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Snow Crash

Titel: Snow Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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Dixie-Tasse zu trinken, während die andere ihr langsam und behutsam das Klebeband abnahm.
    Die Schuhe hatten sie ihr schon ausgezogen, als sie in dem Kleinbus aufgewacht war, und niemand bot ihr ein neues Paar an. Und aus ihrem Overall hatten sie alles herausgenommen. Alle guten Sachen waren weg. Aber unter dem Overall hatten sie nicht gesucht. Die Hundemarken besaß sie noch. Und noch etwas, etwas zwischen ihren Beinen, das eine Dentata genannt wurde. Das konnten sie unmöglich gefunden haben.
    Sie hat immer gewußt, daß die Hundemarken wahrscheinlich ein Schwindel waren. Onkel Enzo läuft nicht einfach so herum und schenkt seine Kriegsandenken an fünfzehnjährige Tussis. Aber vielleicht kann man irgend jemanden doch noch damit beeindrucken.
    Die beiden Frauen heißen Marla und Bonnie. Sie bleiben ständig bei ihr. Und nicht nur in der Nähe, sie fassen sie an. Jede Menge Umarmen, Drücken, Händchenhalten und Haarezausen. Als sie zum erstenmal aufs Klo geht, geht Bonnie mit ihr, macht die Tür der Kabine auf und bleibt doch tatsächlich bei ihr drinnen stehen. Y. T. glaubt, Bonnie macht sich Sorgen, sie könnte auf der Toilette ohnmächtig werden, oder so. Aber als sie das nächstemal pinkeln geht, wird sie von Marla begleitet. Sie hat überhaupt keine Privatsphäre.
    Das Problem ist, irgendwie kann sie nicht bestreiten, daß es ihr gefällt. Die Fahrt im Kleinbus hat wehgetan. Echt schlimm weh. Sie hat sich in ihrem ganzen Leben noch nie so einsam gefühlt. Und jetzt ist sie barfuß und schutzlos an einem unbekannten Ort, und sie geben ihr, was sie braucht.
    Nachdem sie in Reverend Waynes Pearly Gates ein paar Minuten zur Verfügung gehabt hat, um sich frischzumachen –
was immer das heißen mag -, stiegen sie und Marla und Bonnie in einen großen Kabinenlaster ohne Fenster ein. Der Boden war mit Teppichboden ausgelegt, aber es gab keine Stühle, daher setzten sich alle auf den Boden. Als sie die Hecktür aufmachte, war der Wagen schon überfüllt. Es sah unmöglich aus; Y. T. wich zurück und stieß gegen Marla und Bonnie. Aber die Leute im Wagen stießen einen fröhlichen Jubelruf aus, ihre Zähne funkelten in der Dunkelheit, und sie machten eine winzige Stelle für sie frei.
    Die beiden nächsten Tage verbrachte sie zwischen Bonnie und Marla in dem Wagen eingequetscht und hielt ständig Händchen mit ihnen, so daß sie sich ohne Erlaubnis nicht einmal in der Nase bohren konnte. Sie sangen fröhliche Lieder, bis ihr Gehirn zu Tapioka wurde. Sie spielten alberne Spiele.
    Mehrmals jede Stunde fing jemand in dem Wagen an zu babbeln, genau wie die Falabalas. Wie die Leute von Reverend Waynes Pearly Gates. Das Babbeln pflanzte sich in dem Wagen fort wie eine ansteckende Krankheit, bis alle es machten.
    Außer Y. T. Sie schien es nicht auf die Reihe zu kriegen. Ihr kam es albern und peinlich vor. Also tat sie nur so.
    Dreimal täglich hatten sie die Möglichkeit zu essen und sich zu erleichtern. Das geschah immer in einer Burbklave. Y. T. konnte spüren, wie sie von der Interstate herunterfuhren und einen Weg auf kurvenreichen städtischen Straßen, Höfen, Wegen und Kreisverkehren suchten. Ein Garagentor wurde elektrisch in die Höhe gezogen, der Lieferwagen fuhr hinein, das Tor wurde hinter ihnen geschlossen. Sie betraten ein Vororthaus ohne Möbel und andere Anzeichen, daß es bewohnt wurde, setzten sich in leeren Zimmern auf den Boden – eines für Mädchen, eins für Jungs – und aßen Kuchen und Kekse. Das spielte sich stets in einem völlig leerstehenden Zimmer ab, aber das Dekor wechselte jedesmal: in einem Haus eine rustikale Blumentapete und ein Geruch wie von ranziger Butter. In einem anderen eine blaue Tapete mit Hockeyspielern, Footballspielern, Basketballspielern. In einem anderen weiße Wände mit alten Spuren von Wachsmalstiften darauf. Wenn sie in diesen leeren Zimmern
saß, betrachtete Y. T. die Druckstellen früherer Möbelstücke auf dem Fußboden und die Dellen im Verputz, sann darüber nach wie eine Archäologin und stellte Mutmaßungen über die längst verschwundenen Familien an, die hier gelebt haben mochten. Aber gegen Ende der Fahrt achtete sie überhaupt nicht mehr darauf.
    Im Wagen konnte sie außer Singen und Johlen nichts hören und außer den dichtgedrängten Gesichtern ihrer Reisegefährten nichts sehen. Wenn sie

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