die Verteidigung noch zusammen, immer mehr Soldaten schnalzen aus ihren Münzspinden, ziehen die Jacken an, schnappen ihre Gewehre. Ein feister Typ, wahrscheinlich ein Tatare, der von der Roten Armee übriggeblieben ist, läuft in einer abgewandelten sowjetischen Marineuniform herum, schreit die Leute an und schubst sie hierhin und dorthin.
    Gurow mag ein heiliger Mann sein, aber er kann nicht über das Wasser wandeln. Er muß auf die Straße zum Kai herauskommen, muß die zwei Blocks zum Tor zurücklegen, das ihm Zugang zu dem gesicherten Pier verschafft, und sich an Bord der Kodiak Queen begeben, die auf ihn wartet; schwarzer Rauch quillt langsam aus den Schloten, Lichter gehen an. Am anderen Ende des Piers der Kodiak Queen liegt die Kowloon, das Schiff von Mr. Lees Groß-Hongkong.
    Hiro dreht dem Spectrum 2000 den Rücken zu, läuft die Straße zum Kai auf und ab und sucht die Logos ab, bis er das gefunden hat, was er sucht: Mr. Lees Groß-Hongkong.
    Sie wollen ihn nicht hineinlassen. Er zeigt seinen Paß; das Tor wird geöffnet. Der Wachmann ist Chinese, spricht aber etwas Englisch. Das ist ein Maßstab dafür, wie verworren die Lage in Port Sherman ist: Sie haben einen Wachtposten am Tor. Normalerweise ist Mr. Lees Groß-Hongkong ein offenes Land, das

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