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Snow Crash

Titel: Snow Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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sprechen.
    Ein paar Tage schläft sie eine Menge während des Jobs und wird von den stämmigen russischen Damen wachgepiekst, die hier arbeiten. Außerdem ißt sie ein bißchen. Einige der Fische, die hier verarbeitet werden, sehen reichlich übel aus, aber manchmal ist auch Lachs darunter. Das weiß sie nur, weil sie im Shopping Center immer Sushi gegessen hat – Lachs ist das orangerote Zeug. Also macht sie sich ihr eigenes Sushi, mampft von dem frischen Lachsfleisch, und es ist gut. Es macht ihr den Kopf ein wenig klarer.
    Als sie den Schock überwunden und sich ein bißchen eingewöhnt hat, sieht sie sich um, beobachtet die Damen, die Fisch schneiden, und überlegt sich, daß so das Leben für etwa neunundneunzig Prozent aller Menschen auf der Welt aussehen muß. Man ist hier. Andere Menschen sind um einen herum, aber sie verstehen einen nicht, und man versteht sie nicht, und trotzdem wird ständig sinnlos gebrabbelt. Um am Leben zu bleiben, muß man jeden Tag den ganzen Tag mit dummer Arbeit verbringen. Und man kann nur raus, wenn man kündigt, sich losschneidet, ein Boot nimmt und in die böse Welt hinauszieht, wo man untergeht und nie wieder jemand was von einem hört.
    Sie ist nicht besonders gut im Zerlegen von Fisch. Die großen, stämmigen russischen Tussis – stapfende Babuschkas mit schlaffen Gesichtern – keifen ununterbrochen auf sie ein. Sie hängen rum und sehen sie mit Gesichtern an, als könnten sie nicht glauben,
was für ein Trottel sie ist. Dann versuchen sie ihr zu zeigen, wie man es richtig macht, aber sie ist trotzdem nicht gut. Es ist schwer, und ihre Hände sind ständig kalt und ungelenk.
    Nach ein paar frustrierenden Tagen geben sie ihr einen neuen Job, weiter unten in der Hierarchie: sie machen eine Küchenmamsell aus ihr. Wie eine der alten Schreckschrauben in der High-School-Mensa. Sie arbeitet in der Kombüse eines der gro-βen russischen Schiffe, schleppt Töpfe voll gekochtem Fisch ans Buffet, schöpft ihn in Teller und schiebt ihn über den Tresen zu einer endlosen Schlange von religiösen Fanatikern, religiösen Fanatikern und mehr religiösen Fanatikern. Nur scheinen sie diesmal mehr Asiaten und fast gar keine Amerikaner zu sein.
    Sie haben eine völlig neue Spezies hier: Leute, denen Antennen aus den Köpfen wachsen. Die Antennen sehen wie an den Walkie-talkies von Cops aus: kurz, stumpf, aus schwarzem Gummi. Sie ragen hinter dem Ohr auf. Als sie zum erstenmal einen von ihnen sieht, überlegt sie sich, daß es ein neuer Walkman sein muß, und sie will den Typen fragen, woher er ihn hat und was er sich anhört. Aber er ist ein komischer Kauz, komischer als alle anderen, mit einem permanenten Tausendmeterblick und einem chronischen Anfall von Gebrabbel, und ihr wird so mulmig, daß sie ihm nur eine extragroße Portion hinschiebt und ihn in der Schlange weiterwinkt.
    Von Zeit zu Zeit erkennt sie sogar jemanden, der mit ihr im Wagen gewesen ist. Aber sie scheinen sie nicht zu kennen; sie sehen einfach durch sie hindurch. Mit glasigen Augen. Als hätten sie eine Gehirnwäsche hinter sich.
    Sie kann nicht glauben, daß sie so lange gebraucht hat, um dahinterzukommen, was sie mit ihr machen. Und darum ist sie um so wütender.

44
    In Wirklichkeit ist Port Sherman ein überraschend kleines Kaff, eigentlich nur ein paar quadratische Blocks. Bis das Floß kam, lag die Anzahl der ständigen Einwohner bei einigen Tausend. Jetzt müssen es an die fünfzigtausend sein. Hiro muß ein wenig langsamer machen, weil die Flüchtis alle vorübergehend auf der Straße schlafen, ein Verkehrshindernis.
    Aber das macht nichts, es rettet ihm das Leben. Denn kurz nachdem er Port Sherman erreicht hat, verkanten sich die Räder seines Motorrads – die Speichen werden starr – und die Fahrt wird ungeheuer holperig. Ein paar Sekunden danach fällt das gesamte Motorrad aus, wird zu einer trägen Masse aus Metall. Nicht einmal der Motor funktioniert noch. Er schaut auf den Flachbildschirm am Treibstofftank, weil er eine Statusmeldung will, aber er sieht nur Schnee. Das Bios ist abgestürzt. Sein Motorrad ist von Aschera besessen.
    Darum läßt er es mitten auf der Straße stehen und geht zu Fuß zur Küste. Hinter sich kann er die Flüchtis aufwachen und sich aus ihren Schlafsäcken und Decken strampeln hören – alle stürzen sich auf das

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